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Vor der Landschaft
Der Titel „Landschaftsstudien“, der schönen Ausstellung in der Galerie Würthle, Umfaßt — hier etwas unpräzise ahgewendet — eine Fülle der Möglichkeiten von gestern und heute, sich mehr oder weniger mit dem Gegenständlichen der Landschaft in Zeichnung, Aquarell und Mischtechnik auseinanderzusetzen. Was einst Aneignung des Formenreichtums der Natur, Studium ihrer Elementarformen im Raum, in Hinblick auf das Bild, Bildskizze war, ist heute in eine Vielfalt der Bedeutungen aufgesplittert, die von der allusiven Benennung evokativ freier Formen (Max Weiler) als „Landschaft“ über die evokative lyrische Verwandlung konkreter Gegenständlichkeit (Herbert Boeckl), bis zum nazarenisch-demütig genau schildernden Lineament reicht (Pillhofer, Avramidis). Dazwischen bewegt sich eine Fülle subjektiver Möglichkeiten, die wieder rein expressiven Ausdruckswillen, stilisiert Dekoratives, atmosphärische Notiz und dekoratives Zeichen umfassen. Am seltensten tritt das Studium des Form-Farb-Raum-Zusammen-hanges in Erscheinung, die bewußte Übersetzung in eine geordnete und geortete Gestaltung vor dem Motiv. Aus der be-merkens- und sehenswerten Ausstellung, deren Schwergewicht eindeutig im Erdgeschoß liegt, seien vor allem die drei Boeckl-Blätter, darunter ein besonders reizvolles aus dem Jahre 1919, ein düster evokatives Blatt von Dobrowsky aus seiner letzten Zeit, die Zeichnung von Stransky und eine ihr verwandte von Mahringer, die überraschende Rötelstudie von Wickenburg, ein hübsches Aquarell von Lehmden, eine Federzeichnung von Matzke, das Aquarell von Goeßl aus dem Jahre 61, die Zeichnungen von Pillhofer, Avramidis und Edda Wotawa, das Deckfarbenblatt von Gerhard Frankl, das schöne Aquarell von Oswin Amann und die Blätter von Max Weiler und Karl Stark besonders hervorgehoben. Was aber diese Ausstellung besonders wertvoll macht, ist der von ihr angetretene und angedeutete Beweis, daß die Landschaft auch im 20. Jahrhundert für den Künstler — in Österreich zumindest — noch nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben hat, daß aus der Begegnung mit ihr Anregung und Bereicherung des künstleri-schens Schaffens gewonnen wird.
Die Bilder von Hermann Steininger, die in der Staatsdruckerei zu sehen sind, leben etwas zu sehr vom Allerweltsjargon bereits abgehandelter „Abstraktion“. Die sich auf klar erkennbare Vorbilder berufende Formensprache besitzt außer ihrem Eklektizismus zuwenig Solidarität, um zu überzeugen. Am gelungensten erscheint noch das keineswegs so wirkende Bild, das der mit bedeutsamen Benennungen freiaebige Maler „monströs“ nennt. Der Titel der Ausstellung „Yin und Yang“, die chinesischen Urprinzi-pien kosmischer Natur, ist hier niemals gerechtfertigt.
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