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Weitere Kreise

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Mit Recht stellt sich die Künstlergruppe „Der Kreis“ in einem immer weiteren Rahmen dem Publikum. Während der nicht nur durch bauliche Veränderungen bedingten Agonie der „Sezession“ ist sie die markanteste und lebendigste Kunstvereinigung Wiens geworden. Ihrer Ausstellung im Künstlerhaus, die fast alle Parterreräume umfaßt, gelingt es nicht nur, die Säle zu füllen, sondern auch, Auseinandersetzung und Anerkennung zu erwecken. Die Kollektion von E. E. Müller, die in ihrem Mittelpunkt steht, vermittelt die Bekanntschaft mit einem Maler, dessen Weg nach Eindringlichkeit mit den Mitteln formal gebändigter Expression sucht. Die früheren Arbeiten überzeugen mehr, in neuerer Zeit besteht die Gefahr der Formelhaftigkeit. Ferdinand Stransky stellt mit zwei Arbeiten, „Im Cafe“ und „Schachspieler“, die besten

Bilder der Ausstellung. Wenn auch wenig Form vorhanden ist, so packt doch die reduzierte Farbigkeit und ein gewisses atmosphärisches Leben. Die Landschaften sind eher „wüst und leer“. Kurt Möser fällt mit der „Landschaft II“ auf, sonst wirkt er unkontrolliert und ohne Komposition. Das gleiche gilt für die Stadtlandschaften von Hans Stockbauer, von dem zwei Holzschnitte mehr geben. Robert Schmitt gibt in einem Aquarell „Bauernhäuser“ sein Bestes, dem „Dampfer“ fehlt es an Raum. Bei Eduard Bernhard sind beachtliche Ansätze zu bemerken, auch hier mangelt es an Form. Höffinger überzeugt mit dem „Fluß“, Martha Jungwirth mit dem „Aquarell I“, Maria Plachky mit dem Gobelin „Turm II“. Eigenartigerweise wirkt der Jugendstil bei vielen der Aussteller nach. So bei Siegfried Fischer, dessen Aquarelle und Gra

phiken geglückter als die Ölbilder sind, bei den Teppichen von Hilda Sapper, bei Josef Stoitzner, der die Kleinteiligkeit der Form überwinden müßte, und bei Hans Neuffer, der in einem großen Mischgebilde hundertwassert. Gottfried Goebel ist nun chamäleonisch bei Kemeny angelangt, Greta Freist stellt Poetisch-Dekoratives zur Debatte, Ernst Katzmann überzeugt in Gouache und Aquarell mit Sensibilität, Arnulf Neuwirth präsentiert sich in der „Heimkehr von der Jagd“ am liebenswürdigsten. Als naiver Högfeldt stellt sich Gottfried Kumpf vor, und Maria Somogyi wuchert in dekorativen Jugendstilstrukturen. In der Plastik beweist Friedrich Hartlauer seine ornamentale Sensibilität, Alfred Kurz gelangt nur zu Nippesfiguren und Josef Schagerl auf seinem etwas sterilen Weg vor allem in der „Kubensetzung“ endlich zu einem Gefühl für Proportion. Eine lebendige, interessante Ausstellung.

Nebenan im Französischen Saal werden Arbeiten von Georg Pevetz aus den zwanziger Jahren gezeigt. Die Ölbilder, im wesentlichen eher unglücklich durch geringes Formgefühl und undifferenzierte Farbigkeit, stehen zwischen Kolig und Wiegele in einer peinlichen Konstellation. Dieser bäuerliche österreichische Expressionismus findet seine wenigen Treffer in einigen Zeichnungen. Nicht in den bombastisch überzogenen Architekturen, sondern einigen stillen Akten, in denen etwas von Empfindung und nicht leeres. Pathos spürbar wird.

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