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Das letzte Philharmonische und Mahlers Dritte

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Ende gut, alles gut. Im achten (und letzten) Philharmonischen Konzert wurde zwar die Zeitgrenze nicht überschritten, aber es gab ein bei uns selten gespieltes Werk, Ferruccio Busonis „T u r a n d o t“ - S u i t e. Gewiß sind diese vier Miniatursätze, die Busoni 1906 als Bühnenmusik zu Gozzis Märchendrama schrieb, nicht so kühn, wie der im gleichen Jahr veröffentlichte „Entwurf einer neuen Aesthetik der Tonkunst“. Doch ist es geistvolle, originelle und reizvoll-exotisch instrumentierte Musik, die man mit Vergnügen hört. Der „Turandot“-Suite ging eine kurze Streichersymphonie von Vivaldi (,,01ympia“-0uvertüre) voraus, deren üppigen Streicherklang Mario Rossi nicht ganz so intensiv zum Leuchten brachte wie die glitzernden Farben von Respighis „Fontane di Roma“. Den zweiten Teil des Konzertes bildete die 3. Sympho- n i e von Brahms, mit welcher die Philharmoniker unter die Darbietungen ihres heurigen Abonnementzyklus den Schlußpunkt setzten.

Gustav Mahlers 3. Symphonie, dieses sechssätzige Riesenwerk von mehr als eineinhalbstündiger Dauer, wurde unter der Leitung von Hans Swarowsky im Konzerthauszyklus „Neue Musik“ aufgeführt. In den letzten drei Teilen treten zum großen Orchester noch Frauen- und Knabenstimmen sowie ein Altsolo. „Symphonie heißt mir eben mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen“ und „Die Welt, die Natur als Ganzes ist es, die sozusagen aus unergründlichem Schweigen zum Tönen und Klagen erweckt ist“. Diese Worte Mahlers umschreiben am besten den „Gehalt“ dieses genialischen . Riesenwerkes, das durch die Wiener Symphoniker, tf tf rmlknchoty'er'Siftgalfedefriie,1 die Wiener Sängerknaben und Hilde Rössel-lUajäan eine denkwürdige Aufführung erlebte. Höchstes Lob gebührt Hans Swarowsky. der — auswendig dirigierend — den geistigen und musikalischen Gehalt des Werkes gleichermaßen zu verdeutlichen vermochte und vom ersten bis zum letzten Takt jene hohe Spannung und Präzision hielt, welche zu den Ausdruckselementen der Mahlerschen Musik gehören.

Als Solist, Dirigent und Komponist wurde Enrico M a i n a r d i anläßlich seines 60. Geburtstages im vollbesetzten Mozartsaal gefeiert. Vom Kammerorchester begleitet, spielte der Maestro das D-dur- Konzert von Haydn, dessen Autograph vor kurzem in der Musiksammlung der Nationalbibliothek aufgefunden wurde und dessen Authentizität hiermit endgültig erwiesen ist, und als Dirigent interpretierte er Schuberts 3. Symphonie. Die an dieser Stelle bereits anläßlich ihrer Erstaufführung besprochene „M u s i c a per archi", eine ernste, zuweilen an Bartök und Malipiero erinnernde monothematische Komposition, beweist, daß Mainardi auch ohne sein weltberühmtes Cello ein großartiger Musiker wäre.

In einem Konzert der IGNM in der Musikakademie spielte die junge Amerikanerin Charlotte Z e 1 k a neue Klaviermusik. Nach den „Sieben Stücken“ von Arthur Schnabel, dem berühmten Pianisten und Lehrer, der 1951 in der Schweiz starb, und nach 20 Miniaturen aus dem Jahre 1955 von Ernst K r e n e k wirkten Hindemiths 2. Sonate und die Stücke aus B a r t ö k s „Mikrokosmos“ geradezu als leichtere Kost. Sie waren es aber- keineswegs für die Pianistin, denn das große „Ostinato“ und die rasanten „Tänze im bulgarischen Rhythmus“ gehören zum Vertracktesten der neueren Klavierliteratur. Charlotte Zelka spielte die 44 Stücke ihres Programms mit perfekter Technik und unfehlbarem Gedächtnis: eine Leistung ersten Ranges.

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