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Ausklang in Baden

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Ganz behutsam leitet Carl Zeller mit der volksliedhaften Musik seines „Vogel- handlers” von der goldenen zur silbernen Epoche der Wiener Operette hinüber. Sonderbarerweise blieb der erfolgreiche Komponist, ein Schüler des Bruckner-Lehrers Simon Sechter, seinem Beruf treu: er war nämlich höherer Ministerialbeamter. Deshalb durfte er sich zeitlebens nie auf der Bühne vor dem Publikum verbeugen.

Bemühte Nach-Librettisten verlegten die Handlung des „Vogelhändlers” aus der grünen Kurpfalz in das weißblaue kurfürstliche Bayern. Diese Münchner Fassung zog Walter Sofka für seine Inszenierung in der Sommerarena heran. Alle Mitwirkenden sind sichtlich mit großem Animo bei der Sache, scharen sich vergnügt um den feschen Adam aus Tirol mit seiner Prachtstimme, nämlich Adolf Dalia- P o z z a. Dieser junge Tenor von der Wiener Volksoper besitzt alles, was man sich für diese Rolle wünschen kann; ein Organ voll Glanz und Beseeltheit, jugendliche Unbefangenheit und sympathische Ausstrahlung. Kein Wunder, daß ihm das Publikum begeistert Beifall klatscht, wenn er seine Belcanto-Rosen darbietet. Hilde R y c h 1 i n k gibt der Kurfürstin stimmlich und im Spiel salondamenhafte Eleganz, Martha Z ö c h 1 i n g, der Christi von der Post — in diesem Fall ist es die Post von Bayrischzell — Frische und Herz. Daß, mit Ausnahme des munter sächselnden Geheimkanzlisten (Fritz P u c h s t e i n), nicht bayrisch und tirolerisch, sondern wienerisch gesprochen wird, macht weiter nichts aus, doch schade, daß die Bühnenbilder so silberwäldlerisch treuherzig und kleinkariert gerieten. Mit etwas weniger Tannengrün und mehr Originalität ließe sich wohl die barocke bayrische Lebensfülle des Hintergrundes andeuten. Allein das Publikum nimmt die optischen Gegebenheiten hin und bleibt bis zum Schluß gut gelaunt.

Auch in Baden ist es Spätsommer geworden, die Abende im Kurpark sind schon etwas kühl, das verschiebbare Glasdach der Sommerarena bleibt nun meist geschlossen. Um so mehr erwärmen sich die Gemüter bei der sehens- und hörenswerten Aufführung von „Das Land des Lächelns”, die Franz Riffel bietet. „Dieses Werk ist die Krönung meiner Lebensarbeit”, schrieb Franz Lehar über seine Richard-Tauber-Chinoiserie, diesen Kranz später, schwer duftender Apfelblüten aus dem Märchengarten der Operette Eine Inszenierung, die mit Geschmack, sicherem Gefühl für Wirkung:. ulKk„eiiti ; enig spätsommerlicher Schwermut auf die Tiev benswürdige kleine Bühne an der Römerquelle gezaubert wurde. Hilde R y c h 1 i n k bringt ihren schönen Sopran voll zur Geltung, nicht nur in den oft gehörten Erfolgsnummern, sondern auch in der dramatisch angelegten Szene der Entfremdung zwischen der österreichischen Aristokratin und dem Prinzen aus Peking. (Man hat den Eindruck, daß sich Lehar in seinen Spätwerken immer dann nach Herzenslust opernhaft auskomponierte, wenn das Publikum sein Interesse vor allem auf die Handlung konzentrierte.) Tonio Bergmeister, der Sou-Chong des Abends, offenbart so viel Begeisterung für alte Operettenherrlichkeit, daß man von ihm auch manche Überbetonung des Sentimentalen hinnimmt. Er ist Lehar-Tenor aus Überzeugung, und wenn er „Dein ist mein ganzes Herz” singt, dann ist dies auch seine persönliche Liebeserklärung an die leichte Muse. Reizend Maria K a c e r als graziöse, kleine Mi; ein lieber Kerl in Husaren-Attila und Jacht-Jackett: Leo S e 1 e n k o; ein gemütlicher „Muskete”- General: Franz H. Dopler. Zum Gaudium der Zuschauer fistelt sich Josef Ebner mit spaßigen Extempores durch die Rolle des Obereunuchen Verdientermaßen freuen sich auch das Ballett und der Dirigent Ralf H o ß f e 1 d am reichlichen Applaus.

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