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Halbzeit im Arkadenhof

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Acht Konzerte haben die Wiener Symphoniker im Juli im Arkadenhof absolviert, neun weitere der Nieder-österreichischen Tonkünstler folgen im August. Wie in den vergangenen Jahren wurden und werden auch heuer kleine Werke österreichischer Komponisten der Gegenwart zwischen den ausladenden symphonischen Meisterwerken der Klassik und der Romantik plaziert. Ein lobenswerter Brauch! Um so mehr, als man auf diese Weise bereits mit etlichen attraktiven Stücken bekannt gemacht wurde.

Das Eröffnungskonzerit wurde fast schon traditttonelierweise von Hans Swarowsky geleitet: Massive Blech-akkorde, Beckenschläge, pastos aufgetragener Streicherkliang charakterisierten es über lange Strecken, Zwei so repräsentative Eckpfeiler für Freiluftkonzerte wie Wagners „Rienzi“-Ouvertüre und das Zwischenspiel aus Franz Schmidts Oper „Notre Dame“, diesmal übrigens mit dem sonst kaum zu hörenden Mittelteil aufgeführt, umrahmten Hugo Wolfs grazile „Italienische Serenade“. Jedenfalls beschwor Maestro Swarowsky mit allem zu Gebot stehenden Klangpomp und großer theatralischer Gebärde den letzten der Tribunen, zauberte die Atmosphäre von Victor Hugos berühmtem Roman in das dunkle Säulenrechteck. Und die Symphoniker, nicht zuletzt dank dem festlich gelaunten Publikum auch durchaus in Eröffnungsstimmung, folgten mit Tempo und Akkuratesse, ja ließen sich sogar stellenweise zu „con-tutta-forza“-Bombardements hinreißen, so daß man in den hinteren Reihen dank der akustischen Verhältnisse geradezu kolossale, brausende und donnernde Tongemälde erlebte. Brahms' „Erste“, sauber realisiertes Sehlußstüek des glanzvollen Abends, wenn auch ohne besondere tragische oder dramatische Akzente, lag bei Swarowsky in routinierten Händen.

Als überaus eindrucksvoller Abend erwies sich darnach der Abend unter Walter Hornsteiner aus Passau. Er hatte schlechthin optimale Bedingungen: Weder Dunst noch Wind beeinträchtigten die Klangnuancen der Symphoniker; ja, ganz im Gegenteil, die laue Sommernacht wirkte sogar auf die besonders in den letzten Reihen übervolle Akustik positiv ein. Hornsteiner ist ein profunder Kenner der deutschen Klassik und Romantik, ein überaus verläßlicher, souveräner Schlagtech-niker, der sein Ensemble mit klaren Einsätzen und kräftigen Markierungen führt. Ohne alle virtuosen Allüren. Weniger auf Effekte denn auf musikalische Folgerichtigkeit und Konzentration bedacht. Schumanns 4. Symphonie bestach in der Wiedergabe dementsprechend durch Plastizität in den einzelnen Abschnitten, durch feinnervige Zeichnung des Materials; Beethovens „Zweite“ (op. 36) geriet schlank, drei der „Österreichischen Miniaturen“ von Hans Erich Apostel geradezu poesievoll und voll El~ianz.

Für dien Dirigenten Edouard van Remoortel, der das sechste Konzert leitete, tat Beethoven sozusagen Herzenssache. Man konnte das schon öfter konstatieren. Diesmal war es die „Erste“, die er mit impetuosen Akzenten, klanglicher Delikatesse und Leuchtkraft vorexerzierte. Für Mendelssohns „Italienische“ Symphonie bewies er freilich leider keine gute Hand: Vieles geriet da zu dick, massiv und grell, die Tempi — wohl auch dank nahen Donnergrollens — forciert, ja hektisch. Manfred Ned-bals „Preludio e Fuga“ mutete etwas eintönig an.

Der letzte Abend der Symphoniker war Uwe Mund anvertraut: Dittersdorfs Symphonie „Im Postzug“, die „Musik für Streichorchester“ von Bert Rudolf, Mendelssohns Symphonie in D und Haydns Cellokonzert (C-Dur) gerieten mit viel Elan und Esprit. Wolfgang Herzer spielte den Solopart des Haydn-Öpus ausgeglichen, feinsinnig, mit viel Kultur und wohldosierter Emotion.

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