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Tiroler Kunst heute

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Zur Zeit der Olympischen Winterspiele hat Tirol eine „Parallelaktion“ gesetzt, die in ihrer Großzügigkeit und Gesinnung nur auf das wärmste begrüßt werden kann und ein nachahmenswertes Beispiel bietet. Das Land Tirol, die Landeshauptstadt Innsbruck und die Kammer der gewerblichen Wirtschaft in Tirol stellten gemeinsam eine bedeutende Summe bereit, um damit Arbeiten zeitgenössischer und vor allem junger Tiroler Künstler anzukaufen. Die von einer Kommission ausgewählten Werke sind nun mit dem bereits vorhandenen Besitz bis zum März im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck zu sehen, in einer Ausstellung, die sich „Tiroler Kunst heute“ nennt und einen eindrucksvollen Querschnitt durch das zeitgenössische Kunstschaffen des Landes bietet. Die gezeigten Arbeiten bilden den beträchtlichen Grundstock einer modernen Galerie des Museums, wobei besonders hervorgehoben werden muß, daß die einzelnen Künstler durch für sie typische Werke vertreten sind und die Auswahl, soweit dies möglich war, von einem wirklich qualitativen Standpunkt aus erfolgte.

Es ergibt sich dabei das Bild der Aufgeschlossenheit des zeitgenössischen Tiroler Kunstschaffens, das in lebendiger Vielfalt im Verhältnis zur Realität seine eigene Note bewahrt und sich durch Unmittelbarkeit des Empfindens und Frische auszeichnet. Im Großen Saal dominiert Max Weiler, vor allem durch seinen „Liegenden“ und die lyrische Evokation „Wie eine Landschaft“. Mit ihm ist auch der bereits hochbetagte Maler Emanuel Fohn zu nennen, dessen von Villon inspirierte „Seiser Landschaft“ ebenso wie sein Aquarell „Staatsbegräbnis“ zu den Höhepunkten der Ausstellung zählt. Von Wilfried Kirschl sind das „Stilleben mit Metronom“ und 'das leicht bewegte „Aswam“ hervorzuheben, mit Norbert Drexel („Stilleben“, .„Stadt“) zählt er berechtigterweise zu den großen Hoffnungen seiner Generation. Die beiden Bilder von Oswald Oberhuber zeigen die ganze Spannweite dieses interessanten Malers und Bildhauers, die vom frühesten Tachismus (1949!) bis zur sensiblen Figuration führte. Gerhild Diesner ist mit zwei Stilleben und einer Landschaft eindrucksvoll vertreten, und von Werner Scholz sieht man eines seiner besten Bilder, „Alpbach“. Hervorzuheben sind dann noch Helmut Rehm mit seiner „Landschaft bei Hall“, Peter Prand'stetter mit seinen dekorativen Kompositionen und Gustav Stimpfl mit seinem „Stilleben“. Von Walter Honeder fällt die „Landschaft“, von Fred Hochschwarzer „Paris“, von Max Spielmann der „Blick auf Mariahilf“ und von Elisabeth Bauer-Stein die „Gebirgslandschaft“, auf.

In der Plastik ist Rudolf Wach eine große Hoffnung. Seine sensible „Figur“ und der „Fluß“ strömen trotz der weitgehend aufgelösten Form starkes Leben aus. Von Franz Pöhacker ist die „Stehende Figur“ besonders zu nennen, außer ihr die „Kreuzwegstationen“ von Josef Baumgartner, das „Kalb“ von Josef Kieltrunk, die „Figur“ von Franz Xaver Hauser und das Relief „Chorgesang“ von Martin Rainer.

Auch in der Graphik herrschen schon bereits genannte Namen vor: Weiler, Drexel, Kirschl, Diesner, Prandstetter, Pöhacker, Stimpfl, Spielmann und Wach; sie alle sind durch schöne Blätter vertreten. Zu ihnen stoßen noch Josef Schwarz, Heinz Klima, Anton Tiefenthaler und Kristian Sotriffer und der souveräne Paul Flora, dessen leichte Hand und Brillanz schwerer als manche Anstrengung wiegt.

Alles in allem eine wertvolle und interessante Ausstellung und ein glücklich be-schrittener Weg. Dem Direktor des Tiroler Landesmuseums gebührt Dank und Anerkennung, ihn begangen zu haben. Es ist ohne Zweifel der richtige.

Im Hofgartenpavillon zeigt Richard Kurt Fischer Aquarelle und Zeichnungen unter dem sehr anspruchsvollen Titel „Olympischer Geist in Zeit und Raum“. Einige Landschaftsaquarelle fallen durch farbige Dichte, die Darstellungen der Wettkämpfer durch wirksame dekorative Formulierungen auf. Die Zeichnungen aus Griechenland lassen — auch durch ihre übersteigerte Ausdehnung — Konzentration und Form vermissen. Im ganzen gesehen, überwiegt die journalistische Leistung die künstlerische, die illustrative die malerische.

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