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Wieder ist in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste eine bedeutende Leihgabe aus einem holländischen Museum zu sehen, die nun in einer kleinen Sonderausstellung, die die Entwicklung des niederländischen Architekturbildes veranschaulicht, präsentiert wird. Es handelt sich um ein Bild des hervorragenden Haarlemer Architekturmalers Pieter Jansz Saenredam (1597 bis 1665), das das Innere der Antonius-Kapelle der St.-Jans-Kir-che in Utrecht darstellt. Der lichtdurchflutete Kapellenraum ist in strenger Zentralperspektive mit niederem Horizont in äußerster Klarheit und Tektonik mit äußerst delikater Tonmalerei dargestellt, wobei der farbige Reichtum der Tonwerte in Licht und Schatten besonders auffällt. Obwohl in diesem Bild des Pioniers der niederländischen Kirchenmalerei die farbigen Repoussoirs der Wappenschilde (die er sonst häufig zu gebrauchen pflegte) fehlen, vermittelt es — kraft seiner strengen Linienführung und der klug abgestimmten Farbwerte — einen überzeugenden Raumeindruck, von dem ein starker Stimmungsgehalt ausgeht. Ein kleines aber bedeutendes Meisterwerk, das bis Mitte Mai zu sehen ist.

Einen sehr reifen Eindruck vermitteln die Bilder von Wilhelm Helfert, die in der Galerie „Autodtdakt“, Operngasse 9, ausgestellt sind. Wenn sie auch auf den ersten Blick noch stark das Idiom des gemäßigten Expressionismus seines jüngeren Lehrers, Georg Eisler, zu sprechen scheinen, so unterscheiden sie sich doch davon durch die strengere Tektonik, den reichen Farbklang und die Nuancierung der Grauwerte. Bilder, wie vor allem die „Landschaft mit Möven“, die „Raben“, „Simmering II und III“, der „Kopf I“, sind sehr beachtliche Leistungen eines malerischen Temperaments, das in einer spezifisch österreichischen Tradition aufbaut. Was Helfert noch fehlt, ist die strengere Organisation der Bildfläche durch die Komposition der Teile. Da die seltene Begabung zur Realisation der Wirklichkeit durch das Mittel der Farbe evident wird, kann man von ihm noch Wesentliches erwarten.

Dies läßt sich auch von den Bildern von Georg Königstein behaupten, der, wesentlich jünger* auf den Spuren Cezannes und des Kubismus die menschliche Figur unter dem Aspekt der Multiplanperspektive Picassos in die Bildform aufgliedert. Daß Königstein diesen, nun in dem immer deutlicher werdenden aber blinden Bemühen um einen neue Figuration wesentlichsten Ansatzpunkt für eine neue Menschendarstellung erfaßt hat, ist allein schon ein großes Verdienst. Die harte Disziplin, der er sich unterwirft, beginnt auch schon, ihre Früchte zu tragen, wie in der „Karlskirche“, der „Großen Sitzenden“, der „Metope“ und anderen Arbeiten, bei denen zwar noch das Maß und die Klarheit der Form- und Bildgestaltung manchmal fehlt, deren imaginative Lösungen und farbige Nuanoierun-gen jedoch ein wesentliches Versprechen bedeuten. Anders als Helfert steht er auf dem aktuellen Boden der Malerei, und seine Entwicklung muß mit größter Aufmerksamkeit erwartet werden. Die Ausstellung ist bis 15. April in der „Galerie Synthese“ im Souterrain der Firma Baumgartner am Graben zu sehen.

Die Kleinplastiken und Reliefs des Bildhauers Rudolf Schwaiger in der Zentralbuchhandlung, Wien I, Schulerstraße 1 bis 3, die bis 10. April noch zu sehen sind, zeigen in ihrer elementaren Unbekümmertheit wenig Formansätze, die durchgehalten und durchgeführt sind. Sie wirken wie „nebenbei“ entstanden, ein Eindruck, den sich allenfalls ein Genie, aber nicht ein noch suchendes Talent leisten kann.

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