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Carmen, Kate, Ero und Aida

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In einer von Lovro von Matacic dirigierten Aufführung lernten wir eine neue Carmen kennen. Regina R e s n i k, der Herkunft nach angeblich Jugoslawin, kommt von der New-Yorker Met und bringt für diese vieldeutige Rolle wichtige Qualitäten mit: zunächst jenes Etwas, das eine Darstellerin der Carmen haben muß, damit man ihr glaubt, was um ihretwillen geschieht, ferner ein intensives persönliches Fluidum und eine ebenso persönliche wie wohldurchdachte Auffassunj: dieses Charakters (passiv, schwankend, kindlich verspielt und grausam, in Ausdruck und Spiel sehr zurückhaltend), schließlich — aber nicht zuletzt — eine angenehme, tieftimbrierte und sonore Stimme, deren Möglichkeiten sie virtuos beherrscht. — Auch Jdhn Wickers als Don Jose ist stimmlich hervorragend, wirkt aber im letzten Akt ein wenig- phlegmatisch. — Einen gemütlich-wienerischen Toreador gab Walter Berry, angenehm wie immer und schön singend: Sena J u r i n a i als Micaela. Im ganzen: eine schöne Aufführung, die ihr Gepräge und ihren Reiz von Regina Resnik empfing und bei der nur noch der deutsch singende Chor und einige abenteuerlich-schäbige Gestalten beim festlichen Einzug in die Arena (letzter Akt) stören.

Wie eine gute alte Bekannte, wie ein klassisches Repertoirestück des leichten Genres wurde in der Volksoper die Reprise von Cole Porters Musical „K i s s me, Kate“ begrüßt. An die Stelle der unvergeßlichen ersten Kate, Brenda Lewis, ist Sonja Mottl-Preger getreten, die seinerzeit die Rolle schon mit gutem Erfolg nachgespielt hatte. Einige Nebenrollen wurden neu besetzt, geblieben aber sind die beliebten Stars der Erstaufführung: Fred Lie- webr, Hubert Dilworth und Olive Moorfield, geblieben ist die mitreißende Regie Rosens und die eingängige Musik, die von Lambrecht am Pult betreut wird.

Mit der Wiederaufnahme der volkstümlichen' Spieloper „Ero. der Schelm“ von Jakov Goto v a c ist die Volksoper um ein Werk ihres eigentlichen Genres reicher, noch dazu um eines der neueren dieser immer weniger gepflegten' Gattung. (Die Uraufführung war 1938.) Die Neubesetzung zweier Rollen: Friedrich Nidetz- k y als Marko und Helmut Meinokat als Mica (Ero) dürfte sich allerdings erst bemährem bis Nidetzky. .seine an sich recht gute Auffassung etwas' mehr verinnerlicht und f&einokat seine stimmfi elt' Indispositionen überwunden hat. Tragend, stilecht und' humorig gemüthaft sind Sonja Mottl-Preger (Djula). August Jaresch als Müller Sima (trotz einiger Ueberteibungen) und vor allem in ihrer urwüchsigen Komik Hilde Rössel-Majdan, alle drei stimmlich sehr gut. Am Dirigentenpult: Franz Bauer-, Theussl.

Auch in der „Aida“ (Staatsoper) gab es Gäste: Eva Tamassy als Amneris — ein schön geführter Mezzosopran, -n tieferen Lagen allerdings zu schwach, sehr gute Haltung und Erscheinung, in der Gestik allerdings konventionell; Jon W i k- k e r s als Radames, der sehr schön sang, aber im Spiel wenig beweglich, gelegentlich sogar steif blieb; Kostas Paskalis als Amonasro, stimmlich volltönend und gepflegt, im Spiel aber doch mehr Sparafucile als König. Christi Goltz als Aida bot die stärkste Leistung des Abends. Wenn ihr auch die zarten lyrischen Töne’fehlen, ist doch ihre Auffassung der Rolle vom Hochdramatischen her voll Schwung und innerer Wahrheit. Schwung und dramatisches Leben brachte auch der Dirigent Lovro v. Matacic in die Partitur, die Oper , wirkte trotz der alten dunklen Dekorationen heller als sonst, trotz einiger Vergröberungen.

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