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Programmatisches

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Im Konzert des Süddeutschen Madrigal c h o rs lernte man nicht nur ein vorzüglich geschultes Ensemble, sondern auch eine Reihe neuer Chorwerke kennen, die uns in dem Glauben bestärken, daß mit den Zeitgenossen Distier, Pepping, Thomas und David die deutsche CJiormusik eine neue Blüte erlebt. Von den Genannten war J. N. David mit seiner ..Deutschen Messe" und fünf „neuen Volksliedern” vertreten. Hindemith mit den „Sechs Chansons" nach Gedichten von R. M. Rilke und Carl Orff mit drei Stücken aus „Catulli Carmina" wirken als sehr aparte, ein wenig exotisch anmutende Außenseiter, während Thomas Christian David sich auf recht kapriziöse Art in den Spuren seines Vaters bewegt. Er war auch der Leiter des mit freundlichem Beifall empfangenen und bedankten Stuttgarter Chores.

Mit einem repräsentativen und zugleich an die Zeit seiner Gründung und ersten Welterfolge erinnernden Programm feierte der Wiener Männergesangverein sein 2000. Auftreten in der Oeffentlichkeit. Eine Festkantate aus Bruckners frühester Zeit, die Alt-Rhapsodie von Brahms, Chöre und Hymnen von Reger, Pfitzner und Richard

Strauss sowie die selten aufgeführte Faust-Symphonie von Franz Liszt gaben dem Chor unter der Leitung von Karl Etti Gelegenheit zu vielfältiger Bewährung, insbesondere auch im Zusammenwirken mit dem Orchester der Wiener Symphoniker.

Man kennt die Vorliebe romanischer Länder für überdimensionale und bunte Konzertprogramme. Anscheinend wollte uns Fritz Zaun im Konzerthaus davon ein Beispiel geben. Nach einer originellen Intrada von Hans Erich Apostel (ein Dreiminutenstück für großes Bläserensemble mit Festfanfarencharakter) sang Gérard Souzay, der leider an diesem Tag nicht ganz gut disponierte französische Konkurrent Fischer-Dieskaus auf dem Gebiet des Liedgesanges, drei Chansons von Maurice Ravel, die dieser — anscheinend mit der linken Hand —- für einen Don-Quichotte-Film mit Schal- japin in der Titelrolle geschrieben hat. Dann folgte die bombastische und schnell gealterte Tondichtung „Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss, hierauf, von Arthur Grumiaux sehr kultiviert vorgetragen, das Violinkonzert A-dur von Mozart und zum Abschluß Beethovens V. Symphonie. Multa, non multum . ..

Zwischen Mozarts Streichquartett C-dur, K.-V. Nr. 465, und dem Klavierquintett, op. 81, von Dvorak, spielet das Musik Vereinsquartett im Brahms-Saal das 1944 nach der „tragischen"

VIII. Symphonie entstandene 2. Streichquartett von Schostakowitsch. Nach einem lebhaft-farbigen Einleitungssatz im Charakter einer Ouvertüre folgt ein etwas langatmiges Rezitativ mit Romanze, hierauf ein Walzer und als Abschluß ein Variationensatz. Das gutklingende lyrische und,, geistvolle Werk gehört zu den eingängigsten des russischen Meisters, wurde ausgezeichnet interpretiert und mit freundlichem Beifall aufgenommen.

Im letzten der sonst sorgfältig redigierten und reichhaltigen Programmhefte der Philharmoniker finden sich einige „bemerkenswerte" Anmerkungen, die wir uns aber nicht merken, sondern lieber gleich wieder vergessen wollen. Da wird zum Beispiel behauptet, daß der Komponist Arthur Hon- egger bei einem gewissen C a p e t studiert habe, daß das Ideal der Six „d e r L’a r t dépouillé" sei und daß man im nächsten Konzert von Debussy „Nuages et Fêtes dai Notturni" spielen werde. Nun, das mag Maestro Rossi, der das Konzert dirigieren wird, so auf einen Zettel geschrieben haben. Es besteht aber keine Notwendigkeit, das bekannte Werk eines französischen Komponisten in einem Wrener Programmheft in italienischer Sprache anzukündigen. Auf gut Deutsch heißt das nämlich, daß man das dritte Stück der „Nocturnes", die „Sirènes", leider wieder einmal nicht hören wird ..,

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