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Plastiken, Aquarelle

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Die Plastiken von Roland G o e s c h 1, eine Schüler von Manzü und Wotruba, haben ich eit 1958 in immer stärkerem Maße von der menschlichen Figur zu Figurationen entwickelt, die Bewegungen in plastische Struktur und Form zu übersetzen trachten, wobei gewisse Assoziationselemente zum Fragmentarischen des menschlichen Torso gewahrt bleiben. In ihrer Schlankheit und Sensibilität erinnern die Plastiken von fern an Giacometti, von dem aber Goeschl die freie Verwendung der Formelemente trennt. Am stärksten überzeugen sie dort, wo sie klarer Rhythmus und einfache Formabschnitte gliedern, nicht wo Kleinteiligkeit nur additiv aneinandergefügt wird und die Ubergänge zwischen den Abschnitten unausgeformt bleiben. Empfindsame strukturelle Zeichnungen und Radierungen bestätigen die Uberzeugung, daß Goeschl nach Uberwindung des rein Ästherischen und unter stärkerer Bezugnahme auf die Gesamtheit der räumlichen Gestalt Bedeutendere leisten könnte.

Ferdinand Stransky zeigt sich in seiner Ausstellung im Oberen Belve-d e r e al atmosphärischer Expressionist, bei dem die Wucht de Vortrage die malerischen Zwischenstufen und den konstruktiven Farbaufbau ersetzen muß. Die Form wird meist zu summarisch vereinfacht und ist weder eindeutig auf den Raum noch auf die Fläche bezogen. Das ergibt eine Malerei, die mehr auf Willentanstrengung und Leidenschaft als auf Eindringlichkeit beruht, und in der sich Tendenzen zu einer Übersetzung des Natureindrucks im Sinne von de Stael ankündigen. Am stärksten wirken die „Sitzende“, „Die Familie“, „Bahndurchgang“ und die Graphiken „Landschaft mit Ziegelteich“ und „Laaerberg“.

In der tapferen „Kleinen G a 1 e-r i e“ sind zum Teil sehr hübsche schwedische Gläser, Keramiken und Textilien zu sehen sowie Bilder, Aquarelle und Plastiken von Erwin K o u d e 1 a. Von ihnen überraschen die Aquarelle, die an den Fauvismus anknüpfen, in ihrer großzügigen Unmittelbarkeit und technischen Reife am meisten, die Ölbilder bleiben trocken und bunt, die Plastiken zu dekorativ. Wenn es Koudela gelänge, seine Farbigkeit in den Aquarellen noch zu nuancieren, wäre seine Umsetzung von wirklich poetischer Kraft.

Die Gedächtnisausstellung für Carl Müller in der Staatsdruckerei gilt einem Akademiker des vorigen Jahrhunderts, der zwischen Schwind und Rudolf von Alt stand. Sein Intimismus war von jenem Naturalismus getragen, der fälschlich als Kunst gilt. Ein kleine Aquarellblatt aus den letzten Lebensjahren zeigt einen freien Umgang mit der Natur zugunsten einer atmosphärischen Übersetzung. Die dekorativen Blätter von Ginette Serer (Charenton/Seine), ebenfalls in der Staatsdruckerei zu sehen, dokumentieren Gefühl für ornamentale Reize, Rhythmik und eine saubere illustrative Begabung, die über Gebrauchsgraphik nicht hinausgeht.

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