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Auftakt der Wiener Ausstellungssaison

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Der „Neue Hagenbund“ eröffnet die herbstliche Ausstellungssaison mit einer Graphikschau in der Secession. Dieser „Neue Hagenbund“ ist kein großer Verein, die „Kapazitäten sind rar bei ihm; aber er ist ehrgeizig, etwas unbekümmert und legt viel Gewicht darauf, jeden Anschein der Verknöcherung, Intoleranz oder Kunstdogmatik zu vermeiden. Das macht ihn immer wieder sympathisch und den Besuch seiner Ausstellungen zur Annehmlichkeit.

Die graphischen Leistungen seiner Mitglieder sind im Stil und Wert unterschiedlich. Franz Klasek, den wir sehr schätzen, legt eine Folge von Temperablättern vorj seine „Gladiolen“ wirken im ereten Augenblick dank ihres starken Rotblaukontrastes; sie fallen ab, wenn man sie öfter ansieht, weil sich dann herausstellt, daß sie eigentlich nur auf diesen einzigen Effekt berechnet sind. Da ist das „Schaukelpferd'' bei weitem dichter — ein wirklich schönes Blatt. Klaseks Zeichnungen vermögen wir nicht zu schätzen, sie sind groß, aber leer, was man von einer einer Temperalandschaften ganz und gar nicht sagen kann. Karl Bednarik überrascht mit klaren und großzügigen Pflanzenzeichnungen; der Blick für die Realität Ist eben doch seine Stärke. Carry Heusers Homer-Illustrationen sind interessanter Diskussionsstoff) uns scheint, als ob sie sich im Stil von den klassischen Epen entfernten. Sein „Damenbildnis“ ist von anmutiger Sauberkeit. Die Aquarelle W o h 1 m u t h s befriedigen nicht ganz — er hat doch schon bewiesen, daß er mehr kann, als Bäume im Nebel im Aquarell wiederzugeben. Franz L u b y ist mit zurückhaltenden Blättern — die „Architektur ist gleichwohl hervorzuheben —, Muz S t a n e k mit einigen trotz ihrer Kleinheit auffallenden Radierungen und Hermine Alchenegg unter anderem mit einem beachtlichen Gebirgslandschaftsaquarell vertreten. Ernst K o f 1 e r folgt immer noch Ernst Fuchs nach — möchten ihm die Trauben, die er da um jeden Preis erreichen will, endlich zu sauer werden! Franz Rich-1 y s derbe, aber in sich geschlossene Landschaften und der begabten Johanna S c b 1 d 1 o halbabstrakte Sachen sind uns lieber. Stefan P r a s c h 1 s Pantherkopf“ verdient Erwähnung.

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In der Jubiläumsausstellung zum 40. Bestandsjahr der „Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs“ in der Zedlitzgasse stechen die französi-sischen Gäste Jaqueline Adam mit großen Schwarzweißlithographien und Suzanne Humbert mit ungemein reizvollen Farblithos hervor; da ist alles auf einen seiner selbst traumhaft sicheren Geschmack gestellt, der alle Hindernisse mit Leichtigkeit md virtuos überwindet; einige Radierungen Adams beweisen, daß sie auch mit mehr als nur dem Geschmack zu arbeiten versteht. — Diese Konkurrenz macht es den österreichischen Malerinnen einigermaßen schwer; aber die Reiseskizzen Maria Fridingers, das Temperablatt Matejka-Feldens, Hilde Prinz' „Pelargonien“ und die Radierungen Maria A u g u s t i n s können sich durchaus sehen lassen, was auf Helene Ladstätters Aquarelle in besonderem Maße zutrifft. Das übrige ist, von einigen weiteren Ausnahmen abgesehen, guter Durchschnitt, sehr auf Liebenswürdigkeit und Freundschaft bedacht und jeder Kunstproblematik weit entrückt.

Vitrinen mit Kunstgewerbegegenständen machen diese Exposition jedenfalls sehenswert. Die Schmuckstücke von Ada D i s c h e r, Hedwig N e z b e d a, Helene Ladstätt'er — letztere ist auch hier eine der Besten — und Maria Kasama-Glaser sind so bezaubernd wie einfallsreich. Die Wiener Juweliere, die ihre Auslagen hauptsächlich für Parvenüs zu berechnen scheinen, könnten sich an diesen Arbeiten ein Beispiel nehmen. Elisabeth Tu-r o 11 s Plastiken — die Grenzen zwischen Kunst und Kunstgewerbe bisweilen in beiden Richtungen überschreitend — verdienten längere Besprechung, ebenso die Emailsächelthen Maria Sedlaceks, Maria Cyrenius' und Maria Nedbal-Dolnickas.

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