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Strawinsky

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Strawinskys „Psalmensympho- n i e“, bedeutender Wendepunkt im Schaffen des „Klassikers der Moderne", kommt in ihrer Wirkung dem gregorianischen Choral nahe. Ihrer Knappheit fehlt jeder Prunk, ihre Dichte ist voller Wucht, ihr Jubilus voller Verhaltenheit. Die Aufführung unter Herbert v. Karajan (Singverein, Philharmoniker) hatte gleichsam liturgischen Charakter, hinterließ einen Eindruck von solcher Stärke, daß die folgende, heiter-elegische IV. Symphonie von Dvorak ihn nicht zu überspielen vermochte. Am Beginn des Programms musizierten die Philharmoniker (mit Karajan am Cembalo) eine Kostbarkeit aus dem frühen 18. Jahrhugdert;. 4 AM Concerto grosso Nr. 10 von Äiitotiio 4ocntplii.

Im „Rosen k a vali ė r“ von Richard Strauß sang Ludmilla Dvorakova den Oktavian. Ihre Stimme setzt sich in der Höhe leicht, in der Mittellage dagegen schwer durch. Ihr Spiel und ihre Erscheinung wirken absolut sympathisch, wenn sie auch als „junger Herr aus großem Haus“ weniger überzeugend war denn als Mariandl. Hanny S t e f f e k in der Rolle der Sophie überraschte durch ihre gut geführte Stimme mit liebenswürdigem Timbre sowie durch klare Textaussprache. Man verstand jedes Wort. Die Darstellung verriet Persönlichkeit, allerdings wenig Variabilität. Immerhin konnten beide Gäste neben den Großen des Hauses, Elisabeth Schwarzkopf und Otto Edelmann, wenn auch mit der entsprechenden Distanz, bestehen. Günter Wich als musikalischer Leiter hielt alle Fäden sicher in seinen temperamentvollen Händen.

Fausto Cleva dirigierte als Gast Puccinis „T u r a d 0 t“, ohne durch irgendeinen Zug aufzufallen. Dagegen fiel Nicola N i k 01 o v, der in der Rolle des Kalaf gastierte, schon dadurch auf, daß er sich neben Birgit Nilsson als Prinzessin behaupten konnte. Sein Kalaf war ein derber, bäuerlicher Prinz und dergestalt eine eigene Welt am prunkvollen Kaiserhof, seine Stimme voll Kraft und Glanz entsprach diesem gesunden Wesen mitten in der Verspieltheit der tausend Statisten in den absonderlichsten Kostümen, aus der in rührender Menschlichkeit Hilde Güden als Liu hervorstach. In der Tat ist das Fest der Komparserie, das die Inszenierung feiert, auf dem Punkt, das wirkliche Geschehen sowie dessen Träger zu überspielen.

Im Konzert der Bulgarischen Nationaloper gab es eine Reihe glänzender Stimmen, um die man diese Oper beneiden kann. Nadja A f e j a n, Katja P o p 0 w a, Julia Wiener sowie eine Altistin, die für den erkrankten Michael Popow einsprang (man verstand ihren Namen in der allzu leisen Ansage leider nicht) sowie die Herren Dimitei U s u n o w, Lubomir Bodourow, und vor allen Nicolai Gjaurow und Assen S e 1 i m s k y, ferner Nicolo N i c o 1 o w boten allesamt Überdurchschnittliches, vielfach Ausgezeichnetes an Stimme und (manchmal allerdings fast szenischen) Vortrag. Es ist viel Ursprüngliches und dahei unmittelbar Wirken les in ihrem Singen, und wenn sie ein Ensemble bilden, könnte man erst recht neiderfüllt werden. Sie sangen allerdings aus bekannten Repertoire-Opern, russischen und italienischen. Warum sie keine bulgarischen Komponisten im Programm hatten, ist nicht bekannt geworden. Just diese hätten uns natürlich besonders interessiert. Es gibt doch welche?

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