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Intermezzo und Feuervogel

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Mit „Intermezzo“, bürgerliche Komödie mit sinfonischen Zwischenspielen, brachte die Staatsoper im Theater an der Wien eines der weniger bekannten und infolge ihrer besonderen Art vielleicht auch weniger gefragten Bühnenwerke von Richard Strauss in einer Neuinszenierung von Rudolf Hartmann auf die Bretter. Gewiß, die Handlung ist mager, die Substanz dünn; Strauss hat rauschendere und berauschendere Opern geschrieben. Dennoch finden wir die Wiederaufnahme des „Intermezzo“ in den Spielplan richtig und

begrüßenswert, weil hier ein anderer Strauss, der private, persönliche, das Private, Persönliche in selbstbiographischen Zügen zu einem Meisterwerk formt, das bisher ohne Nachahmung geblieben ist, da nur ein Meister wie er solcher Gestaltung fähig ist. Ein bürgerliches Frühstück, eine Skatpartie (die musikalisch großartigste Szene), eine Rodelbahn, aus trockenster Alltagsprosa in blühende Musik zu setzen, darin Herz und Humor funkeln, ist ein Wagnis, das nur Strauss gelingen konnte. Freilich, die Kantilene der Sänger kann sich wenig entfalten, es herrscht der Sprechgesang, wie er im Vorspiel der „Ariadne“ vorausgenommen und im „Capriccio“ zur letzten Entfaltung gediehen ist. Melodie und Klangrausch wachsen in den Orchesterzwischenspielen und beziehen nur in den Aktfinäli die Singstim-

men ein. Intermezzo ist ein anderer Richard Strauss als Rosenkavalier oder Salome. Aber in seiner Art einmalig wie diese. Hanny S t e f f e k als Christine und Hermann Prey als Kapellmeister Storch waren eine- ideale Besetzung, desgleichen

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die Skatpartner (K m e n 11, C z e r-wenka, Pernerstorfe r, Welt er), nicht minder Ferry G r u b e r als Baron Lummer und Anny Felbermayer, Marianne C h a p p u i s und Helene V o-p e n k a als Hauspersonal. Sehr schön (am schönste das Schlußbild) präsentierten sich die Bühnenbilder von Max R ö t h-lisberger und die Kostüme von Sophia Schroeck. Die kleine Balletteinlage im 3. Bild fügte sich organisch in die Situation, ohne sie zu überspielen. Die musikalische Leitung hatte Joseph K e i 1-b e r t h, gewiß der Richtige, die diffizile Partitur bis in die kleinsten Nuancen auszuspielen. Stürmischer Erfolg wie bei einer Premiere, die das Werk für viele Zuhörer gewesen sein mag, bewies die Lebensfähigkeit und Lebendigkeit der Oper.

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Mario R o s s i dirigierte im Philharmonischen Konzert nach einer eindrucksvollen Wiedergabe von Mozarts Es-dur-Symphonie (KV 543) die Orchestersuite „T u r a n d o t“, op 41, von Ferruccio B. B u s o n i, eines der wirkungsvollsten Werke des zu Unrecht vergessenen Meisters, der seinerzeit durch den „Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst“ europäische Berühmtheit erlangte. Von den vier gespielten Sätzen der Suite präsentierte sich „Truffaldino“ in seinen skurrilen Marschrhythmen als der aparteste. Einfälle, besonders im Instrumentalen, sind dieser Musik überall zu eigen, sie ist interessant, ohne zu erwärmen, und in ihrer Wirkung von der Moderne (der sie klare Zeichnungen und formale Ordnung voraus hat) längst überspielt. Das folgende „N a c h t s t ü c k“ von Gottfried von., Einem ist in dunklen, satten Farben gehalten, hebt sich aus der Grundstimmung des c-moll in lebhaftere Bezirke und kann formal als permanente Durchführung seiner Themen aufgefaßt werden. Eine Art Spiegelung ergibt sich aus den beiden gleich langen Periodenhälften, deren Zäsuren durch Fortissimoak-korde gekennzeichnet sind. Klanglich und emotionell bringt das Stück keine großen Überraschungen. Es war eine Uraufführung ohne Widerspruch. — Noch heute viel neuer und überraschender in seiner unmittelbaren Wirkung erwies sich die Suite „Der F e u e r v o g e 1“ von Igor S t r a-w i n s k y (1910 uraufgeführt), die in einer glänzenden, überaus klar gegliederten Wiedergabe den Höhepunkt des Konzertes bildete, das eines der glänzendsten und interessantesten in der Reihe der Philharmonischen Konzerte war.

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