6586276-1951_48_11.jpg
Digital In Arbeit

Aus der Fülle

Werbung
Werbung
Werbung

Im Zyklus .Die große Symphonie“ hörten wir in großer Besetzung und exakter Ausführung (Symphoniker, Singveredn, Dirigent Vittorio Gui) eine gleichwohl etwas blutleere Wiedergabe von H ä n d e 1 s Oratorium .Israel in Ägypten“, darin die prachtvollen (und ebenso gesungenen) Chöre das einzig Pulsierende waren. Von den Solisten boten Walter Berry und Otto Edelmann in ihrem Zwiegesang eine hervorragende Leistung. — Die Chorvereinigung Jung-W i e n sang anläßlich ihres fünfjährigen Bestandes unter Leitung von Prof. Leo Lehner ein Konzert mit ausgedehntem, fast zu gemischtem Programm, das allerding» in Schuberts Chor der Engel, Tittels .Säerspruch“ sowie vor allem in Bruckners .Ave Maria“ Spitzenleistungen chorischen Singens bot. Frische der Stimmen, exakte Sauberkeit und vorbildliche Textaussprache sind die großen Positiva dieses Jugendchors, während Dynamik und Vortrag noch der Vervollständigung bedürfen. — Im Zyklus .Meisterwerke“ brachte das CollegiummuslcumWien, geleitet von Kurt Rapf, Händeis Concerto grosso B-dur op. 3/2, Boccherinis Violoncellokonzert B-dur sowie Mozarts Klavierkonzert A-dur, K. V. 414. Edith Bertschinger, Peter Sdiwarzl, Alice Straß-Kaufmann und Felicitas Karrer boten gediegene solistische Leistungen, das kleine Orchester spielte mit sehr anerkennenswerter Sauberkeit und Präzision. Der letzte Satz der abschließenden .Kleinen Nacht-muaik“ geriet gleichwohl vinmozartisch hastig. —

Bereits an seinem ersten Abend und mdt dem ersten dargebotenem Werk, Mozarts

Am 5. Oktober 1951 würde dar Schlußstein im Gewölbe durch Erzbischof Kardinal Dr. Theodor Innitzer persönlich versetzt. Die Urkunde hält dieses Ereignis fest und wird in wenigen Tagen in den Scheitel dar Gewölbe eingemauert.

B-dur-Quartett, K. V. 428 C, mit dem fast beethovenschen Adagio, erwies sich das Musikvereinsquartett als würdiger Nachfolger des Schneiderhan-Quartetts und erhöhte diesen Eindruck mit der klassisch ausgewogenen Interpretation von Debussys g-moll-Quartett und Mozarts Streichquintett, K. V. 516, hinter dessen preziösen Formen reiches, bewegtes Leben pulsiert. Der edle, zügige Ton des Primus Walter Barylli belebt sich am Gegenspiel der Partner, ohne sie zu beschatten und zu.Begleitern“ zumachen. — Eine Novität bescherte der Abend des Koeckert-Quartetts in dem neuaufgefundenen Streichquartett c-moll von Anton Bruckner, das aus dem Jahre 1862 stamt und, von einigen Stellen abgesehen, noch recht wenig brucknert, irgendwie sogar an Mendelssohn erinnert, einen neuen Zug in das Bild des Meisters daher kaum zu bringen vermag. Mozarts Es-dur, K. V. 428, geriet ein wenig dicklich, wie denn überhaupt das klangliche Air dieses Vierspiels un« nicht voll befriedigt. Nichtsdestoweniger verdient die vitale Wiedergabe von Smetanas .Aus meinem Leben“ unsere uneingeschränkte Anerkennung.

Carla Martinis' Liedgesang vermag uns, wie ihr Liedprogramm, nicht zu begeistern. Doch erhält die schöne Stimme sofort Glanz und Durchschlagskraft im Dramatischen, wodurch der aus Anien bestehende zweite Teil ihres Abends zum verdienten großen Erfolg wurde. — Auch Emanuel List holt seine größten Triumphe aus den Arien, wiewohl er sich auch in Liedern von Schubert und Wolf, vor allem aber in. der zeitlos gültigen Interpretation von Schumanns .Grenadieren“ sowie einiger Negro-Spirituals als Meister präsentierte. Seiner substanzreichen, in ihrem großen Umfang wunderbar ausgeglichenen, besonders in der Tiefe weich und voll tönenden Baßstimme stehen alle Nuancen des Ausdrucks

In gleich natürlicher Vortragsweise zur Verfügung, das Humorige vielleicht in persönlich vorwiegender Potenz.

Während Margareta Kenney mit Gesängen von Manuel de Falla (Siete canclones populäres) und Ravel (Troas Chansons Made-casses) und Sadan Candar mit Arien von Pergolese, Puccini und Verdi sich beachtliche Erfolge ersangen, möchte man angesichts ihrer Programme gerne einmal betonen, daß Schubert und Brahms von Ausländern am schwersten — und selten befriedigend — zu Orsingen sind.

Giuseppe Terracianos Klavierabend machte mit einem interessanten Pia-\ nisten bekannt, dessen sauberes Spiel, guter Anschlag und gediegene Phrasur eines weniger leichtgewichtigen Programms würdig gewesen wäre. Die .Arien und Ballette“ nach Lautenmusik des 16. und 17. Jahrhunderts, mit denen er sein Spiel begann, blieben die bedeutendste Nummer des Abends, der mit einer wenig geglückten Travestie von Casella schloß, mit den dazwischenliegenden Stücken von Clementi, Cilea und Ronga leider nicht zu fesseln vermochte. Prof. Franz Krieg •

Zu dem neuentdeckten Streichquartett Anton Bruckners teilt das Koeckert-Quartett mit: .Uns wurde gelegentlich einer Einladung bei Freunden in Bamberg eine Überraschung angekündigt. Eine Nichte von Fianz Schalk zeigte uns eine handgeschriebene Partitur von Bruckner. Beim Durchblättern landen wir unter anderen Kompositionsübungen ein vollständiges Streichquartett mit zwei Fassungen des Schlußsatzes. Wir ließen nun das Quartett von Karl Höller herausschreiben und richteten es selbst zum Spielgebrauch (Phrasie-rung, Dynamik, Tempo) ein. Das Quartett steht in c-moll und ist Ende Juli — Anfang August 1862 geschrieben. Es ist ein Jugendwerk, noch vor der ersten Symphonie geschrieben, hat aber schon typisch Brucknersche Züge.“ Durch einen zuverlässigen Fachmann wird berichtigt, daß es sich jedoch nicht um den der Bruckner-Gesellschaft längst bekannten Nachlaß von Franz Schalk, sondern um Josef Schalks Nichte (und Nachlaß) handle. Zu der Neuentdeckung gab der Präsident der Internationalen Brurkner-Gesellschaftt, Professor Max Auer, folgende Erklärung ab: .Das Quartett entstammt einem Studienheft aus der Zeit der Orchesterstudien bei Otto Kitzler in Linz. Das Heft enthält außerdem Skizzen zur g-moll-Ouvertüre und zu einer Klaviersonate, die Bruckner komponierte, um sich die musikalische Form zu eigen zu machen. Das Streichquartett ist eine durchaus konzertreife Arbeit auf klassischer Basis, die stellenweise schon auf die kommende Meisterschaft schließen läßt.“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung