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Man sah in Innsbruck

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Während der baulichen Erweiterungsarbeiten des Teehauses im Kleinen Hofgarten zu Innsbruck, das 1951 in einen Ausstellungspavillon der Tiroler Künstlervereinigung umgestaltet wurde und bis zum vergangenen Jahr zahlreichen Malern, Graphikern und Plastikern Gelegenheit zur Ausstellung ihrer Arbeiten bot, ruhte bis zum Herbst dieses Jahres die Ausstellungsmöglichkeit an dieser Stelle.

Um so dankenswerter wurde es von Künstlern und Publikum begrüßt, daß der gut beleuchtete Gangtrakt des Kunsthistorischen Instituts der Universität Innsbruck für Ausstellungen zur Verfügung gestellt werden konnte. Schon zu Beginn des Jahres hat hier der in Kufstein lebende Graphiker Harald P i c k e r t eine Anzahl seiner mit großer Genauigkeit und vollkommener Beherrschung der Techniken geschaffenen Radierungen und Kupferstiche, von denen besonders die kleinformatigen Arbeite (Exlibris, Buchtitel usw.) durch ihre feine Gestaltungsweise Beachtung verdienten, zur Schau gestellt. Nach ihm konnte der junge, aus Müs bei Solbad Hall stammende Maler Anton Tiefenthaler 40 Zeichnungen und Aquarelle zeigen. Diese Ausstellung mit ihren flott und leicht hingesetzten Arbeiten, unter denen die Landschaftsdarstellung einen breiten Raum einnahm, legte dar, daß Tiefenthaler sicherlich mit zu den besten Talenten der jungen Tiroler Malergeneration zu zählen ist. Im Sommer stellte im Kunsthistorischen Institut der Ungarndeutsche, Wahltiroler Professor Franz Schunbach Monotypie, Radierungen, Aquarelle, Lithographien und Zeichnungen aus, die nicht allein durch die Verschiedenheit der Techniken, sondern auch in der Vielzahl der dargestellten Themen die Vielseitigkeit des Künstlers dokumentierten.

Eine große Ausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zeigte Edelzinn aus der Sammlung Dr. Karl Ruhmann, der unter allen europäischen Zinn-Sammlungen an Umfang und künstlerischer Qualität beachtenswertesten. Mehr als 150 Stück aus allen Zentren des deutschen Edelzinns, aus Italien, Frankreich und Holland, geben einen ausgezeichneten Querschnitt durch die landschaftlichen und stilgeschichtlichen Sonderheiten. Eine Ausstellung, die angetan war, dieses etwas vernachlässigte Gebiet der angewandten Kunst wieder in das Licht des Interesses zu rücken.

Im Herbst erfolgte die Eröffnung des umgestalteten H o f g a r t e n p a v i 11 o n s mit der Ausstellung „Malerei und Plastik in Öster-r e i c h“, -In welcher die Probleniatik der' moderriW; Kunst erkennbar war. Die Möglichkeit, die Aufgeschlossenheit des Landes Tirol für die zeitgenössische Kunst Österreichs zu dokumentieren, hat man leider ungenützt vorübergehen lassen. An Stelle einer sorgfältigen, wohlüberlegten Auswahl, die freilich Wissen und Einfühlungsvermögen vorausgesetzt hätte, hat man sich darauf beschränkt, Werke zeitgenössischer Maler und Plastiker in sehr subjektiver Weise auszuwählen und zur Schau zu stellen, so daß selbst jener Besucher, der um die Entwicklung und Situation der modernen Kunst in Österreich weiß, den Eindruck erhält, es hier mit einer etwas wahllosen Zusammenstellung von Arbeiten zu tun zu haben. Wenn auch diese Ausstellung weder einen Einblick in die Entwicklung unserer Kunst während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bot noch auch die tatsächliche Situation der gegenwärtigen Malerei und Plastik in Österreich beleuchtet, war ein großer Teil der hier ausgestellten Arbeiten auf Grund ihrer künstlerischen Qualität angetan, Interesse und Beachtung wachzurufen.

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