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Die Münchener Philharmoniker in Wien

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Unter ihrem ständigen Leiter, Generalmusikdirektor Fritz R i e g e r, spielten die Münchener Philharmoniker im Zyklus „Die große Symphonie“ ein interessantes Programm, dessen einzelne

— grundverschiedene — Stücke jeweils andere Qualitäten des Orchesters hervortreten ließen und dieses Gastspiel auch in rein künstlerischer Hinsicht rechtfertigten. Es war nur logisch, aus der Stadt, die unter den Bruckner-Pflegestätten den zweiten (wenn nicht gar den ersten) Platz einnimmt, Bruckners Siebente mitzubringen.*

— In diesem zu etwa drei Vierte} aus jüngeren Kräften bestehenden Orchester scheint große Tradition wirksam zu sein. Die MüncheÄer Philharmoniker sind die Nachfolger des berühmten Kajm-Orchesters, und Fritz Rieger trat das Erbe Oswald Kabastas an. Heben wir vor allem die Tonqualität dieses Ensembles hervor, das an vielen Stellen philharmonischen Glanz gewinnt: ausgezeichnete Holzbläser, ein imposantes Blech, sehr gute 1. Violinen und Celli. Manche Uebergänge hört man von Wiener Orchestern weicher, und der zweite Satz der Siebenten geriet an einigen Stellen etwas langweilig und spannungslos, anstatt „sehr feierlich und langsam“. Doch hörte man, trotz lebhafterer Zeitmaße, viel Schönes und Ausdrucksvolles. — Als Visitenkarte für die intensive R i c h a r d - S t ra u ß-Pflege Münchens mag man die delikate Begleitung der „Vier letzten Liener“ betrachten, die an dieser Stelle bereits besprochen wurden und die am 2. Abend Hüde Konetzni sang. — Boris Blachers „Concertante Musik für O r c h e s t er“, ihrer Geistigkeit zwar keineswegs bajuwarisch, vertrat die Musica viva, die sich nach dem Kriege in München besonderer Förderung und Beliebtheit unter den Jungen erfreut: ein flottes, elegantes Musizierstück, das vom ersten Takt an recht ungeniert mit dem Jazz liebäugelt, also „rassisch“ nicht recht einwandfrei ist und bei seiner Uraufführung 1937 einige Betretenheit — bei den einen — und Augurenlächeln — bei den andern — hervorgerufen haben mag. Dieses erfolgsicheren Fünfzehn-Minuten-Stückes sollte sich bald ein Wiener Orchester annehmen!

Den Zyklus der Tonkünstler, der wieder neun ordentliche Sonntagnachmittagskonzerte umfaßt, eröffnete Robert Heger mit seinen V e r d i - V a r i a t i o n e n op. 13. Sie sind technisch routiniert gemacht und spielen sich ausgezeichnet, leiden aber unter der banalen Harmonisierung des Themas und sind viel zu sehr von der Diktion eines Brahms und Richard Strauss abhängig, um als eigenständiges Werk gelten zu können. Um so erfreulicher war in diesem Rahmen (der mit der 1. Symphonie von Brahms geschlossen wurde) das Konzert für die linke Hand von Maurice Ravel, 1931 für Paul Wittgenstein geschrieben und von Hans Graf sehr ordentlich gespielt. Aber gerade dieses Werk verlangt auch vom Orchester mehr als eine schulmäßige Begleitung. Nun sollte bald einmal wieder gezeigt werden, was aus diesem Stück herauszuholen ist, etwa auf die Art von Casadesus ...

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