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Vnn Rer1io7. his Messiaen

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Warum sich der hochbegabte junge . Geiger Salvatore Accardo für sein : Wiener Debüt im Rahmen des drit- ' ten Konzerts des Symphoniker-Zyklus gerade Camille Saint-Saens' 3. Violinkonzert (op. 61) ausgesucht hat, erscheint unverständlich. Um so mehr als er dieses lediglich technisch interessante, sonst aber von ärgsten Banalitäten strotzende Werk mit unglaublichem Emst, mit Pathos, dramatischer Pose interpretiert und sich selbst so die einzige Möglichkeit nimmt, es doch wenigstens halbwegs wirken zu lassen: als harmloses Luft-gebilde mit ein paar Einfällen und artistischen Passagen. Immerhin,

fVccardo ist aber ein sehr musikalischer Geiger, technisch perfekt, mit rollern geschmeidigem Ton und viel Ambition für lyrische Momente. Man kann sich von ihm so manche große Leistung erhoffen.

Im übrigen hörte man Johann Christian Bachs „Sinfonia für Doppelorchester“ (op. 18/3) und Berlioz' „Symphonie fantastique“ (op. 14). Beide Werke wurden von den Symphonikern unter Wolfgang Sa-wallisch korrekt, in straffen Tempi, Zuweise geradezu leidenschaftlich erregt vorexerziert. Speziell in der Wiedergabe des Berlioz-Opus ließ Sawallisch koloristische Valeurs auf-

blitzen und servierte so manches eigentlich im Verborgenen blühende Detail — etwa die dichten Stimmführungen der grotesken „Diesirae“-Passage mit großartigem Aplomb. — Das Publikum dankte allen Beteiligten mit stürmischem Applaus.

Mit einer festlichen Schubertiade und Kompositionen der Ohonmeister feierte der Wiener Schubertbund sein 2000. Konzert im Großen Konzerthaussaal. Heinrich Gattermeyer führte sein Ensemble mit präzisen Einsätzen und markanter Zeichen-gebung. Die Wiedergaben von Schuberts „Hymne“ von 1828 und des „Salve Regina“ gefielen dank sauberer Konturen, Plastizität in den Stimmgruppen und Klarheit des Satzes. Weniger • überzeugend, und zwar auch schon vom Werk her, geriet der „Schlachtgesang“ nach Klop-stocks Text. Mangelte es doch hier an einer sinnvoll entwickelten Steigerung, an Kontrastmalerei und feineren Schattierungen. Die Gesangssolisten und ein Blaserensemble der Wiener Musikakademie, in dessen Interpretation des Oktetts von 1813 von Schubert allzu viele Wünsche offenblieben, ließen es hinsichtlich der Qualität ihrer Leistungen mehr beim Bemühen.

Der aus Linz gebürtige Organist Otto Bruckner, der bereits mehrere Preise erhalten und sich als Interpret der Orgelwerke Johann Nepo-

muk Davids vorzüglichen Ruf erspielt hat, präsentierte in seinem vorweihnachtlichen Konzert im Mozart-Saal drei bedeutende Werke: Vor der Pause Bachs Präludium und Fuge C-Dur (BWV 547) und neun Choralbearbeitungen aus dem „Orgelbüchlein“, „worinnen einem anfallenden Organisten Anleitung gegeben wird, auff allerhand Arth einen Choral durchzuführen, anbey sich auch im Pedalstudio zu habilitieren ...“, im zweiten Teil Oliwier Messiaens 1935 entstandene neun Betrachtungen „La Nativite du Sei-gneur“. Alles in allem: Ein anspruchsvolles Programm, dem Otto Bruckner mit souveräner Technik, subtiler Registrierungskunst, Sensibilität für die reichen Möglichkeiten der Farbenkombinationen gerecht wurde. Besonders die lebhaften „Carülon“-Sätze des „Orgelbüchleins“ und Messiaens phantasievoM gebaute Piecen beeindruckten tief.

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