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Musik im Rathaushof

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Es war ganz gut, daß zwischen K o d ä 1 y s „Marosszeker Tänzen“ und dem „Rondino giocoso“ von Theodor Berg er die Pause lag; zu unmittelbar wäre der Gegensatz aufgebrochen zwischen dem sensiblen Geist des Oesterreichers, der durchklügel-ten Technik seiner Instrumentation, der konzertsaalmäßigen Fertigkeit, aus einem hübschen kleinen Einfall ein funkelndes Netz zu spinnen — und dem Ungarn mit dem unverkennbaren Ruhen im Volkstum, mit dieser lebensvollen rhythmisch wechselreichen, vom Dorfanger her klingenden Musik. Freilich hat man Bergers Rondino — dem der intime Raum fehlte — schon instrumental sauberer gehört, als diesmal. Wirklich klaglos dagegen brachte Etti Zimmer die vorletzte Symphonie Mendelssohns (die „Vierte“, die „Italienische“) heraus; hier konnten auch die Streicher das bieten, was sie bei Mozarts Symphonie Nr. 28 vermissen ließen — die Süße und die Rundung des Tones.

Im Gegensatz zu diesem Programm, das mit seiner üblichen Mischung jedem Besucher etwas bieten wollte, stand jenes, welches Robert Fanta (gleichfalls mit dem Orchester des Neuen Wiener Konzertvereins) vier Tage später bracht, Die „Ouvertüre zu einer Märchenoper“ von Fanta ist das Vorspiel zur Oper „Scheherezade“, die 1935 komponiert, seit sieben Jahren der Wiener Staatsoper vorliegt. — Die Ouvertüre bringt nach üblicher Art Themen aus der Oper. Die Orchestrierung ist sehr füllig, zuerst denkt man an Humperdinck, dann, etwa in der Harmonik,- an Schreker und in der Melodie an Mahler; aber sie ist geschickt gemacht, wie es einem Schüler Lowes und Krauß' entspricht. Eine gewisse lyrische Versonnenheit, Freude an der melodischen Linie, aber auch eine handfeste dramatische Art sind TO

spüren. Die Vortragsfolge stellte femer einen schwächeren Debussy mit der „Kleinen Suite“ vor, die stilistisch zu Faure neigte, und bot nach der öfters zu hörenden Serenade Nr. 2 von Fuchs, dem Lehrer Schrekers und Mahlers, die wienerischen Weisen Bittners (Suite aus dem „Lieben Augustin“).

Besonders gut in Form waren die Wiener Symphoniker bei dem von Franz Litschauer geleiteten Arkadenhof-Konzert, das auch entsprechend vorbereitet schien. Zwischen Beethovens Ouvertüre zu „Die Geschöpfe des Prometheus“ und der V. Symphonie von Dvofäk standen die Novitäten. Glanz und Elend der Programmusik illustrieren aufs amüsanteste „Die Vögel“ von Ottorino R e s p i g h i. Nach einem antikisierenden Vorspiel versucht der Komponist, Taube, Huhn, Nachtigall und Kuckuck zu charakterisieren. Wenn man den Titel der ganzen Suite kennt, wird man leicht etwa das Huhn von der Nachtigall unterscheiden können. Aber wenn man keinen Fingerzeig erhält? Dann könnten auch die vier Temperamente oder die Figuren der Commedia dell'arte oder irgend etwas anderes gemeint sein... Das kammermusikalisch instrumentierte Stück zeigt die unverkennbare Handschrift eines großen Meisters, der sich hier einmal einen kleinen Spaß gemacht hat. — Ein Rondo von Manfred N e d b a 1 basiert auf einem guten plastischen und melodischen Thema, ist kunstvoll und solid gearbeitet und würde durch Streichung des allzu pathetischen Schlusses sehr gewinnen. — Zum Abschluß des mit viel Beifall aufgenommenen Konzertes erwies sich Dvoräks V. Symphonie als wirkungsvollste Freiluftmusik.

H. A. F.

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