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Bach, Pfitzner, Honegger

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J. S. Bachs Passionsmusik nach Matthäus (Singverein, Sängerknaben, Symphoniker) unter Leitung von Karl Richter, der auch selbst das Cembalo spielte, ging im Großen Musikverein unter erschwerenden Umständen in Szene. Für Peter Schreier, der bei der Anreise einen Unfall erlitt, sang Werner Krenn die Partie des Evangelisten, Richard van Vrooman die Tenorarien und, für den grippekranken Theo Adam einspringend, Peter Lagger die Baßpartien. Wenn dabei noch zu bemerken ist, daß die große Stimme von Teresa Stich-Randall (Sopran) wenig poetischen Glanz, die von Normo Procter (Alt) gelegentliche Unausgeglichenheit aufwiesen, bleibt Ernst G. Schramm (Jesus), der seiner Aufgabe stimmlich und ausdrucksmäßig am besten entsprach. Der umsichtigen Führung des Dirigenten gelang es natürlich fast mühelos, dem Solistenteam zu geschlossener Wirkung zu verhelfen, wenn auch die chorischen und instrumentalen Leistungen überwogen.

Anläßlich ihres 15jährigen Bestandes veranstaltete die Wiener Beethoven-Gesellschaft einen Kammermusikabend mit Werken des Heiligenstädter Meisters. Im ersten Teil spielte das österreichische Streichquartett (Roczek-Quartett) Beethovens Streichquartett f-Moll, op. 95, und Friederike Grünfeld die Klaviersonate E-Dur, op. 109. Das Eichendorff-Oktett (Bläser) bestritt den zweiten Teil mit dem Rondino Es-Dur und dem Oktett Es-Dur, op. 103. Alle Ausführenden lösten ihre Aufgaben mit solidem Können und stilistischem Feingefühl.Am vergangenen Sonntag vormittag war über den Sender ö 1 ein interessantes Konzert zu hören, das von den Wiener Symphonikern ausgeführt und von Robert Heger geleitet wurde. Gleich das erste Werk ließ aufhorchen: eine etwa 20 Minuten dauernde Passacaglia (op. 24) des Schweizers Armin Schibier, Jahrgang 1920. Die ineinander übergehenden Teile der Passacaglia sind von einer Introduktion und einem Epilog gewissermaßen eingerahmt. Schibiers Sprache hat Charakter, sein Orchesterklang wohlausgewogene Sonorität. Sein Ausdruck ist bis zum hohen Pathos gesteigert, und weil er in jeder Minute etwas zu sagen hat, entgeht er auch der größten Gefahr dieser schwierigsten Form: der Monotonie und der Langeweile. Mehr als seine verschiedenen Lehrer ist bei ihm der Einfluß seiner Landsleute Honegger und Martin fühlbar. Im Mittelpunkt des Programmes stand Hans Pfitz-ners viersätziges Klavierkonzert in Es aus dem Jahre 1922/23. Der erste Satz „pompös“, der zweite anschließende ein in atemlosem Zeitmaß dahineilendes Scherzo, der dritte „versonnen-schwärmerisch“ und der letzte „rasch, ungeschlacht, launig“, für uns heute am schwersten zu genießen, aber mit einer brillanten Klavierkadenz in Fugenform. Im ganzen: ein markantes, inspiriertes Werk voller Widersprüche, von Rosl Schmid mit Temperament und Bravour gespielt, von Robert Heger, dem Zweiundachtzigjährigen, mit geradezu jugendlichem Elan dirigiert. Den zweiten Teil des Programms bildete die an dieser Stelle wiederholt besprochene „Symphonie liturgique“ von Arthur Honegger.

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