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Bilder, Bauten, Gobelins

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Es ist bemerkenswert, welch großen Einfluß Picassos Horta-del-Ebro-Periode und seine Auseinandersetzung mit Cezanne auf eine ganze, lose zusammenhängende Gruppe junger österreichischer Maler auszuüben imstande ist. Auf die Gründe kann hier nicht eingegangen werden, es sei nur vermerkt, daß der in der Galerie „Junge Generation“ am Börseplatz ausstellende Mühl zu dieser Gruppe gehört. Sicherlich ist er einer der Begabtesten aus ihr, die bildlichen Aphorismen „Hahn“ und „Schwein“ bestätigen das, während die anderen Bilder zeigen, daß er sich noch in voller, manchmal etwas zwiespältiger Entwicklung befindet. Was seinen Arbeiten oft noch fehlt, ist die Einheitlichkeit einer räumlichen Vorstellung und die konsequente Unterordnung der Formen unter die Bildkonstruktion. Eine „Lesende“ zeigt schöne Varianten in Grautönen, die Zeichnungen, interessanterweise an Seurats Genie geschult, eine große Sensibilität in der Behandlung des Schwarz. Mühls Bilder sind sympathische, ernsthafte Anstrengungen, die alle Aufmerksamkeit, die der Aufrichtigkeit zukommt, verdienen.

Die beiden Architekten, Professor Franz Heinrich S o b o t k a und Gustav Müller, die in der Sezession eine schön gegliederte und kostspielige Schau ihrer Arbeiten und Projekte aufgebaut haben, sind längst arriviert. Den geborenen Österreicher mag es mit Stolz erfüllen, zu sehen, welchen großen Beitrag die beiden Wiener zum Wiederaufbau in Deutschland geleistet haben, daß z. B. die „Freie Universität“ in Berlin ihr Werk ist. Die Arbeiten aber, die sie zeigen, sind keineswegs außerordentlich. Es handelt sich um jene teilweise sehr saubere Zivilisationsarchitektur, wie sie in allen Ländern bereits seit geraumer Zeit — mit Ausnahme Österreichs — in großer Zahl in Erscheinung tritt. Wenn auch Photographien nie einen genügenden Eindruck von Bauwerken vermitteln können, da sie vor allem auch Raumerlebnis sind, so kann man doch feststellen, daß manche Fassaden an Unklarheit, manche Planungen an Formalismus (dreieckiger Trakt des Pressehatfses) leiden. Der Gesamteindruck ist der ästhetischer Kühle, wobei selbst die ästhetische Gliederung nicht immer glücklich gelöst erscheint.

In der Galerie im Griechenbeisl stellt Fritz Riedl Bildteppiche und Graphiken aus. Zum Teil geben sie einen überzeugenden Eindruck und sind — erfreulich zu berichten — ein Verkaufserfolg. Die Wandlung von einer konstruktivistischen dekorativen Haltung zu einer organischen Abstraktion, die mehr lyrischen Charakter trägt, ist plausibel, jede Annäherung an die Natur ist zu begrüßen, aber eine gewisse Gefahr entsteht im Aufgeben des dekorativen Charakters, der die Akzente über die Fläche verteilt, zugunsten einer zu sehr zentrierten Komposition des Eindrucks gewebter Bilder oder Studien. Frühes hält sich erstaunlich gut, so die „Blaue Komposition“, vieles lebt aus dem einzigartigen Reiz des Materials, dem es unter der Hand des Webers gelingt, die Emotion zu spiegeln. Der Eindruck des Zufälligen müßte verwischt werden und der Reiz einer mit so langer Tradition versehenen Technik wäre bewußter und gestaltender einzusetzen.

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