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Bosnjak, Steiner, Hazai

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Einen jungen Gast aus Kroatien stellt die Galerie Kaiser (im 6. Bezirk, in der Windmühlgasse 14) in der Person des 1956 geborenen Hrvoje Bosnjak mit Zeichnungen und einigen Kleinplastiken vor. Die Zeichnungen sind mit der Feder auf kleinem Format meist mit großem Elan „hingeschrieben“ und stellen durchwegs männliche Akte in angespannter Bewegung oder Haltung dar. Der Duktus der Linien ist nicht beschreibend, sondern suggestiv und so barock, daß man Vorbilder im Venedig des 16. Jahrhunderts vermuten könnte. Das manchmal heftige Pathos erinnert an Hanak und Mestrovic. Räumliche Entscheidungen und Probleme werden hie und da durch Schraffuren „gelöst“, die oft mehr eine ästhetisch-graphische Bedeutung besitzen als ein funktionelles Verhältnis zur Form. Trotzdem muß man von einer temperamentvollen und sensitiven Begabung sprechen, die besser* noch in den Kleinplastiken aus Holz und Bronze ersichtlich wird. Sie stehen zwischen Impression und Ausdruck und lassen für die künftige Entwicklung Bosnjaks mehrere Möglichkeiten offen.

Mit Ölbildern und Aquarellen debütiert in der Kleinen Galerie in der Neudeggergasse der junge Maler Herwig Steiner. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle diese Arbeiten in England entstanden, und die Aquarelle vermitteln in ihrem gemäßigten Expressionismus, der weniger die Farbe als die raumgreifenden Linien steigert, im Vergleich zu den Blättern aus Italien tatsächlich etwas von der feuchtigkedtsgesättigten Luft und Atmosphäre der Insel wie sie etwa Constable malte. Aufgebaut sind sie aus impulsiv gesetzten Flecken, die sich in zügig mit dem Pinsel gezogene Umrisse locker eingliedern, sie aber auch überschreiten und überlappen, um eigene Strukturen zu bilden. Während hier deutlich Räumliches gemeint ist, bauen sich die Ölbilder durchwegs flächig auf. Auch sie fußen auf landschaftlichen Elementen, sind gewissermaßen ein Substrat aus den Aquarellen, das re-flektiv und im bewußteren Spiel mit einzelnen ihrer Formen entsteht. In der dichten Fügung der Farbigkeit, die in ihnen auf Erdfarben mit roten und dunklen Akzenten reduziert ist, dem dekorativen Sp'iel mit den Verhältnissen von größeren und kleineren Formen, die kontrastierend in rhythmische Spannungsverhältnisse gesetzt werden und den sich differenzierenden wie gemauert wirkenden Strukturen der Farbfelder, wirken sie manchmal wie Mosaike aus Email oder Keramik.

An die Lichteffekte Turners in seinen spätem Ölbildern, an anthro-posophische Malerei (Nüßlein) und die Emotionen der Romantik, erinnern die Ölbilder von Suzan R. Hazai, einer aus Ungarn gebürtigen Malerin, die in der Galerie des Internationalen Künstlerklubs im Palais Palffy ausstellt. Man könnte ihre affektiv und impulsiv sich verströmende Malerei durchaus als gegenstandslosen Expressionismus bezeichnen, sie besitzt aber so viele Assoziationswerte, daß man in ihren Bildern auch wie Raketen explodierende Blumensträuße, stürmische Landschaften und das Ge-woge der Elemente sehen kann. Am meisten überzeugen die letzten Bilder in denen mythische Formen vor grauen Tiefen aufzusteigen scheinen. In den Zeichnungen verbinden sich feine Assoziationsstrukturen von mehr oder weniger großer Gegenstandsbezogenheit mit großzügiger Pinselschrift zu blättern, die wie Illustrationen fernöstlicher Märchen wirken.

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