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„Angelina“ und Prager Madrigalisten

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Rossinis komische Oper „La Ceneren- t o l a", seit einem Menschenalter nicht mehr im Repertoire der Staatsoper, wurde vor einigen Jahren für die deutschen Bühnen wiederentdeckt und hat seither großen Erfolg. Unter dem neuen Titel „Angelina" hat nun Günther Rennert dieses „Spiel vom Aschenbrödel“, wie sein Untertitel lautet, szenisch bearbeitet, erweitert und an der Staatsoper neu inszeniert. In enger Zusammenarbeit mit Ita M a x i m o w n a, dem musikalischen Leiter Alberto E r e d e und Dimitrije P a r 1 i c als Choreographen ist Rennert, der für die Gattung der Büffa eine besondere Begabung hat, eine muntere, geistvolle und optisch hocherfreuliche Aufführung gelungen, die den für eine große Bühne allzu simplen MircTfSi&iJJP' öwie die' tli fien äer MusiV' auf lange Strecken vergessen läßt. Für Ita' Mäximöwnas elegante Bühnenbilder (Schleierkulissen in vielerlei Bläu mit zartrosa Blüten und ein braunrotes Interieur, dessen Rückwand mit- lustig buckelnden Figuren der Höflinge bemalt war) gab es Szenenapplaus, mit dem auch einzelne Darsteller, vor allem aber die zahlreichen Septette, bedacht . wurden. — Gesungen wurde in deutscher Sprache (nach der Uebersetzung von Joachim Popelka) und von hauseigenen Kräften: Christa Ludwig in der Titelrolle, Emmy Loose, Dagmar Hermann, Waldemar Kmentt, Walter Berry, Karl Dönch und Ludwig Welter, der als Haushofmeister und Philosoph, gewissermaßen stellvertretend für den Regisseur Günther Rennert, das. heitere Spiel leitete. Die Einfügung von Rossinis „Sonata a quattro“ als Ballettpantomime und 1. Finale hat uns zwar ein schönes Stück Musik beschert, wirkte aber letzten Endes doch als Verlängerung, ebensö wie die (handlungsmäßig entbehrliche) Kellerszene im 1. Akt. Merkwürdig, daß Rennert das nicht gespürt hat und, anstatt auf Straffung und Kürze, auf Ausdehnung zum Format einer großen Oper aus war… • ,

Ein hochinteressantes Programm in hervorragender Ausführung, brachten die Prager Madrigalisten unter ihrem ständigen Leiter, Professor Miroslav Venh o da : zehn Chöre aus der Renaissance, eine sechsteilige Gruppe mit dem Titel „Am

Hofe Kaiser Rudolfs II. und Ferdinands II. in Prag“ sowie drei Proben zeitgenössischen tschechischen Schaffens (von Borkovec, Pavel, Petr Eben und dem vor kurzem verstorbenen Bohuslaw Martinu). Schon rein äußerlich präsentierten sich die tschechischen Sänger als Kammermusikensemble: acht Herren und sechs Damen, letztere meist sitzend, desgleichen der Dirigent am Clavichord. Und dann absolvieren sie ein ebenso kostbares wie raffiniert zusammengestelltes Programm. .. Manche Stücke waren von einem sehr zart und. stilvoll spielenden Blockflötenquartett begleitet, andere vom Tasteninstrument, es gab Trios für Männer- und für Frauenstimmen, dann sangen zwei Damen ein Duett, das die eine auf einem winzigen Orgelpörtativ, das sie anmutig im Arm hält, begleitet. -Maträst,'wie durch Maįift’ iffUSi’ri'Jfertie’ Zeit; eine andere Welt versetzt uiid wird durch ‘keine®i jpodiwnslllürdn-gestört, •'illnd was dür teinte Musik erklingt da, von Demantius und Arbeau, von Arcadelt und Gastoldi, von Monteverdi und Lasso, von Regnart und Hasler! — Damit freilich können die Zeitgenossen nicht konkurrieren, auch wenn sie ihr Handwerk gut beherrschen, kantabel schreiben und auch an aparten Farben nicht sparen …

Im Großen Sendesaal des Oesterreichischen Rundfunks leitete Armando A 1 i b e r t i ein Konzert der Wiener Symphoniker, das mit der Symphonie g-moll (K. V. 183) des 17jährigen W. A. Mozart eingeleitet wurde. Dann folgte das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 vön Lukas Foss, Jahrgang 1922, einem der wenigen wirklich ernst zu nehmenden amerikanischen Komponisten der mittleren Generation. Foss ist Hindemith- Schüler, Kontrapunktiker und Liebhaber großer Formen. Sein erster Satz, vielversprechend beginnend, ist viel zu lang geraten und verursacht eine störende Disproportion in einem Werk, das einen handfesten und einfallsreichen Solopart sowie eine ganze Anzahl wirklich origineller Einfälle aufzuweisen hat. (Das Klaviersolo spielte sicher und klar Frieda Valenzi.) — Die das Konzert beschließende IV. Symphonie von Ralph Waugham Williams wurde an dieser Stelle bereits besprochen.

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