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Kokoschkas Graphik

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Eine aufschlußreiche Ausstellung In der Galerie Würthle gibt in etwa dreißig Blättern einen schönen Querschnitt durch das graphische Werk Osfcar Kokoschkas. Sein Beginn ist mit der schulmäßigen, aber sensiblen Aktzeichnung eines stehenden Mädchens fixiert, der späteste Punkt mit postimpressionistischen Aquarellen und einem Litho, das seltsamerweise Anklänge an den von Kokoschka so befehdeten Picasso enthält, denn die Gestalten der „Manege“ stehen in einer gewissen Kongruenz zu den Zeichnungen Picassos über den „Maler und sein Modell“. Dazwischen vollzieht sich die Wandlung — viele werden sagen der Niedergang — einer eminenten Begabung, deren expressives Talent immer stärker war als das Formale, obwohl gerade in manchen der frühen Bildniszeichnungen und Lithos im Bau einer Nase oder einer Stirn auch Gegenteiliges zu spüren ist. Daß die zentrifugalen Kräfte im Werk immer heftiger wurden, beweist hier auch die Graphik: die bohrende Intensität des Ausdrucks dunkler und dumpfer seelischer Vergangenheit, in der das Animalische immer stark betont wird — ausgezeichnet die Studie des Boxers Carpentier —, die rücksichtslose Verneinung des Maßes zugunsten der Subjektivität, alles aber noch von starker Leidenschaft getragen, weichen allmählich einer malerisch formlosen Differenzierung, die in manchem Corinth näher steht, als man denken würde. Die Arbeiten der Spätzeit zeigen eine Beruhigung, die bukolisch wäre, hätte sie mehr Form und weniger Gefälligkeit. Landschaften und Blumen — man vergleiche die „Iris“ mit dem Blatt von Manet in der Albertina — besitzen farbige Atmosphäre, erschöpfen sich aber in einer Vordergründigkeit der Mache, die keinerlei Tiefe kennt. Deutlich wird der entscheidende Anschlußpunkt, den Kokoschka für andere österreichische Künstler bildete, sichtbar. Von Harta bis Moldovan ist manches in ihm enthalten, die Illustration zu „Ketten ins Meer“ muß in diesem Zusammenhang besonders hervorgehoben werden.

Wladimir Faworski (1886 bis 1964) gut als einer der bedeutendsten russischen Graphiker und Illustratoren. Die umfassende Ausstellung in der österreichischen Staatsdruckerei enthüllt einen guten Techniker, der, obwohl in der formalen Geschlossenheit überlegen, an den österreichischen Graphiker Dombrowski erinnert, so solide, hausbacken und — in nicht abfälligem Sinne — bodenständig sind seine Interpretationen.

Die Arbeiten von Ferdo Mayer aus Ljubljana in der Galerie Synthese am Graben bestätigen in den Ölbildern den Verdacht der sich angesichts auf Effekt gekleisterter (Sraphiken bereits einstellt, daß hier jemand den facilen modernen Jargon benutzt, um das eigentliche Niveau von Eissalonbildern zu kaschieren. Am erträglichsten bleibt der zufällige, dekorative Reiz einiger Mono-typien.

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