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Frhlingserwachen im Knstlerhaus

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Zwei bedeutende Wiener Ausstellungen werden derzeit von Tiroler Künstlern bestritten: die sehr gegenwartsnahe Graphikschau in der Galerie Würlhle — über die wir bereits berichtet haben — und die vorwiegend der Malerei und Bildhauerei gewidmete repräsentative Ausstellung im Künstlerhaus. Letztere ist traditionalistischer, vorsichtiger, ihrer künstlerischen Qualität aber immer noch beachtlich und teilweise sogar ausgezeichnet. Wenn man weiß, wie schwer es die Juroren bei solchen repräsentativen Ausstellungen haben, ist man die Tatsache, daß es, hier an Kitsch ebenso fehlt wie an allzu grobem Naturalismus, ziemlich hoch einzuschätzen geneigt ...

Ein Selbstporträt Egger-Lienz' erinnert an den bedeutendsten Tiroler Malei dieses Jahrhunderts. Sein Geist und manches auch von seinem Stil ist hier auf Schritt und Tritt zu spüren: In der umfangreichen Kollektion Friedrich Heils zum Beispiel, der die Massivität Egger-Lienz' impressionistisch auflockert — sein glücklichstes Bild dürfte die „Frühlingslandschaft“ sein — aber auch in den derben, ein wenig von Gauguin beeinflußten Kompositionen des 1940 verstorbenen Artur N i k o d e m s, unter denen wir die „Wallfahrt“ eindrucksvoll gefunden haben, während in Thomas Riss' altmeisterlichen Porträts das Münchner Rembrandt-Braun stark zum Vorschein kommt. Ganz anders geartet und weit von Egger-Lienz entfernt sind die hellen, und — wenn man das Epitheon in seiner unverbrauchten Bedeutung nehmen will: farbfrohen — Bilder Gerhild Diesners, die Mädchenbildnisse der offensichtlich sehr begabten Hilde Nobel, und die expressionistischen Abkürzungen Waldemar Güttners. V \ter den Bildhauern tritt der Alpbacher Bauer Jakob Ledeier mit überzeugend vereinfachenden Steinköpfen und Hans Vonmetz mit einem dekorativen „Adler* hervor. Alle zu nennen ist unmöglich.' fügen wir also wenigstens hinzu, daß Gertrude B 1 i e m, Bodo Kampmann und Hans Rosen Schmuck-und Metallkunsthandwerk bester Art zeigen und in dem schmalen Graphikteil der Ausstellung Josef Schwarz, Paul Flora und R. K. Fischer, Fritz Berger, Ernst Insam, Walter Honeder, Maria R e h m, Franz K ö b e r 1, Ferdinand S o h m und Josef T r o y e r Interessantes und Schönes zu geben haben.

Das Künstlerhaus selbst bietet mit seiner heurigen Frühjahrsausstellung eine Sensation, womit wir nicht die Zeichnungen Robert E d e r s meinen, mit denen ein nicht besonders überzeugender Surrealismus ins Künstlerhaus Einzug hält — was an sich höchst staunenswert ist —, sondern das Bilderarrangement im großen Mittelsaal. Es beweist nämlich, daß das Künstlerhaus endlich und nicht ohne Erfolg den Anschluß an die Gegenwart finden will. Hier hängen zum Beispiel die zwei kleinen Landschaften Siegfried Fischers, der von einer Saison zur anderen Fortschritte macht, um die ihn jeder Jüngere ernsthaft beneiden könnte: der „Hohlweg“ zeigt, daß sich seinen Fortschritten in der Farbbehandlung auch Fortschritte in der formalen Gestaltung zugesellt haben; ein hervorragendes Bild! Paul M e i ß n e r s „Euterpe“ kann sich mit den früheren Bildern dieses so leistungsfähigen Malers kaum messen, aber das L a s k e - Bild „Nach der Sintflut“ ist wunderbar. Die Arbeiten Johannes K r e j c i s fallen auf und lassen auf eine Vertiefung der Bekanntschaft hoffen. Herbert P a s s' Aquarelle rufen neue Sympathien für diesen Sturmer und Dränger des Künstlerhauses wach und das Taumbild Otto Reihs' sei wenigstens erwähnt.

Allerdings: In den Nebenräumen findet sich, abgesehen von den Kollektivausstellungen Andris, Miller-Hauenfels', Johannes Wankes und Max Melchers, immer noch eine Unmenge von Uberflüssigem und teils sogar dem Rufe des Hauses am Karlsplatz Schädlichem-. Da ist noch Remedur zu schaffen. Daß das Künstler-häus dazu imstande ist, beweist es mit dieser Frühjahrsaustellung.

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