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Blätter, die das Herz bewegen
Galerie St. Stephan, Wien I, Grünangergasse 1: Graphik in Farben.
Eine kleine erlesene Exposition vereinigt Originalgraphiken französischer Künstler aus „L’Oeuvre Gravee”, aus der „Guilde de la Gravüre” und der Galerie Maeght, Paris. „L’Oeuvre Gravėe” und „Guilde de la Gravüre” sind unserer „Arta” vergleichbar; sie sind Organisationen, die bekannte Künstler zur Schaffung von Graphiken — meist mehrfarbigen Lithos, aber auch Radierungen — ein- laden, die dann in geringer Auflage — meist zu 200 Stück, nebst einigen Freistücken für den Künstler — in den Handel kommen. Blätter sind (auch hier in der Galerie St. Stephan) ab 300 Schilling erhältlich. Ist die Nachfrage nach einem Blatt aber groß und die Hälfte der Auflage verkauft, beginnen die Preise rapid zu klettern und erreichen ein Vielfaches der Summe, die anfangs gefordert wurde; wer also schnell kauft, kauft billig.
Von den abstrakten Blättern scheinen uns die von Serge Poliakoff und Esteve die strengsten ‘trukturen zu haben, indes Hans Hartung neue Abwandlungen seiner Psych£graphik darbietet, Music einen raffinierten Detailreichtum vor uns ausbreitet und Zao Wou-ki, ein in Paris lebender Chinese, einen bezaubernden, ostasiatisch duftenden abstrakten Impressionismus zeigt. Die Blätter der anderen sind im Konkreten verfestigt: die von Bernard Buffet, wie ei uns scheint, spielerisch der Zeit ein wenig vorausgreifend und Ergebnisse vorspiegelnd, die erst zu erringen sein werden; das von Marino Marini am klarsten und stärksten; die von Alberto Giacometti (dem zweiten Plastiker, von dem hier Graphiken zu sehen lind) modellierten „Figuren aus dem Staub des Raumes”, wie Jean-Paul Sartre in leinen „Situationen” die „vordiluvianische” Formkraft Giacomettis charakterisierte.
Eine kleine Exposition: Blätter, die das Herz bewegen, und solche, die es kalt lassen. Alle aber von hoher Kultur.
Kleine Galerie (Gesellschaft der Kunstfreunde), Wien VIII, Neudeggergasse 8: Oester- reichische Graphik der letzten fünfzig Jahre.
Bietet die Ausstellung französischer Graphik in der Galerie St. Stephan einen, guten Querschnitt durch den Stand der Kunst zur Jahrhundertmitte, so zeigt diese einen lehrreichen kleinen Abriß der Ent Wicklung der neuen Kunst in Oesterreich. Druckgraphik in Farben und Schwarz-Weiß, Aquarelle und Handzeichnungen, von denen eine Landschaft von Anton Mahringer, eine Lithographie von Oskar Kokoschka und ein Blatt des Mitbegründer der Grazer Secession, Alfred Wickenburg, dessen Lebeni- werk in diesen Tagen verdientermaßen mit dem österreichischen Staatspreis für Malerei ausgezeichnet wurde, in Erinnerung bleiben. Ein ichönei Porträt von der Hand Egon Schieies ehrt Albert Pari! Gütersloh, der am 5. Februar d. J. leinen siebzigsten Geburtstag feierte; von Gütersloh selbst werden zwei seiner intimen Miniaturen gezeigt.
Das Kunsthistorische Museum, Wien I, Burgring 5, hat in der letzten Zeit acht Tafeln von Wolf Huber, einem der Hauptmeiiter der Donauschule, als Dauerleihgabe erworben. Sie waren erst vor eineinhalb Jahren als echte Werke Hubers erkannt worden. Die Tafelbilder werden gegenwärtig restauriert. Im Juni, zur Zeit der Wiener Festwochen, sollen sie der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eine schöne Bereicherung der Schätze del Kunsthistorischen Museums.
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