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Oper und Konzert

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In einer Aufführung von Verdis „Aida“ in der Staatsoper war Ira M a 1 a n i u k von der Staatsoper München eine in Stimme und Erscheinung ausgezeichnete Amneris, in Ton und Geste ebenso leidenschaftliches Weib wie haltungsvolle Prinzessin, die ihre „Rolle“ mit menschlicher Wärme und Nähe zu beleben verstand. Als zweiter Gast imponierte (nicht nur durch seine körperliche Größe) Walter K r e p p e 1 vom Landestheater Hannover als Ram-phis. Sein dunkler voller, gelegentlich allerding* etwas trockener Baß entfaltete sich übrigens in der Rolle des Chan Kontschak in „Fürst Igor“ in Verbindung mit seiner vorbildlich deutlichen Textaussprache weit eindrucksvoller. „Fürst Igor“ zählt zweifellos zu den schwächeren Werken Borodins. Die Musik, zwar immer nobel, zündet nur in den aus den Konzertprogrammen her bekannten Polowezer Tänzen, in denen besonders Willy Dirtl eine glänzende Leistung bot. Das Buch reiht naiv Arie an Arie, auf deren jede minutenlanger Applaus folgt; es wird länger geklatscht als gesungen, das lose Szenen-gefüge wird dadurch gänzlich zerrissen, der Applaus, zum erheblichen Teil vermutlich als Beruf oder sportliche Betätigung ausgeübt, wird sinnlos und stört die Würde des Hauses. Das Niveau der gesanglichen Leistungen war echten Beifalls würdig, besonders Hilde Zadek, Schöffler, Hurshell und vor allem Christa Ludwig waren hervorragend, konnten das schwache Werk freilich nicht interessanter machen. Einzig Peter Klein und Marjan Rus brachten als bäuerliche Gudokspieler wirkliches Leben in die Szene. Das vierte Bild (Polowezkisches Feldlager) war inszenierungsmäßig ein sehr hübscher Einfall, die anderen Bilder blieben in grauer Düsternis haften. Boris Klobucar als Dirigent mit weit ausladenden Gesten war in Borodins Musik mehr zu Hause als in der Verdis, wo gelegentlich leichte rhythmische Schwankungen spürbar wurden. Das Orchester aber lebte sich in der „Aida“ sichtlich voller und mannigfaltiger aus als im „Igor“. F. K.

Vor fünfzig Jahren spielte Wilhelm Backhaus zum ersten Male im Musikverein Beethoven. Das Publikum des N i c o 1 a i - K o n z e r t e s der W i e-ner Philharmoniker erhob sich zur Begrüßung von seinen Sitzen. Das war ein Zeichen der Anerkennung und der Liebe, die man für den bescheidenen Diener Beethovens hegt. Ganz vom Materiellen gelöst, die Stimmung des Orchesters vorfühlend und weiterspinnend, ein Miteinander des Musizierens und kein betontes Solo: das kennzeichnete die Wiedergabe des Klavierkonzerts Nr. 3. Eingeleitet wurde der Vormittag mit einer durch die Interpretation Dr. Karl Böhms theaterwirksam gestalteten Coriolan-Ouvertüre und beschlossen von einer mitunter zu sehr dem Rhythmischen zugeneigten „Siebenten“.

In einem Konzerte der Wiener Symphoniker war als Neuheit das Klavierkonzert d-moll des Amerikaners Benjamin L e e zu hören, das 1955 entstand. Ein straffes, akzentuiertes, kühles, in ziemlich gleichmäßiger Bewegung sich ergehendes Werk, dem Alexander Jenner als Solist ein guter Mittler war. Der Dirigent Charles Adler (USA) bezeugte seine Verehrung für Bruckner mit einer werkgetreuen Wiedergabe der „Sechsten“.

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