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Mit und ohne Kopf

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In der „Galerie Würthle“ ist derzeit eine äußerst sehenswerte und interessante Ausstellung zu besuchen, deren Graphiken, Bilder und Skulpturen mit dem Thema „Der Kopf“ in Zusammenhang stehen. Sie bringt eine sehr erstaunliche und bunte Auswahl zu der die Galerie aus ihren reichen Beständen Schätze und Kostbarkeiten beigesteuert hat. So findet man in ihr das dichte kleine „Selbstbildnis“ von Richard Gerstl und ein sehr frühes „Frauenbildnis“ von Herbert Boeckl, ein schönes Nolde-Aquarell, drei strenge Wotruba-Plastiken, ein Ölbild von Walter Eckert und Zeichnungen, Original- und Druckgraphiken von Kokoschka, Klimt, Schiele, Wotruba, Wacker, Munch, Beckmann, Berg, Kirchner, Dix, Chagall, Juan Gris, Jacques Villon, Matisse und Picasso. Auch die jüngeren Generationen sind in dieser Ausstellung, deren Spannweite vom Expressionismus bis zur sachlichen und abstrakten Formstudie reicht, reichhaltig vertreten; bei ihnen hätte allerdings eine strengere Auswahl nicht gescha det. Hier überzeugen vor allem die Bildhauer —i Joachim Avramidis, Josef Pilihofer, Alfred Matzke und Walter Salzmann, während die Malerei von Erich Ess, Otto Jungwirth, Erich Müller, Norbert Greb- mer, Oswald Oberhuber, Rudolf Korunka, Edda Wotawa, Carl Unger, Peter Pichl und Paul Otto Haug. vertreten wird.

In der „Galerie auf der Stubenbastei“ stellt der seit längerer Zeit in Wien tätige amerikanische Maler Clarence E. Giese eine Reihe von Ölbildern aus, deren farbig angenehme dekorative Strukturen ihre unplastischen Formelemente vorwiegend aus der Welt der Steine und Knochen beziehen und nur gelegentlich auf die menschliche Gestalt Bezug nehmen. Es sind saubere und auch tüchtige Arbeiten, doch ohne besonderer Originalität und ohne eigene Vorstellungswelt, sie vertreten einen gefälligen Eklektizismus der künstlerisch offene Türen einrennt.

Die Panneaus von Uta Prantl- Peyrer in der „Galerie im Griechenbeisl“, noch immer um das Thema der mehr oder weniger zentralen Lichtform kreisend, die mit den verschiedensten Farbvariationen zusammengestellt und abgewandelt wird, sind im Farbvortrag lockerer und in der Farbigkeit reicher und vibrierender geworden. Daß die Malerin jedes „Gebet“ nennt, erzeugt allerdings ein gewisses Unbehagen. „Gebete“, die sich nach Seinem Wunsch im stillen Kämmerlein und nicht laut und ostentativ vollziehen sollten, auszustellen und um sechs- bis zehntausend Schilling zum Verkauf anzubieten, das deutet auf einen ethischen oder gedanklichen Kurzschluß hin.

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