6721305-1965_13_15.jpg
Digital In Arbeit

Gemeinsam und allein

Werbung
Werbung
Werbung

Zehn Maler und Graphiker und zwei Bildhauer, im „Neuen Hagenbund“ vereinigt, stellen im Obergeschoß des Künstlerhauses aus. Die merkwürdigste Persönlichkeit unter ihnen ist zweifellos der Bildhauer Franz ölzandt, dessen ornamentale Bauplastik wie architektonische Teilstücke indischer Tempel anmutet und dessen figurale Arbeiten einer manchmal etwas simplen und naiven Formgebung und Expressivität huldigen. Sein Kollege Sukopp verrät bei aller plastischen Begabung noch zu sehr den Einfluß seines Lehrers, von dem er sich allerdings allmählich freizumachen beginnt. Gerhard Wind verharrt bei seiner technisch sauberen Nachahmung der neoklassizistischen Picassos der frühen zwanziger Jahre, den er neuerdings mit Veduten ä la Chirico und Carra kombiniert. Seine Bilder sind sicher komponiert, wohltuend in ihrer Zurückhaltung, allerdings auch etwas starrer geworden, wobei sich die Frage nach der Entwicklungsfähigkeit dieses Weges — der für Picasso nur ein Pendant und ein Durchgang war — erhebt. Es wäre schade, wenn dieses unbezweifelbare Talent hier steckenbliebe. Christoph Donin hat technisch vieles dazugelernt, seine Zeichnung ist aber noch immer zu unbestimmt und vage. Franz Escher bringt sehr originelle und interessante Lösungen des Kriegsthemas, die aber zu reizvoll sind um zu beeindrucken. Die Holzschnitte von Franz Herberth überzeugen nur technisch, nicht durch ihre Formensprache und durch ihre Flächengliederung. Weizmann folgt in seinen Bildern Wind nach, die Themen sind aber eher skurril, die Formen schwächer, die Technik weniger entwickelt. Baminger besitzt in seinen Aquarellen sensible helle Farbigkeit, vernachlässigt aber zu sehr die Form, daher wirken sie, wie seine Zeichnungen, zu dünn, und von Ferry Zotter und Erna Tahedl hat man schon bessere Arbeiten gesehen. Die Reiseskizzen von Franz Luby mit ihren die Perspektiven übersteigernden Veduten erinnern, sauber und gekonnt wie sie sind, an Mahlau. Pfeil ist in seinen Formaten größer, im Rhythmus fester geworden, erweckt aber immer noch den Eindruck, in ein Netz geraten zu sein, aus dessen Maschen er sich nicht lösen kann.

In der unter neuer Leitung stehenden Galerie Würthle werden Ölbilder und Graphiken von Otto Jungwirth ausgestellt. Die geringe zeichnerische Form der Graphiken bestätigt sich in den Ölbildern, die wohl reiche farbige Abstufungen, aber weder Bildbau noch plastische Ambition besitzen. Eine sehr verfrühte Ausstellung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung