6683788-1962_05_15.jpg
Digital In Arbeit

Serafin—Karajan—Swarowsky

Werbung
Werbung
Werbung

Als den Star einer „Othello“- Aufführung in der Staatspper lernten wir den Dirigenten Tullio S e r a f i n als Gast kennen, und ee hat lange gedauert,“ bis wir ihn keBnenlerhten.'Ef :''is% inawischen, ' 8 Ji-Jahre ulr gewowknJM.Mit den kurzen 'Schritten: des Alters erreichte er das Dirigentenpult, mit dem Elan und dem Feuer der Jugend entzündete er die Verdische Musik, und Philharmoniker wie Sänger ließen sich von seinen knappen kleinen Bewegungen zur großen schwungvollen Leistung inspirieren. Nicht zum erstenmal in Wien sang Regine C r e s p i n, diesmal die Desdemona. Ihre große Stimme klingt in der Mittellage weich und volltönend, in der Höhe nicht ohne Schärfe. Im vierten Akt hatte sie hinreißende und menschlich ergreifende Momente. Dennoch dürfte die Desdemona kaum zu ihren Paraderollen gehören. Dimiter U s u n o w war ein gesanglich überzeugender, darstellerisch etwas steifer Othello, Aldo Protti als Jago entsprach beiderseits, stand als Intrigant und Bösewicht nur im Widerspruch mit seinem gemütlichen Gesicht; Hilde Rössel-Majdan gab der Emilia in Stimme und Erscheinung bestes Format. Die anderen blieben blaß, zum Unterschied von den farbenfrohen Kostümen und den zyklopischen Bühnenbildern.

Im zweiten Konzert des K a r a j a n-Zyklus standen zwischen Josef Haydns Symphonie „mit dem Paukenwirbel“ und der „Fünften“ von Tschaikowsky die „Impromptus für Orchester“ von Wolfgang F o 11 n e r. Die Übung, ein modernes Werk zwischen zwei traditionellen zu musizieren, ist ebenso klug als volksbildnerisch; gleichwohl schien uns der Bogen diesmal fast überspannt, da den durch Haydn kulinarisch gesättigten Ohren der harte Fortner noch härter erscheinen mußte. In der Tat gedeiht in den „Impromptus“ („Prelude und Theme variee) das spekulative Element zu großer Vollkommenheit, das gemüthafte zu großer Armut, was die Aufnahme erschwert, durch die imposante Schlußballung allerdings dennoch echten Beifall errang. Tschaikowskys Fünfte Symphonie, glänzend musiziert und von der Inspiration des Dirigenten K a r a-j a n getragen, erreichte die formale und geistige Transparenz der Einmaligkeit.

Hans Swarowsky setzte an den Beginn eines Konzertes der Symphoniker kalendergemäß die Ouvertüre „Römischer Karneval“ von- Hector Berlioz, deren große. Zügigkeit und heller Bläser-klang eine unverminderte mitreißende Wirkung haben. Die „Idylle1“ von Joseph Marx (Concertino über die pastorale Quart), ursprünglich als Mittelsatz einer „Natursuite“ geplant, ist 192? komponiert und verleugnet die Anregung durch De-bussy nicht, beruht jedoch trotz ihres impressionistischen Charakters auf dem Unterbau der Sonatenform- Die Spannung beruht auf dem Wechsel zwischen klein-gliederiger Motivarbeit und großflächigem Stimmungbild. Felix Mendelssohns

Violinkonzert e-Moll, vom Orchester unter besonderer Umsicht Swarowskys straff und exakt gespielt, hatte in dem Solisten Roman.: TOsenberg einen sehe gewissen-, haften,, eher leider.wdünotönigen iuterp.re-, ten. Schluß, und Höhepunkt des .Konzertes bildete „Also sprach Zarathustra“: von • Richard Strauss, trotz „Credo“- und „Magnificat“-Zitat eine absolut diesseitige Musik und eine Verklärung der Dicsseitig-keit, die sich im „Tanzlied“ dithyrambisch auslebt; darüber hinaus ein Werk eines Meisters von Gottes Gnaden, was bereits die ersten Akkorde künden.

Maureen Jones gab einen Klavierabend, darin sie mit den „Phantasiestücken“ Robert Schumanns und besonders mit der h-Moll-Sonate von Frederi: Chopin von künstlerischer und menschlicher Reife zu überzeugen wußte. Ihr Spiel ist das Widerspiel ihrer Persönlichkeit: schön, kühl, voller Haltung und ein wenig unüberbrückbarer Distanz. Was ihr an stürmischer Unmittelbarkeit fehlen mag, kommt der Klarheit der musikalischen Zeichnung zugute, wie die zwei „Lieder ohne Worte“ von Mendelssohn (Duett und Spinnerlied) bewiesen. Zu Mozart (Rondo KV 485) hat die Australierin allerdings eine noch größere Distanz. Und gerade Mozart verträgt sie schwer.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung