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Landschaften, Figuren, Kristalle

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Wiener Secession, Wien I, Friedrichstraße 12: Kollektivausstellung Karl Markus. Landschaften aus Italien und England. Zeichnungen, Aquarelle,

Oelbilder.

Karl Markus ist ein nicht allzu lebhafter Landschafter. Seinem ruhigen Temperament liegen die Bilder englischer Dörfer und Kleinstädte mehr als die des Südens. Von der Atmosphäre der Tümpel und Gärten Englands hat er einiges in sich aufgenommen und verarbeitet. Die Stimmung, die über einem Land liegt, für das es Herbst geworden ist, berührt uns. Seinem Venedig und Florenz aber fehlen Sonne, Heiterkeit und Farbe des Südens. Vieles im Werk von Karl Markus scheint uns bloß Impression und Skizze zu' sein und könnte wohl noch gestaltet ■werden.

Foyer des Wiener Konzerthauses, Wien III, Lothringerstraße 20: Kollektivausstellung Eugen Ilten. Oel- und Temperamalerei.

Eugen Ilten, geboren 1918, arbeitete als Restaurator in Wien. Vor drei Jahren entschloß er sich, Maler zu werden, und begann gleich „modern". Er lernte einiges vom Fauvismus und ließ sich von Picasso und Matisse beeinflussen In einigen seiner figuralen Kompositionen wirkt er noch unsicher, wie einer, der in eine noble Gesellschaft geladen wird und krampfhaft die Ellbogen angezogen hält, um nur keine Fehler zu begehen. In anderen Bildern polterte er dafür drauflos, aber die Unruhe und Expression, die er in die flächig gemalten Arbeiten trägt, wirkt etwas gewollt. Viele Striche sitzen noch nicht dort, wo sie sollten. Helle, freundliche Farben entschädigen einigermaßen für die Mängel in der Figurenzeichnung.

Neuer Hagenbund, Atelier am Modenapark, Wien III, Modenapark 8—9, Stiege 6: Kollektivausstellung Franz Herbert h. Graphiken.

Im hellen, modern eingerichteten Atelier am Modenapark werden Linol- und Holzschnitte von Franz Herberth gezeigt. Herberth, geboren 1907, ist Professor an der Akademie für angewandte Kunst in Wien. In vielen seiner Graphiken finden wir mehrfach gebrochene und reflektierte Strahlenbündel, exakt und nuanciert gearbeitet. Im Aufeinanderprall parallel laufender Linien und anderer, die von einer Spirale ausstrahlen, oder dort, wo die Strahlen zu flächenhaften Plastiken mit vielfältigen schmalen „Schatten“ auseinanderstreben, entstehen interessante Strukturen, die sich zuweilen zu zweidimensionalen Kristallen fügen. Besonders reizvoll ist die Einbindung dieser Strahlenbündel in das stets als Fläche begriffene Blatt, konsequent die Beschränkung auf zwei, drei ruhige Farbtöne. Handwerkliches Können und Sauberkeit des Geistes zeichnen gleichermaßen das Werk des 50jährigen Franz Herberth aus.

sagen an der Geburtsstätte der österreichischen Institutionen dieser Art — im Grazer Heimatsaal —, eine Wanderausstellung zu Gast, die durch alle Bundesländer gehen und schließlich auch in Wien gezeigt werden soll.

Die Schau, die dem „Kuratorium Oesterreichisches Heimatwerk“ zu danken ist, wurde von Dr. Franz L i p p (Linz) gestaltet und bietet in einer wirklich sehenswerten Uebersicht Proben der Volkskunst aus allen Bundesländern. Sie ist durchaus nicht historisierend gemeint, sondern ihr Akzent liegt eindeutig auf der Gegenwart: Durchdringung der Fließbandzivilisation mit der gewachsenen heimischen Kultur. Salzburg zeigt unter anderem einen hübschen Zirben- holzschrank, der seit dem Rokoko immer wieder in der überkommenen Form nachgebaut wird, dann die ewige," klassisch-einfache form gedrechselter Gefäße und den Stolz des Alpenlandes, die setiönen Buntweben. Maisstroharbeiten, Faßbodenschnitzerei stellt Niederösterreich aus, Töpferhandwerk, Leinen- und Wollweberei, Spanholzarbeiten. sind in der Steiermark dominierend. Ein schmiedeeisernes Tor, ein wahres Prunkstück, ist ein Beispiel für vorbildliche Zusammenarbeit zwischen Architekt und Schlosser. Mühlviertler Bettzeug, Keramik aus Gmunden und ein Monatsbilder-Kachelofen zeugen für Oberösterreichs Volkskunst. Aus Tirol kommen pfauenkielfederbestickte Gürtel und Schuhe, Schnitzereien aus Axams und ein „moderner“, volksechter Dorfbrunnen: aus Kärnten Wollstickerei, Ferlacher Büchsengravierung und Bänderhüte. Das Sesselmachergewerbe und die Schilfflechterei sind im Burgenland zu Hause, wo auch noch eine volkstümliche Töpferei in sehr alter Technik arbeitet. Vom Spitzenklöpplerhandwerk in Vorarlberg geht ein natürlicher und gerader Weg zur Textilindustrie des „Ländles“.

So bietet sich dem Beschauer der ersten Ausstellung dieser Art in den mannigfaltigen, von Land zu Land wechselnden Formen, Farben und Techniken des volksverbundenen Schaffens eine anziehende und liebenswerte Palette zeitgenössischer Volkskunst, die noch durch eine kleine Schau alter, aber noch getragener und stilvoll erneuerter Trachten wirksam ergänzt wird. Wenn sich auch in einer Ecke des Saales der Kitsch ein wenig eingenistet hat, so müßte der Besuch dieser Wanderausstellung, die in so erfreulicher Weise veranschaulicht, wieviel von der echten Volkskunst und vom gediegenen Handwerk in allen Teilen unseres Landes noch lebt, für jeden Oesterreicher Ehrenpflicht sein.

Rudolf E. Kellermayr

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