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Graphik in Innsbruck
In Innsbruck bieten zur Zeit zwei Ausstellungen dem kunstinteressierten Publikum Gelegenheit, sich mit Arbeiten der modernen Graphik auseinanderzusetzen. Im Tiroler Kunstpavillon wird über Vermittlung des bekannten Malers und Plastikers Oswald Oberhuber an Hand von durchw-eg aus Wiener Privatbesitz stammenden graphischen Blättern ein prägnanter und gelungener Überblick über die Entwicklung der Graphik in den letzten 170 Jahren gezeigt. Im Landesmuseum Ferdinandeum werden die mit Preisen bedachten Arbeiten sowie die von der Jury zur Ausstellung ausgewählten Blätter des 9. Graphikwettbewerbes zur Schau gestellt.
Die Ausstellung im Tiroler Kunstpavillon, die mit Recht den Titel „Internationale Meistergraphik” führt, zeigt an - Hand von Beispielen großer und international anerkannter Meister die Strömungen und stilistischen Entwicklungen der Graphik seit den Tagen Goyas und jenen Delacroix’ und Daumiers bis heute auf. Künstlernamen, welche als die hervorragendsten Vertreter der bildenden Künste in diesen Jahrzehnten angesprochen werden dürfen. Die Ausstellung ist durchaus befähigt, das Verständnis der sogenannten „modernen” Kunst zu vertiefen, kann man doch an den gezeigten Exponaten deutlich jenen Wandel beobachten, der sich am Ende des vergangenen Jahrhunderts ankündigt und um die Jahrhundertwende vollzieht und letzten Endes zu einer, dem Lebensgefühl unseres Jahrhunderts entsprechenden Kunstübung führt. Neben den Blättern von Goya, Daumier und Delacroix werden Beispiele der wichtigsten französischen und deutschen Impressionisten gezeigt.
Die Ausstellung anläßlich des 9. österreichischen Graphikwettbewerbes, die heuer erstmals im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (früher Kunstpavillon) stattfindet, zeigt in diesem Jahr ein beachtlich hoch liegendes künstlerisches Niveau und vermittelt ein ausgezeichnetes und umfassendes Bild der gegenwärtigen Situation der österreichischen Graphik. Aus etwa 900 Einsendungen von 306 Künstlern wurden jene Blätter ausgewählt, die nunmehr zur Schau gestellt sind. Es ist auffallend und ein Beweis für das Vorhandensein starker junger Talente in Österreich, daß unter den Preisträgern eine ganze Reihe von bisher nur weniger bekannten Namen aufscheint. Auffallend ist weiters, daß gegenüber den entsprechenden Veranstaltungen früherer Jahre die gegenstandslosen Darstellungen nicht mehr in gleicher Weise die dominierende Rolle spielen, sondern daß ihnen Arbeiten gegenüberstehen, in welchen die Künstler eine neue Gegenständlichkeit anstreben. Auch die Maler, die dem sogenannten phantastischen Realismus zuneigen, treten erstmals stärker in Erscheinung. So arbeitet etwa der mit dem Preis des Institutes zur Förderung der Künste in Österreich ausgezeichnete Roland Göschl in dieser Richtung, ebenso Michael Coudenhove, der für seine Federzeichnung „Venus” den Preis des Landes Kärnten erhielt. Der Preis des Landes Salzburg ging an Irma Toledo für das starkfarbige Aquarell „Gestaffelte Landschaft”, der Preis der Landeshauptstadt Innsbruck an Wilfried Kirschl für sein subtil empfundenes Aquarell „Pont neuf, Paris”. Alfred Hrdlicka, von dem erst vor kurzem eine Kollektivausstellung in Innsbruck stattgefunden hat, wurde für seine Radierung „Die vergiftete Rivalin” mit dem Preis der Bundeshauptstadt Wien ausgezeichnet, Heinz Staffelmayer für sein Aquarell „Bucht bei Marseille” und Gerhard Well für das stark abstrahierende Blatt „Bretonische Küste” mit dem Preis des Landes Oberösterreich. In den genannten Arbeiten sind die gegenständlichen Belange für die Wirkung der Blätter mitbestimmend, und die Künstler gehen,
auch wenn sie die natürlichen Formen stark umwerten und abstrahieren, vom visuell erfaßten Motiv aus.
Unter den nichtfigurativen Arbeiten wurde die sehr dekorativ wirkende von Rudolf Pointner mit dem Preis des Landes Steiermark ausgezeichnet, während der Preis des Landes Vorarlberg an Luise Autzinger ging. Mario Declava erhielt für sein Aquarell den Preis des Bundesministeriums für Unterricht, Oswald Oberhuber für sein bemerkenswertes Blatt „Figuren links” (Aquarell) den Preis des Konsulates der Bundesrepublik Deutschland. Der Preis des Landes Tirol wurde an Karl Gruber, der des französischen Kulturinsitutes Innsbruck an Adolf Frohner vergeben.
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