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Graphiken und Gouachen

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Daß die Druckgraphik im Laufe der letzten 20 Jahre ein begehrtes Handels- und Sammlungsobjekt wurde, ist bekannt. Maler und Bildhauer benutzen sie seit geraumer Zeit, um ihr Oeuvre damit aufau-, putzen, ihre eigentliche Bestimmung

— man denke nur an die Dürer-Zeit

— ist im Eigentlichen verloren gegangen und viele, die glauben, in einer „Graphik“ ein Kunstwerk zu besitzen, haben nur den Abklatsch eines Abklatsches eingehandelt, da auch in dieser Kunst die Experimente oder Leistungen eines Picasso, Rembrandt oder Goya äußerst selten sind. Das beweist auch die Ausstellung „Graphic Arts: USA“ in der Sezession, die von den noch verhältnismäßig solideren Leistungen von Dan Meeker und Michael Mazur (armer Degas) bis zur „Pop“- und „Op“-Art der Herren Rauschenberg, Dine, Albers, Rivers und Stanczak nur etwas anzubieten hat, des in der „Gediegenheit“ der Ausführung an die Bemühtheit Schweizer Graphik erinnert, ohne deren Urbane Gemütlichkeit zu besitzen, die im Grunde ebenso ohne Bedeutung ist. Technik macht noch keinen Meister. In der sterilen Ausstellung fällt lediglich Arne Wolf in seinem Farbholzschnitt durch hübsche Farbgebung auf. Anzeigengraphik oder Plakate müßten fast allen Ausstellern besser liegen.

Anders liegt die Situation bei Hans Escher, dessen Ausstellung in der Zentralbuchhandlung wieder die Begegnung mit einer Persönlichkeit vermittelt, die die Graphik vorwiegend daau benutzt, um Kommentare zur zeitlichen Existenz des Menschen abzugeben. Die Realität — oft in einem illustrativen Sinn — wird Escher in der gesuchten Gegenüberstellung zum ironischen oder bitteren Kommentar menschlicher Unzulänglichkeit. Die Technik überwuchert hier nicht die Aussage und dennoch muß festgestellt werden, daß vom rein Zeichnerischen her frühere Arbeiten stärker befriedigen als jüngere, die eine Tendenz aur Verdünnung der graphischen, formalen Substanz zeigen. „Akt und Rüstung“, „Am Fenster“, „Padua“, „Kleiner babylonischer Turm“ und „Entdeckung“ gehören zu den besten Blättern.

Romulus Candea, der bekannte Illustrator und Karikaturist, stellt in der Galerie Nagl farbig sehr kultivierte Gouachen aus, in denen seine Tendenz, vom Natureindruck her in großen Flächen imaginativ zu abstrahieren, seit seiner letzten Ausstellung noch eindeutiger geworden ist. Die geschmackvolle Farbgebung der sehr dekorativen großformatigen Blätter wirkt sehr französisch und subtil, während die Formgebung in einem begrenzteren Bereich, dort aber um so eindeutiger, wirksam wird.

Eine überraschende und amüsante Begegnung vermittelt die kleine Ausstellung „Laienkunst aus der UdSSR“ in der Galerie „Autodidakt“, die aus der Gruppe des Autowerkes Lichatschow in Moskau ausgewählt wurde. Die malerischen Qualitäten dieser Blätter sind in den Grenzen ihrer „realistischen“ — in Wirklichkeit „Münchner Schule“ — Malerei nicht so unerheblich, daß sie bei uns „abstrakt“ oder „figurativ“ manchmal nicht unterboten würden. Wladimir Shuk fällt in einer Umgebung, der lediglich die Gebundenheit an das Sujet den Vergleich mit unseren Eissalons ermöglicht, durch seine eindeutige Begabung auf. Neben ihm Rosa Maschpiz, Wiktor Kuksinskij, Jurij Hudaleew und Alex Tschirkow. Diese Laien vermitteln mehr echte Begegnung mit den Schwierigkeiten wirklicher Malerei als manche hiesige „Kunst“-Ausstellung.

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