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„Unbeschwerte“ Musik
wir haben schon zu Beginn der „Serenadenkonzerte" im Arkadenhof des Neuen Wiener Rathauses festgestellt, daß die konservative Programmgestaltung mit Rücksicht auf das Sommerpublikum, das eben „unbeschwerte Musik" hören möchte, verständlich ist. Diese konservative Haltung darf aber nicht auf das Niveau von „gehobenen Kurkonzerten" herabsinken wie etwa der zweite Teil des Abends am 7. August! Weder die „Peer-Gynt”- Suite Nr. 1 von Grieg noch die Ouvertüre zur „Schönen Galathee" von Suppe vermögen einer anspruchsvolleren Hörerschaft zu genügen. Auch Norbert Sprongls nettes „Vorspiel zu einer Komödie", das erfahrene Satz- und Instrumentationstechnik verriet, war noch etwas zu wenig. Und im ersten Teil hätte der Dirigent, Professor .Josef Laska, dem kleinen Orchester des Neuen Wiener Konzertvereins nicht die „Manfred-Ouvertüre" von Schumann, die ein großes Orchester verlangt, zumuten dürfen. Es klang auch darnach, nämlich viel zu dünn! Blieb also als „musikalisches Ereignis" hur der symphonische Erstling Schuberts, seine Symphonie D-dur.
Der durch den Rundfunk bereits gut bekannte junge Dirigent Kurt Richter, der uns durch seine ruhige und klar aufbauende Art schon öfter wohltuend aufgefallen ist, bewies mehr Sicherheit in der symphonischen Programmbildung; er brachte mit dem Kammerorchester der Wiener Symphoniker am August Schuberts „Fünfte" B-dur, die „Variationen und Fuge für Orchester", op. 40, des Tiroler Komponisten Emil B e r 1 a n d a, die seltener gespielten „Symphonischen Tänze", op. 64, von Grieg und — an Stelle der ursprünglich angesetzten Rumänischen Rhapsodie Nr. 1 von Enescu — das Werk des schwedischen Komponisten Johann Svendsen „Carneval in Paris", Episode für Orchester, op. 9, womit er bewies, daß man einem kleinen Klangkörper nicht zu große Aufgaben stellen darf.
Ein sehr reichhaltiges und „unbeschwertes" Programm stellte sich Gottfried P r e i n f a 1 k, dessen exakte Zeichengebung ins Auge fiel, am 14. August zusammen: Norden, Osten und Süden gaben sich ein Stelldichein. Den Auftakt des Abends bildete Michael Glinkas Ouvertüre zu „Ruslan und Ludmilla", ihr folgten drei Stücke aus G. Friedrich Händels „Feuerwerksmusik", Joseph Haydns „Symphonie Nr. 104" D-dur, die allzusehr „serviert" wurde, dann ein Werk aus der Richard-Strauß-Nachfolge, das „Scherzo" von Karl Mainau, der persönlich für den Beifall danken konnte, den das effektvoll instrumentierte dreiteilige Stück erhielt; ferner die immer wiederkehrende und vom Publikum immer noch geliebte „Kleine Nachtmusik", K.-V. 525, die man gerne in der kürzlich aufgefundenen Originalfassung Mozarts gehört hätte.
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