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Geweiteter Kreis

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Es ist nicht leicht, zu sagen, was die Ausstellungen der Künstlergrupp „D e r Kreis“ denen der anderen Künstlerverbände voraushaben. Liegt es daran, daß hier weniger Prätention waltet, weniger Gigantomanie, oder an der ruhigen Beharrlichkeit, die, auf einem gesunden Mittelmaß aufbauend, ruhige Toleranz ausstrahlt. Jedenfalls zeichnen sie lieh durch eine Atmosphäre aus, die auf Wachstum mehr Wert legt als auf Tagesmanifestationen, so sehr auch manche Mitglieder davon beeinflußt sein mögen. Die gtoße Ausstellung im oberen Stockwerk dei Künstlerhausei beitätigt im allgemeinen diesen günstigen Eindruck. Zentralstück der Ausstellung ist die Kollektive des verdienten Präsidenten des „Kreises“, Arnulf N e u w i r t h, der heuer seinen fünfzigsten Geburtstag feiert und die Arbeiten von 1938 bis 1962 umfaßt. Die mehr als dreißig Bilder zeichnen eine Entwicklung nach, die in der Ölmalerei von graphisch bestimmten Szenerien — Topo-graphik — zu evokativen Verdichtungen landschaftlich-geistiger Orte, der „topoi“, führt und besonders in den Kollagen den Fund, die „trouvaille“, auf geistreich-intellektuelle Art zu einem „Lese“bild mit anderen Elementen vereinigt, das ebenso dem Prinzip der „taches“ gehorcht wie ordnenden dekorativen Elementen. Die Ergebnisse sind nicht so sehr „Reisebilder“ eines Vielgereisten, sondern zärtlich-ironische RUckerinnerung und Deutung, ablesbar, spielerisch und Gott sei( Dank voll Humor. Hervorgehoben seien der „Winter“, das „Heibstbild“, „Amazonas“, „Chinoiserie“, „Wallfahrtsort“, „Indios“, „Brennender Dornbusch“ und das „Waldstück“, in dem auf eigenartige Art der Gegenstand, den Neuwirth eigentlich nie verlief), verwandelt in das Bild zurückdrängt und einen neuen Ansatz bildet.

Den stärksten Eindruck vermittelt als Bild der „Donaudampfer“ von Robert Schmitt, der beharrlich als eine der stärksten und interessantesten Begabungen auffällt. Bei ihm bietet die konsequente Aufhebung des dreidimensionalen Raumes und sein Bestreben, zu einer räumlich neuen Lösung zu ichreiten, fruchtbarste Ansatzpunkte, sie sind nur noch nicht geklärt, manchmal auch überdehnt, wie in der „Figur“ und „Halbfigur“, von denen die entere an Kontrastarmut leidet. Sein malerischer Elan bedarf noch geistiger Entscheidungen, wie wenige ahnen sie aber wie er. Axel Egger steuert einige hübsche „klee“ige Palimpteste bei, Luise Autzinger Landschaftstsrukturen, die ebenso England wie St. Pölten sein könnten. Ernst Höffinger müßte sein Pathos mehr ordnen und Ferdinand Stransky sein brutalen Kraftakte mehr konzentrieren und differenzieren. Bei Josef Stoitzner tritt der Zwiespalt zwischen Raum und Fläche stärker auf, seine Gelb-Braun-Skala mangelt der Abstufung und des Gegengewichtes im Bild. Elisabeth Stemberger wirkt mit der „Nacht der Hirten“ am stärksten, aber ziellos, Martha Jungwirths „Haus“ besitzt emotionelle Kraft, aber keine Form. Hans Stockbauer zeigt in seinem „Tarotblatt“ große graphische Begabung, in den Ölbildern wenig Organisation. Der Teppich von Hilda Sapper „Schneegestöber“, ist recht hübsch, das „Glasmosaik“ irrationaler Jugendstil. Ernst Paar war schon besser, er scheint in einer Krise befangen, trotzdem bleibt das „Stilleben mit Katzenbildnis“ eine (wie so vieles von ihm) auf Picassos „Krug und Kopf“ zurückgehende nette Leistung. Besonders gut schneidet Ernst Katzmann ab, dessen Aquarelle und Gouachen viel Sensibilität verraten und eindringlich sind. Auch Greta Freist ist mit einigen sehr hübschen, dekorativen Bildern vertreten, während Kurt Moser bis auf die „Roten Berge“ dünn-ästhetisch wirkt. Von den Plastikern überzeugt Karl Schagerl diesmal mit seinen rhythmischen Strukturen, obwohl sie noch immer einem zu irrationalen Harmoniegesetz zu gehorchen scheinen und die Achse der „Inten-tio humana“ — hoffentlich nicht absichtlich — schief steht. Alles in allem eine erfrischende und interessante Ausstellung, deren Lebendigkeit für den „Kreis“ spricht.

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