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Aus der Vielfalt

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Die Bedeutung der schönen Ausstellung von Aquarellen und Zeichnungen Herbert Boeckls (1894 bis 1966), in der „Art Gallery“ der Kunst- und Antiquariatshandlung Christian M. Nebehay in der Annagasse, wird allein schon dadurch ersichtlich, daß von den 27 gezeigten Arbeiten bisher nur vier je ausgestellt waren. Es handelt sich damit um meist unbekannte Werke, zum Teil aus Privatbesitz stammend, die — von einer einzigen Ausnahme abgesehen — von 1918 bis 1928 entstanden, aus einer für die künstlerische Entwicklung Boeckls bedeutsamen Zeit. Sie zeigen seinen Weg von einer noch konventionellen Form — die Studie eines Tragtieres von der Front 1917/18 — zum Expressionismus seiner früheren Jahre, der noch vorwiegend graphisch anmutet, und der darauf folgenden Festigung in einer sehr persönlichen, vitalen und wuchtigen Ausdruckskunst, die nicht zuletzt durch die Studien in Berlin, Paris und Sizilien, dem Impakt der klassischen europäischen Malerei, immer mehr an Tektonik und Strenge gewinnt, um sich dann gegen Ende der zwanziger Jahre wieder in einem mehr lockeren Duktus, nun aber mit bewußterer Plastizität, zu lösen. Es sind fast durchwegs hervorragende oder wichtige Blätter, unter denen bei den im Privatbesitz befindlichen die Stilleben, die Fassungen des „Ulrichsbergs“ von 1920 und 1926, das „Fer-lacher Horn“ und die „Dorfstraße unter Maria-Saal“ besonders hervorragen. Unter den verkäuflichen Arbeiten, deren Preise sich in erstaunlich mäßigen Grenzen bewegen, muß man die wichtige Studie für das Bild der „Fortifikationen von Paris“, das sizilianische „Stilleben mit Orangen und weißem Tuch“, die „Studie für eine sizilianische Landschaft“ und das „Stilleben mit Muscheln und Eiern“ in erster Linie nennen. Die Kärntner Landschaften von 1923 und das „Rosen und Margueriten“-Blu-menstück zeigen wo die Wurzeln einiger zeitgenössischer Maler liegen, und die ganze Ausstellung unterstreicht die hervorragende Stellung, die der Künstler im Rahmen der österreichischen Kunst des 20. Jahrhunderts einnimmt.

Der junge, begabte Maler und Graphiker Gerhard Gutruf zeigt derzeit in zwei Ausstellungen sowohl seine malerischen wie seine graphischen Arbeiten. Im Theseustempel im Volksgarten sind seine Bilder — streng flächige und zartfarbig nuancierte Kompositionen mit Elementen einer phantastischen metamorphen Maschinenwelt — zu sehen, in der Galerie im Stock seine Graphiken, die eine virtuose Umsetzung ähnlicher Themen in sehr subtil empfundene und gezeichnete Schwarzweißwirkungen darstellen und sowohl seine große Begabung wie seine Originalität demonstrieren.

Eine ebenfalls beachtliche und ehrlich ringende Begabung ist die junge Malerin Edda Wotawa, von der die Zentralsparkasse in ihrer Zweigstelle in Simmering Arbeiten zeigt. Hier sind es vor allem die sowohl kraftvoll und zart zugleich empfundenen Zeichnungen nach Pflanzen und Blüten und die im Zusammenhang mit ihnen entstandenen Bilder, die am stärksten überzeugen. Vor allem die Zeichnungen stellen hervorragende Leistungen dar, während die Pflanzenbilder auf eigenartige Weise den Weg Mondrians in die Gegenstandslosigkeit rekapitulieren. Von den anderen Bildern wirken der „Artist mit blauer Mütze“ und die „Stehende II“ am stärksten, am wenigsten die farbig zu schweren und zu wenig balancierten gegenstandslosen „Kompositionen“, die die längst offenen Türen des Suprematismus einrennen.

• Zwei Uraufführungen von Werken zeitgenössischer österreichischer Komponisten gibt es in nächster Zeit: am 23. Juni wird in Dallas (Texas) das Konzert für Cembalo, Orgelpositiv und Kammerorchester von Anton Heiller zum ersten Mal gespielt; am 15. Juli findet in Fuschl die Uraufführung der „Fischerauer Serenade“ op. 45 von Hans Erich Apostel statt.

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