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Meister und Ankläger

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Äußerst bemerkenswerte Neuerwerbungen hat die Galerie St. Lucas am Josefsplatz zur Schau gestellt. Wie gewöhnlich dominieren die alten Niederländer diesmal gleich mit einer ganzen Anzahl von Bildern, die jedem Museum zur Ehre gereichen würden Da ist in erster Linie ein sehr schöner Pieter de Hooch zu nennen, mit höchst subtiler Beobachtung der Farbigkeit im Zwie- und Gegenlicht, zwei ausgezeichnete Porträts von Nicolas Macs, ein ausdrucksvoller Akt van der Neers, dem sich David Teniers — mit einer Landschaft — und Jakob Ruysdael ebenbürtig zur Seite stellen. Auch die Arbeiten von Cüyp, David de Heem, Jan Both und Jan Wynants sind hervorragend. Unter den anderen Werken dominiert der Evaristo Baschenis, dessen Gegenstück sich bereits im Kunsthistorischen Museum befindet. Die „Verkündigung“ eines Fränkischen Meisters um 1490 ist beachtlich und bei der „Hl. Maria Ägyptiaca“, die als „schwäbisch“ bezeichnet wird, ist man versucht, an Wolf Huber zu denken. Es wäre höchst erfreulich, wenn einige dieser Werke — vor allem der Pieter de Hooch — <n öffentlichen Besitz gelangen würden.

Bemerkenswert ist auch die Ausstellung der Bronzen, Handzeichnungen und Druckgraphiken von Käthe K o 11 w i t z, die die alerie St. Etienne. New. Yorks s-in denn Räumen der N esuerr ..Gftlnsiniassu! St. Stephan veranstaltet Vor allem dadurch, daß seltene Arbeiten — die Bronzen und Handzeichnungen — dieser Künstlerin zu sehen sind. Ihr Werk erscheint heute etwas fragwürdig und problematisch, da das Ethos stärker als die künstlerische Form, das Pathos weniger erhaben als sentimental ist und ihre Typisierung in jene Anonymität führt, wo die Anteilnahme erlischt. Trotzdem vermag sie noch immer mehr zu überzeugen als der zeitgenössisch&#171; und überschätzte Amerikaner Ben S h a h n, dem die A1 b e r t i n a unbegreiflicherweise eine große Ausstellung gewidmet hat. Seine Arbeiten sind unplastisch und dekorativ, sie erreichen nicht einmal das Niveau der satirischen Bilderbogen eines George Grosz, sondern bleiben auf der Ebene der amerikanischen „Advertising Art“, der Illustrationen des „Esquire“. Die soziale Anklage kommt über die Pointe nicht hinaus. Auch die Graphiken von Pierre Soulage in der Galerie im Griechenbeisl erweisen sich als geschickte, technisch raffinierte Mache. Ein formal äußerst begrenztes Talent enthüllt hier die ad infini-tum foftsetzbare Möglichkeit, oberfläch-liche „Wirkung“ zu erzielen.

In der „Kleinen Galerie“ in der Neudeggergasse stellen zwei Schülerinnen von Prof. Andersen — Linda Christaneil und Hilda U c c u s i c — aus. Beide sind mit ihrer unbestreitbaren Begabung noch auf dem Weg, der bei Linda Christaneil zu größerer Differenzierung, bei Hilda Uccusic zu größerer Disziplin führen müßte und die Gefahr des Dekorativen zu überwinden hätte. Einige Blätter, vor allem Aktzeichnungen, sind beachtlich.

Das Kupferstichkabinett der Wiener Akademie der BildeadenilJCünste veranstaltet- derzeit im. .-lÖstenÄichisobeij Kulturinstitut in Rom eine Ausstellung von Zeichnungen und Aquarellen unter dem Titel „Österreichische Maler in. Italien“, die Arbeiten von Paul Troger (18. Jahrhundert) bis zu Herbert Boeckl umfaßt. Die Einführung und der repräsentative Katalog stammt von Prof. Doktor Siegfried Freiberg, dem Direktor der Bibliothek der Wiener Akademie der Bildenden Künste.

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