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Musik im Rundfunk und im Konzertsaal
Ein Konzert im Großen Sendesaal des Oester- reichischen Rundfunks, das von Argeo Quadri geleitet wurde, den wir als Dirigenten italienischer Meisterwerke in der Volksoper schätzen lernten, brachte eine interessante und lohnende Wiederentdeckung: Giacomo Carissimis biblisches Oratorium „J e p h t e" (um 1650), ein kraftvolles Stück Musik, dramatisch, kontrastisch und wohlklingend. — Dagegen ist Gabriel Faures „Ballade für Klavier und Orchester“ (ursprünglich ein Vortragsstück für Piano solo) allzu glatt und gefällig, harmonisch simpel und für Faurė nicht charakteristisch. Hörenswert war die liebevolle und sensible Interpretation durch Jeanne M a n c h o n, die mit ihrem weichen Anschlag bezauberte — als wär’s von Debussy. Alfredo C a s e 11 a s Musik zu der Pirandello-Komö- die „La G i a r a“ wirkt, wenn einmal der Reiz der Neuheit dahin ist, ziemlich flach, billig-folkloristisch und zu lärmend-knallig, als daß sich eine Ueber- tragung in den Konzertsaal lohnen würde.
Das letzte öffentliche Rundfunkkonze. t am vergangenen Sonntag vormittag, das auch über den
Sender Wien II übertragen wurde, war dem Schaffen Anton Heillers (Jahrgang 1923) gewidmet. Die vom Komponisten vorgetragene 2. Orgelsonate aus dem Jahre 1947 hat trotz streng linearer Schreibweise großen lyrischen Reiz und ist charakterisiert durch ihre zarten Farben und die stockend-zögernde Bewegung. — Die anläßlich ihrer Uraufführung beim Internationalen Musikfest von 1955 an dieser Stelle besprochene Psalmenkantate fesselt, auch beim zweiten Hören, am stärksten in ihrem mittleren Teil, der vom „homo insipiens“ mit aufpeitschenden, jazzartigen Rhythmen kündet und in ein faszinierendes Schlagwerksolo mündet. — Dirigent des Rundfunk-Chores und -Orchesters war der Komponist, eine der stärksten und ausgeprägtesten schöpferischen Begabungen seiner Generation.
Das Meisterduo Enrico Mainardi-Carlo Zecchi gab zwei Konzerte im Mozart-Saal des Konzerthauses. Auf dem Programm des ersten standen drei Cellosonaten von J. S. Bach. Das zweite wurde mit der streng diatonischen Sonatine von Malipiero eröffnet, deren reine Harmonien und Kantilenen den
Geist des italienischen 17. Jahrhunderts beschwören, dem Malipiero auch als Herausgeber der Werke Monteverdis verbunden ist. Als Erstaufführung spielte Mainardi seine dreisätzige Sonate für Violoncello und Klavier aus dem Jahre 1955, ein schönes, nobles, ernstes und ausdrucksvolles Werk, das auf zwei Zwölftonreihen beruht. Die Meisterschaft der beiden Solisten und ihr harmonisches Zusammenwirken kam auch der pastoralen Brahms- Sonate op. 38 zugute, während Beethovens zwölf Variationen über eine Zauberflötenmelodie wie die Faust aufs Auge in dieses Programm paßten.
Das Kammerorchester der Wiener Kon-
Der Geiger Arthur Grumiaux (Vgl. „Die Furche“ vom 28. Februar)
zerthausgesellschaft zeigte unter der Leitung Paul Angerers in J. S. Bachs festlich-strahlender D-Dur-Suite hervorragende Spieldisziplin und ein beachtliches Klangvolumen. — Das erstaufge- führte" Cembalokonzert von Bohuslav Martinu (mit Isolde Ahlgrimm als Solistin) ist der Barockmusik und der Sequenz mehr verpflichtet, als seiner Originalität dienlich ist. Aber es ist angenehm zu hören, besonders in einigen polytonalen Stellen und wegen seiner sehr reizvollen tiefen Timbres: das begleitende Oktett wird harmonisch und klanglich von einem Klavier grundiert, das von Gertraud Kubascek sicher und diskret gespielt wurde. — (Den zweiten Teil des Konzertes konnte der Referent wegen der gleichzeitig laufenden „Carmen“-Aufführung, die zu besuchen war, nicht hören.)
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