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Konzertantes
Vivaldis Oratorium „Juditha triumphans“ ist im Gegensatz zu Händeis ungefähr gleichzeitig entstandenen großen Vokal-Instrumental-Werken nicht auf die Wirkung der Chöre aufgebaut, sondern die zahlreichen Arien geben den Ausschlag; sie widerspiegeln die wechselnden Stimmungen der auftretenden Personen, während die Handlung selbst, der Sieg der schönen Judith über den assyrischen Feldhauptmann Holofernes, von den Re-zitativen vorangetrieben wird. Dem barocken Zeitgeschmack entsprechend, sind die Solopartien reichlich mit Ziergesang und Fiorituren ausgestattet, das Instrumentarium, aus Streichern, Viola d'amore, Trompeten, einer Mandoline, Cembalo und Pauken bestehend, gestattet einen farbenreichen Orchesterklang. — Sah man der Erweckung des mehr als zwei Jahrhunderte nicht mehr gespielten Oratoriums — übrigens einer Erstaufführung . für Wien — mit Spannung entgegen, so wurde man von der Qualität der Ausführung sehr enttäuscht. Der Budapester Madrigalchor und das ihm angeschlossene „Pro-arte“-Kammerorchester boten unter der unsicheren Leitung Ferenc Szekeres' nur schwache Leistungen, und die Solisten, sieht man von dem Tenor Attila Fülöp ab, genügten nur bescheidenen Ansprüchen, so daß das ohnehin nicht sehr einfallsreiche Werk keinen nachhaltigen Eindruck hinterließ. Trotzdem zeigte sich die Courtoisie der Zuhörerschaft des Mozartsaales gegenüber den Gästen in freundlichem Applaus.
Das Kopenhagener Streichquartett, das sich aus der Primaria Tut-ter Givskov und den Herren Lü-dolph, Bruun und Christiansen zusammensetzt, zeigte schon im einleitenden Vortrag von Mozarts D-Dur-Quartett, KV 575, die Vorzüge eines gut eingespielten Ensembles, die bei Beethoven (G-Dur, op. 18/2), namentlich in technischer Perfektion, noch deutlicher hervortraten. Einzig der Wunsch nach etwas männlicherem Zugriff im Scherzo blieb offen. Daß sich die Künstler, indem sie sich für ihren nordländischen Verwandten Grieg mit seinem g-Moll-Quar-tett einsetzten, dieser Musik eines Meisters der kleinen Formen einen schönen Erfolg sogar nach Beethoven und Mozart erspielten, verdient volle Anerkennung.
Helen Watts, die sich in letzter Zeit in Rollen wie Erda oder Misses Quickly auch auf das Gebiet der Oper begeben hat, pflegt neben ihrer Mitwirkung in Oratorien in erster Linie den Konzertgesang und versucht hier mit teilweise gutem Erfolg, sich in den Rang ihrer großen Fachkolleginnen und Vorgängerinnen hinaufzusingen. Die Stimme von Frau Watts ist ein schöner, ziemlich hell timbrierter Alt mit warmer Mittellage und schlagkräftiger Höhe, die in dieser Region zeitweilig recht scharf anspricht und das ohnehin zu einem leichten Tremolo neigende Organ etwas in Unruhe bringt. Schwelltöne werden häufig mit starker Uberluftung angesezt, und das Piano erhält oft einen hauchigen Beiklang. Am schönsten klingt die Stimme im Mezzoforte der Mittellage, was den von Robert Schumann vertonten „Gedichten der Maria Stuart“ besonders zugute kam. Die „Lamentatio dAriana“ von Monte-verdi und eine Reihe von Gesängen ihrer Landsleute Williams und Britten sowie vier elegische Lieder Alban Bergs aus der Frühzeit des Komponisten bildeten das weitere Programm. John Streets war ein subtiler, anpassungsfähiger Begleiter.
Schon der Hinweis, daß die Streicher des „Quartetto Beethoven di Roma“, die Herren Ayo, Ghedin und Altobelli, sich aus ehemaligen Mitgliedern der berühmten „Solisti di Roma“ rekrutieren, spricht für die Qualität dieses Kammermusikensembles. Im Zusammenspiel mit dem Pianisten Carlo Bruno verdankte man ihnen eine prachtvolle Wiedergabe von Beethovens Es-Dur-Kla-vierquartett, op. 16, mit einem in seiner Vitalität faszinierenden Rondo-Allegro, und des Brahmsschen c-Moll, po. 60, in welchem der beseelte Vortrag des Andante einen Höhepunkt bildete. Daß neben diesen beiden Meisterwerken Martinus Kla-vierquartett Nr. 1 nicht nur nicht abfiel, sondern ihm sogar ein Sondererfolg und die stärkste Beifallskundgebungen des ganzen Abends zuteil wurden, beweist die immer mehr wachsende Wertschätzung dieses mährischen Komponisten. Ein schöner Beginn des „Internationalen Quartett-Zyklus“ des Konzerthauses.
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