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Zu Verdis 150. Geburtstag
In der Reihe der Gedenkauffuh- r u n g e n, welche die Wiener Staatsoper zu Verdis 150. Geburtstag veranstaltet, können die Früchte einer langjährigen Pflege des italienischen Repertoires — das, wie man weiß, Karajan besonders am Herzen liegt — geerntet und dem Publikum dargeboten werden. Am vergangenen Sonntag leitete Herbert von Karajan eine Aufführung der szenisch und regielich erneuerten „Aida". Diese Renovierungen und Retouchen beziehen sich vor allem auf das erste Bild des zweiten Aktes und die Choreographie. Geblieben ist der vom letzten Bild zuwenig differenzierte Saal im Königspalast, der wie ein Vorraum zum „kellerartigen“ Gewölbe wirkt, in dem sich das Schicksal des Liebespaares Aida-Rądames erfüllt, und geblieben ist, leider, auch das nur wenig aufgehellte Dunkel, das zur Musik und zur Atmosphäre dieser orientalischen Festoper nicht recht passen will. Unter der Hauptrollenträgern überrragt die großartige, immer in gleicher Weise ergreifende Giu- lietta S i m i o n a t o ihre Komparsen um Haupteslänge (die Oper müßte „Amneris“ heißen!). Darstellung und Gesang sind bei ihr in vollendetem Gleichgewicht. Wie intensiv Frau Simionato ihre Rolle erlebt, kann man unter anderem auch daran erkennen, daß sie, die Meisterin des Schöngesangs, selbst rauhe, naturalistische Töne nicht scheut, wenn der Ausdruck es erfordert. Das kann Gabriela T u c c i als Aida nicht passieren, die ein wenig reserviert wirkte und der die lyrischen (und leiseren) Partien besser gelangen als die hochdramatischen. Dimiter U s u n o w ist ein dekorativer, nicht eben sehr beweglicher Radames, dessen Stimme mehr Kraft als tenoralen Schmelz hat. Aldo P r o 11 i, in einem etwas zu abenteuerlichen Kostüm und in grotesker Maske, hat in Amonasro eine seiner Meisterleistungen in Spiel und Gesang zu bieten. Karajan am Pult sorgte für nie nachlassende Spannung, ließ Streicher und Holzbläser mit vollendetem1 Wohllaut singen und das Blech schmettern, das die fff-Grenze an zwei Stellen um einige Grade überschritt. (Die Franzosen nennen das „cuivrer".)
Den eigentlichen Festaufführungen vorausgegangen war eine ebenfalls höchst eindrucksvolle und glanzvoll besetzte Aufführung von „Ein Maskenball“ mit dem als Verdi-Dirigenten gleichfalls hochqualifizierten Josef Krips am Pult. In den Hauptrollen: Gianni Raimondi. Ettore Bastianini, Antonietta Stella, Giulietta Simionato und Adriana Martino.
Josef Krips war auch der Dirigent einer Aufführung der „Z a u b e r f 1 ö t e" im Theater an der Wien in der schönen und geglückten Inszenierung Rudolf Hartmanns, mit Bühnenbildern von Schneider-Siemssen und Kostümen von Charlotte Fleming. Anton Dermota und Hanny Steffek sowie Erich Kunz und Graziella Sciutti waren die idealen Interpreten der beiden ungleichen Liebespaare, Kurt Böhme der Sarastro und Paul Schöffler der Sprecher. Als Königin der Nacht brillierte Erika Mechera.
Ein Wort noch zu den Anfangszeiten der Staatsoper: „Die Zauberflöte" begann, wie es sich für eine Großstadt gehört. um 20 Uhr und war kurz nach 23 Ohr zu Ende. Bei „Aida“ hob sich der Vorhang schon um 19 Uhr. Mit Ausnahme überlanger Wagner-Opern plädieren wir für den einheitlich angesetzten Beginn um 20 Uhr. Das muß doch ä la longue zu machen sein!
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