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Richmond im Redoutensaal

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Friedrich von F1 o t o w s liebenswürdige Oper „M.artha“ — 1957 am Währinger Gürtel neu inszeniert — wurde im Ausweichquartier der V o 1 k s o p e r, dem Redoutensaal, neu herausgebracht. Freilich ist die Bühne des kaiserlichen Ballsaales für die bunten Geschehnisse des turbulenten Inhalts denkbar schlecht geeignet. Dies bekam vor allem Otto Ambros zu spüren, der bei seiner ersten Opernregiearbeit (an die er, wie er selbst sagt, mit besonderer Freude herangegangen ist) mit den Tücken dieser Bühne zu kämpfen hatte. In der Tat gelang es auch ihm nicht ganz, wie manchem seiner Vorgänger, ihrer Herr zu werden: die Auf- und Abgänge waren konventionell; der Chor gruppierte sich stets brav um einen Mittelpunkt; Martha sang die „letzte Rose“ nicht Lyonei vor, sondern ins Publikum und anderes.

Fritz Judtmann hatte für seine Bühnenbilder die beste Möglichkeit gesucht und gefunden: Sie erinnerten an einen freundlichen, altmodischen Ausschneidebogen. Die Kostüme Alice Maria Schlesingers waren — bis auf einige kleine Stilbrüche, wie Tristans seidener Kilt — vorzüglich.

Mimi C o e r t s e war eine nett anzusehende Martha, die auch sehr hübsch sang. Die paar scharfen Spitzentöne, die sie produzierte, seien daher nachgesehen. Die Überraschung des Abends bot aber Rudolf Christ, der den Lyonei mit allem tenoralen Glanz seiner ausgeruhten Stimme ausstattete. Sonja Drakslers samtene Altstimme ergänzte den Plumkett des sichtlich mit Vergnügen agierenden Alois Pernerstorfer aufs beste. Heinz H o 1 e c e k wirkte als Tristan etwas tapsig, zuweilen wie ein junger Bär. Der Chor, dem eine Verjüngung — vor allem aus optischen Gründen — nicht schaden könnte, war von Franz H o lets c h e k sehr sauber einstudiert. Anton P a u 1 i k, am Pult der Volksoper schon oft bewährt, dirigierte gewandt Flotows Musik, die so wenig mit Lortzing, so viel dagegen mit der beschwingten französischen Spieloper gemein hat und daher mit Recht auf dem Spielplan des zweiten Wiener Opernhauses zu finden ist.

Zu Verdis 150. Geburtstag, am 10. Oktober, gab die Staatsoper „O t h e 11 o“ in der Inszenierung Herbert von Karajans, in der schönen und dekorativen Ausstattung durch R e i n k i n g und Wakhewitsch. Wie so oft, hatte es der Titelheld (Carlos Guichandut) recht schwer, sich gegenüber seinem Gegenspieler Jago (Giuseppe T a d d e i) zu behaupten, der ihm vor allem im nuancenreicheren Spiel weit überlegen war. Gabriella T u c c i, zunächst ein wenig zurückhaltend, spielte und sang einen vollkommen schönen 4. Akt. In den übrigen Rollen: Piero de Palma, Ermanno Lorenzi, Rudolf Frese, Harald Pröglhöf und Margarita Lilowa. Im ganzen: eine den Verdi- festwochen durchaus würdige Aufführung, nicht zuletzt dank der impulsiven, Orchester und Sänger anfeuernden Art des Dirigenten Josef Krips.

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