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Gaste in der Staatsoper

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Mit großem, baritonal gefärbtem Tenor, dem es nicht an gelöster Höhe inangelt, sang Walter G e i ß 1 e r von der Staatsoper in Hamburg in einer Aufführung der Straussschen „Frau ohne Schatten“ den Kaiser. Er beherrschte die Partie und er gestaltete sie auch: man sollte — brauchbare Tenöre sind selten — die künstlerische Bekanntschaft mit dem passabel aussehenden Gast vertiefen. Der zweite Gast, Grace H o f m a n n von der Stuttgarter Staatsoper, hatte in den Spitzentönen, was dem ersten fehlte: Glanz, Wärme, Durchschlagskraft. Mehr der Mitte zu wurde ihr Mezzo unergiebiger. Immerhin verstand sie, ihn im Verein mit Mimik, Gestik und Deklamation musikalisch und gescheit einzusetzen, immerhin hatte ihre Amme Profil. ,

Das Profil der Vorstellung, deren Inszene ein Trauerspiel für sich ist, wahrte im übrigen (und zuallererst) Karl Böhm mit den von ihm exakt und feinnervig gesteuerten Philharmonikern: hier war Strauss, die breite, sinnliche Kantilene und das zarte psychologische Geäder der Partitur, ebenso jeden Augenblick gegenwärtig, wie im Gesang von Leonie R y s a n e k und in der Wort, Ton und Geste schlackenlos zur Einheit verschmelzenden Aktion von Christi Goltz. Beide Sängerinnen und der Dirigent wurden mit Beifall überschüttet, wie er nur an den wirklich großen Abenden verschenkt wird: ohne die Backfischhysterie der Galerie, ohne den gelenkten Lärm der Claque.

Wenige Tage später konzentrierten sich Interesse und nicht geringe Erwartungen auf eine schwarze Aida. Leontine P r i c e, hier als Bess unvergessen, wurde mit ihrem weichen, bis in exponierte Lagen Wohllaut und Gefühl verströmenden Sopran nur dem lyrischen Part der Partie gerecht, mußte ansonsten forcieren und blieb in den Ensembles meist unhörbar. Das elementare Spiel der anmutigen jungen Negerin litt unter dem Hang zu überdimensionalen Gebärden. So rückte Giulietta S i m i o n a t o s Amneris noch stärker in den Vordergrund und Mittelpunkt, als dies dank der faszinierenden stimmlichen und darstellerischen Gaben der Sängerin ohnehin der Fall gewesen wate.

Aldo P r o 11 i s breitausgesungener Amonasro und der diesmal nur im Heldischen entsprechende Radames von Carlos M. G'u i c h a n d u t ergänzten das Gästeaufgebot von West und Süd, dem K a r a-j a n die durchaus legitime Geschlossenheit gab. Daß Verdis „Aida“ an diesem Abend im Kantablen Poesie und im Pathos Feuer hatte, danken wir dem Maestro am Pult.

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