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Farben, Formen, Kunst

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„Formen und Wege“ nennt sich eine Ausstellung ausgesuchter malerischer und graphischer Arbeiten. Suchende und Ringende sind es, die begreiflicherweise zuweilen noch Wege gehen, die in einer Sackgasse münden; immerhin erringen manche ihrer Schöpfungen beachtenswerte Höhe. Ganz ausgezeichnet sind die Bühnenentwürfe Max Meineckes zu einem romantischen Stücke, phantasiegetragene Visionen von starker Eindringlichkeit. Eva Webers weibliches Bildnis „Meine Schwester“ wirkt durch die Delikatesse des farbigen Vortrags. Elisabeth Stemberger Arbeiten tun der Natur, der rhythmischen Gestaltung zuliebe, zuviel Gewalt an. Trotz der Farbenfreude dieser Künstlergruppe liegt ihre Stärke mehr im Graphischen, wie die interessanten Kompositionen Helmut L ö w s, Eckerts, Grete Y p p e n s und Karl Kreutzbergers beweisen.

In den Ausstellungsräumen des Kunstverlags Wolfrum (I., Augustinerstraße 10) ist derzeit eine umfangreiche Schau von Aquarellen und graphischen Blättern Hertha Czoernigs zu sehen, die künstlerisch und auch lokalhistorisch Beachtung verdient. Die technisch hervorragende Künstlerin hat seit 1945 das Stadtbild Wiens zu ihrem Motivengebiet erwählt und hält die verwüsteten Straßen und zerstörten Gebäude in einer künstlerischen Reportage in eindrucksvollen Blättern fest. Diese Aquarelle und Graphiken sind unerhört lebendig, wobei die Künstlerin besondere Wirkung dadurch erzielt, daß sie zuweilen durch Mischtechnik, wie etwa in dem Blatt „Karlskirche“, die feinsten farbigen und künstlerischen Nuancen zu erzielen versteht. Das prächtige Aquarell „Großkundgebung am Hof“ ist von geradezu unerhörter Dynamik erfüllt. Auch die Bilder der zerstörten oder wiederaufgebauten Brük-ken über den Donaukanal, sowie des Stephansdomes sind wertvolle Dokumente lokalgeschichtlicher Art und dabei von hohem künstlerischen Wert. Daneben gibt es reizvolle Veduten aus Salzburg, köstliche Innenansichten verschiedener Gotteshäuser und eine Fülle von Radierungen, die von dem reichen und vielfältigen Schaffen dieser hochbegabten Künstlerin Zeugnis ablegen. Unsere öffentlichen Sammlungen sollten sich diese Wiener Blätter nicht entgehen lassen.

Sehenswert ist auch die Ausstellung der „Abteilung für Photographie Ernst H a r t m a n n“ an der „Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt“ (VII., Westbahnstraße 25), die den künstlerischen Ernst und den guten Stand der technischen Ausbildung an dieser bewährten Anstalt unter Beweis stellt. In einer eigenen Koje sind die photographischen Arbeiten untergebracht, die an der „Entwurfs- und Versuchswerkstätte für das Kunsthandwerk“, Leitung Professor Oberbaurat Dr. Josef Hoffmann, und an der „Jugendkunstklasse“ des vor kurzem verstorbenen Professors Franz Cizek gemacht wurden. Unter den hochbegabten Ausstellern seien Edith P e z d i k a, Wilhelm Lech-n e r, Hans B a b u r e k, Elf ie Frühbauer, Anton Klapper, Anton A n g e r e r und Fritz Mandl hervorgehoben, deren Leistungen schon heute den Durchschnitt übersteigen. Dr. Viktor Trautzl

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