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Künstlerische Leistungsschau in Innsbruck

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Was seit Kriegsende von zeitgenössischer Kunst in Innsbruck gezeigt wurde, war eine Menge kleinerer und zum Teil auch recht interessanter Ausstellungen, aber nicht die wünschenswerte umfassende Gesamtüberschau über das gegenwärtige Tiroler Kunstschaffen.' Um sie zu erreichen, standen der Kulturabteilung der Landesregierung und ihrem Leiter, Dr. G. H o- henauer, zwei Wege offen: man konnte entweder noch weiter zuwarten, bis im Zuge der Neuplanung und des Wiederaufbaues der Stadt Innsbruck auch das Bedürfnis nach entsprechenden Ausstellungsräumen befriedigt werde — oder man konnte eine Gelegenheit benützen, wenigstens ein Teilgebiet künstlerischen Tiroler Schaffens herauszugreifen und einen Querschnitt der Leistungen daraus zu zeigen. Man wählte diese Lösung, da sich die Möglichkeit bot, den Sitzungssaal des Gemeinderates während der Ferien für eine Ausstellung zu adaptieren. Es gelang, den Raum für diesen Zweck sehr glücklich umzuwandeln und die erfreuliche Nebenwirkung war, daß die örtliche Beschränkung auf hauptsächlich graphische Künste diesem nicht immer genügend geachteten Zweig heimischen Schaffens sehr zugute kam. Es werden Handzeichnungen und Aquarelle gezeigt, Entwürfe für Wandmalerei, Glasgemälde und Gebrauchsgraphik. Die Art der Dinge in ihrem anerkennenswert hohen Durchschnittsniveau und die Form der Darbietung stellen den Künstlern und den Gestaltern der Ausstellung ein schönes Zeugnis aus. Abwechslungs-

reich und lebendig in ihrer Vielfalt, organisch in ihrer 'inneren und äußeren Gestaltung, fiel diese Leistungsschau sehr befriedigend aus’; der Gesamteindruck ist ausgezeichnet, den sie von den in Tirol wirkenden Kräften vermittelt.

So treffen wir gleich zu Beginn in Max Spielmann auf einen Künstler, der, die besten Traditionen alter Gläskunst wahrend, in eigenen Farben und Formen zu schaffen versteht. Eines der für die Kirche in Steinach neu geschaffenen Fenster wird im Original gezeigt. Auch die Glasfensterentwürfe Hochschwarze r s und W ö r 1 e s Entwurf zu einem kirchlichen Wandbild sind beachtlich, letztere Arbeit zeigt allerdings starke Anlehnung an barocke Vorbilder. Innere Verwandtschaft zur Welt des Barocks ist auch bei Weiler gegeben, nur läßt dieses starke, eigenwillige Temperament nie an Vorbilder denken. Neben einigen Skizzen zu den Fresken der Hungerburgkirche stellt er Landschafts- und Aktzeichnungen aus; er weiß Linie und Bewegung in einer ihm eigenen Art zu erfassen Ausdrucksstarke der Linie! Wir finden sie auch bei Fritz Berger, bei Helmut Rehm, dessen Federzeichnungen in verschiedensten Gebieten hervorragen: Landschaft, Akt, Porträt, besonders Kinderporträts, Eine Reihe guter Beiträge der Ausstellung stammt von Künstlerinnen, so von Lora Arnold, Maria Rehm, Gerhild Diesner, Grete K a p f e- r e r und Hilde N ö b 1. Sehr persönlich ist die Art, wie B e h 1 e r das Urbild der Tiergestalt in seinen Blättern lebendig werden läßt. Eine Reihe besonders schöner und sauberer Arbeiten finden wir auch unter der reinen Gebrauchsgraphik.

Deutlich trat in dieser Ausstellung zutage, wie reich an mannigfachen Talenten das Land Tirol ist. Die Landesregierung hat noch während der Ausstellung die von ihr gestifteten Preise zur Verteilung gebracht, die folgenden Preisträgern zufielen: sechs Ehrenpreise für Fritz Berger, Andreas Einberger, Walter Honeder, Helmut Rehm, Max Weiler. Acht Förderungspreise für Gerhild Diesner, Paul Flora, Oswald Haller, Fred Hochschwarzer, Grete Karasek, Josef Prantl, Raimund Wörle, Arthur Zeiger.

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