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Wotruba, Flora und Pfeil

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In diesem Sommer bietet die Landeshauptstadt Innsbruck mehrere interessante Ausstellungen, unter welchen vor allem die repräsentative Schau mit Arbeiten Fritz Wotrubas zu erwähnen ist. Im Tiroler Kunstpavillon werden erstmals in Innsbruck Originalplastiken und Skizzen dieses bedeutenden österreichischen Bildhauers vorgeführt. Somit hat auch das kunstinteressierte Publikum Tirols Gelegenheit, sich mit der spezifischen und persönlichen Kunstauffassung Wotrubas auseinanderzusetzen und an Hand einer Reihe von Plastiken in Bronze und Stein Wotrubas ausgeprägtes Gefühl für die Organik der Körper wie für die architektonische Wirkung seiner Werke eingehender kennenzulernen. Auch die in Innsbruck gezeigten Werke legen dar, daß die Skulpturen in ihren kristallinen Verdichtungen keine Additionen von Formelementen darstellen, sondern einheitliche, organische Gefüge tektonischer Prägung.

In der erst kürzlich mit einer Ausstellung von Zeichnungen Paul Floras eröffneten neuen Galerie im Taxispalais wird als zweite Veranstaltung ein Großteil der Privatsammlung der Raiffeisen- Zentralkasse öffentlich zur Schau gestellt. Im Laufe der letzten fünf Jahre hat der Direktor der Kasse, Dr. Günther Schlenk, mit einem sicheren Gefühl für Qualität, 35 Arbeiten von zwölf Malern und zwei Bildhauern angekauft und damit eine Sammlung angelegt, die einen ausgezeichneten Überblick über den derzeitigen Stand der Kunst in Tirol vermittelt. Darüber hinaus stellt die kulturelle Tat der Raiffeisenkasse Tirol ein vorbildliches und nachahmenswertes Beispiel dafür dar, daß in unserer Zeit, in der die Belange der Kunstförderung vorwiegend in öffentlicher Hand liegen, auch die private Initiative und das private Mäzenatentum Bedeutung haben.

Über Einladung von Professor Toni Kirchmayr findet die „Gruppe 3” in der Stadtturmgalerie Gelegenheit, Arbeiten vor drei Wiener Künstlern auszustellen. Fritz Dobretsberger ist mit einer Anzahl von Gemälden vertreten, die in ihrer delikaten Malkultur in der österreichischen Maltradition stehen und an Klimt oder Schiele denken lassen. Auch Franz Milan Wirth mit sehr unmittelbar wirkenden, gegenstandsfreien Arbeiten in öl auf Papier ist in der Stadtturmgalerie vertreten sowie der Plastiker Thomas Stemberger mit einigen der Natur nahestehenden Arbeiten.

In der Rasenfläche unmittelbar vor der Terrassenmauer und auf der Mauer selbst hat sich die „Grüne Galerie” aus Klagen- furt etabliert und bringt Arbeiten des Bildhauers Heinz Goll und des Malers Werner Lößl. Man spürt, daß beide Künstler mit einer großen Begeisterung für ihre Kunst am Werk sind und mit viel Verantwortungsbewußtsein ihrer Tätigkeit nachgehen. Beide Künstler sind Autodidakten und gestalten vor allem Themen aus dem religiösen Bereich, wobei sie ihre Vorwürfe in expressiver Weise farbig und formal zu steigern suchen.

War es bisher Gepflogenheit, anläßlich der jährlich in Innsbruck stattfindenden Jugendkulturwoche einen Überblick über das Schaffen der jungen Künstler Österreichs zu geben, so stand in diesem Jahr der Tiroler Kunstpavillon einem einzigen Maler zur Verfügung. Johannes Pfeil w’urde 1934 in Schlesien geboren, besuchte in München die Akademie der bildenden Kunst und in Wien die Akademie für angewandte Kunst, in welcher er zur Zeit als Assistent tätig ist. In seinen Ölbildern entwickelt er ein feines und ausgeprägtes Gefühl für subtile Farbkontraste. Seine Arbeiten weisen eine erkennbare individuelle Note auf, und es sind gerade die sparsame und kluge Verwendung von Farbe und die oft nur andeutungsweise und assoziativ bestimmte Form, die den besonderen Reiz von Pfeils Bildern ausmachen. Auch in seinen Zeichnungen versucht er, so wie in vielen seiner Gemälde, der Bewegung nachzuspüren, und gelangt mitunter zu Ergebnissen, die wie eine Weiterentwicklung der futuristischen Gestaltung anmuten. Man kann mit Interesse die weitere Entwicklung dieses begabten und talentierten Künstlers verfolgen, der hier in Innsbruck erstmals Gelegenheit hatte, in einer größeren Kollektivausstellung Beweise seines Könnens zu geben.

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