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Neuerwerbungen

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Die Galerie „Sankt Lucas“ am Josefsplatz veranstaltet derzeit eine wirklich bemerkensweite Ausstellung von Neuerwerbungen alter Meister, die einige hervorragende Stücke vereint. In erster Linie sind hier ein Fragment von Lucas Cranach d. Ae., zwei reizende Bilder von Bartholomäus Bruyn d. Ae., ein typischer Joos de Momper, ein besonders guter Roelant Savery, ein Adriaen Brouwer und ein sehr schöner David Teniers zu nennen. Außerordentliche Qualität besitzt auch das Bild des Apostels Philippus von van Dyck, das noch in die Zeit seiner Mitarbeit bei Rubens gehört. Dazu kommen noch ein guter Joos van Craesbeeck, ein schönes Bildnis von Paulus Moreelse, zwei Bildnisse von Bartholomeus van der Heist, ein kleiner Jacob Ruisdael, Jacob Ochterveld aus dem Umkreis des Vermeer, Gerrit Heda, ein interessanter Magnasco und andere Maler des italienischen Barocks. Ergänzt wird die Ausstellung durch hoch’ wertige Skulpturen der drei Epochen. Sie bleibt bis Ende Jänner offen und sollte nicht versäumt werden.

In der Albertina werden augenblicklich die von 1950 bis 1959 erworbenen modernen Meister ausgestellt, und zwar der erste Teil, der die Handzeichnungen, Aquarelle, Pastelle und Druckgraphik aller Schulen, einschließlich der bereits verstorbenen österreichischen Künstler, umfaßt. Unter den Handzeichnungen fallen ein vollkommen un- rhetorischer Kubin, „Blick über Dächer“, ein sehr schöner Feininger. zwei frühe Klee-Zeichnungen, ein großartiger Matisse und ein früher, sehr picassesker Heray Moore besonders aüf. •’Zuo begrüßen I ist auelt der Erwerb von beinahe 80 Schiele-Blättern, die zum Teil wahrscheinlich ein Legat von Professor Doktor Benesch und dadurch den Spekulationen des Kunsthandels entzogen und in feste Hände gekommen sind. Bei der Druckgraphik beeindrucken, wie nicht anders zu erwarten, einige schon bekannte Picassos am stärksten, vor allem die „Kröte“, das „Stilleben mit dem Hummer“, ein „Kopf“, die Serie „Songe et Mesonge de Franco", der „Abtransport des toten Stieres“. Andere seiner Arbeiten sind von erschütternder Schwäche der Gestaltung. Chagall ist mit allen seinen im gesamten nicht sehr geglückt wirkenden Bibelillustrationen vertreten, während von seinen ausgezeichneten Illustrationen zu Gogols „Toten Seelen“ und den Fabeln von Lafontaine nur je zwei Blätter aufscheinen. Auch die „Théogonie” von Braque ist kein Glücksfall der Graphik, und unter den übrigen Blättern seiner Hand besitzt nur der „Schwarze Wagen“ einen gewissen ästhetischen Reiz. Sowohl schöne wie schwache Werke von Miro (die Illustrationen zu „Parier Seul“ von Tzara) geben ein gutes Bild seines Oeuvres, wie auch Ferdinand Léger mit sehr unterschiedlichen Arbeiten vertreten ist. Eindrucksvoll Germaine Richier, Giacometti und Villon. Die weise Zurückhaltung bei Ankäufen, was die jüngste Entwicklung anlangt, zeigt sich berechtigt angesichts der Leere, die vom „Oeuvre gravée” Manessiers, Bazaines, Dubuffets, Singiers und anderer ausgeht. Eine lebendige, zu Vergleichen und Diskussionen herausfordernde Ausstellung, auf deren Fortsetzungen man gespannt sein muß.

Auch in der Weihnachtsausstellung der Galerie W ü r t h 1 e ist das „Oeuvre gravée” vertreten. So ist es möglich, dort ein Léger-Blatt zu erwerben, das auch Besitz der Albertina ist. Allerdings hängt ein viel schönerer Léger daneben. Die eigentliche Kostbarkeiten sind im ersten Stock zu finden: eine kleine unscheinbare Bonnard-Zeichnung, ein handsignierter Maillol-Holzschnitt, zwei schöne Boeckl- Aquarelle aus seiner frühen Zeit, ein Klimt-Akt und frühe Kandinskys. Darüber aber sollte die Jugend nicht vergessen werden, die durch Zeichnungen von Pilihofer, Göschl, Gössl, Avramidis, Eisler, Ess und Matzke vertreten ist. Unter den Kleinplastiken fallen die von Pilihofer, Urteil (Torso), Göschl und Pastra besonders auf. Eine Verkaufsausstellung, die einen Besuch wirklich lohnt.

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