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Eigenproduktion und Gastspiele

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Der Spielplan eines Landestheaters in Idee und Verwirklichung braucht ebenso Qualitat wie Representation aller thea- tralischen Gattungen und zugleich schau- spielerische und sangerische Leistungen aller Grade der Schwierigkeiten und des Genres. Das Salzburger Theater hat dabei den Mut, ganz aufierordentliche Ensemblegastspiele dazwischenzustreuen und sie dadurch mit dem eigenen Konnen zu konfrontieren. Dabei kommen die Gastspiele mit ihren Stucken nicht immer so gut weg wie der weitgespannte Spielplan des Salzburger Theaters.

Der Fruhling der O p e r wollte mit Verdis ..Troubadour" freilichnoch nicht recht kommen, so vollendet auch Opernchef Mladen Balic mit seinem Or- chester musizierte. Eine Gestalt in Gesang und Spiel gelang nur Friederike Baumgartner als Azucena. Hingegen spielte das Theater und sein Ballett sein Konnen fiberraschend und uberzeugend im Ballettabend aus, der in der geistvollen Choreographic der „Marionetten“ von Liselotte Mracek — die elektronische Musik stammt von Henk Badings — und in dem kraftvoll zeiohnenden Tanzstil Zlata Stepans mit der Choreographic Hanna Kammers in Gottfried von Einerns ..Turandot" seine echten Hohepunkte hatte.

Die Operettc wurde noch in dieser Spielzeit durch Zellers ..Vogel-

handler" bereichert, die unter der spielerisch gefuhrten Regie des Intendanten Klingenbeck schwungvoll gelang.

Das Schauspiel brachte literarisch zwei Geschenke: Edmund Morris’ „Holzerne S ch Os sei" und George Bernhard Shaws ..Candida", Das Schauspiel von Morris war deshalb ein Geschenk, weil es hier doch gelungen ist, so etwas wie ein Volksstuck von heute zu schaffen, das freilich in seinem Ethos hoher steht als in seinem kunstlerischen Wertgrad. Dazu wurde in der Nuance und im Ausdruck sehr abgerundet gespielt, be- sonders von Franz Wettig als dem alten Dannison. Der andere Gewinn war mehr literarisch als komodiantisch: Shaws ..Candida" bedeutete mehr als geniefie- rische Freude an der Formulierung des Ge- dankens und an der Dosierung des doch nicht ganz ironischen Wortes, denn als Freude am Spiel. Mit der schauspiele- rischen Gestaltung wurde lediglioh Cornelia Oberkogler wirklich fertig.

Von den Gastspielen war nur Wolfgang Mehrings Theatre franco- all e m a n d mit Buchners „Leon ce und Lena” ein ganzes Erlebnis. Das Spiel in Masken und geradezu tiefsin- nigen Kostumen (Grillon) hob natiirlich die skurrile Ironie des Stiickes besonders heraus. Das Gastspiel der Mtinchner Kammerspiele mit Aischy1os’ „Die Perser“ war doch zu sehr von

In eine Welt schoner, reicher und ein- facher Formen fiuhrt uns die exquisite Ausstellung im Museum fur a n- gewandte Kunst, die Metall- a r b e i t e n aus Eisen, Bronze, Messing und Zink zeigt, die sonst aus Platzmangel nicht zur Aufstellung kommen. Sie umfafit so prazise und in der Einfachheit schone Dinge, wie spatgotische Turbeschlage, die Spitzenornamentik von Gittern und barok- ken Grabkreuzen, das mechanische Wun- derwerk alter Torschlosser mit ihren die Form bereichernden Verzierungen, Bronze- morser und Messingleuchter, Lineale und WinkelmaBe. tauschiert und ziseliett, Zinn- teller und -kannen und sogar gufieisernen Schmuck des fruhen neunzehnten Jahrhunderts, der versucht, den Effekt von Spitzen zu erzielen. Fast alle ausgestellten Gegenstande haben so grofie handwerk- liche Vollendung, Starke und Spannurig der Form, daB man bewundernd vor diesen einst alltdglichen Dingen steht.

Eine hiibsche kleine Ausstellung widrnet das Kupferstichkab. nett der Akademie dem Vater und dem Sohn Franz Jager, den beiden Baumeistern und Architekten, die um 1800 sowohl die Franzensburg in Laxenburg als auch das Theater an der Wien erbauten. ’hre Welt war die des Klassizismus und die der historischen Fruhromantik, liebenswurdig, kleinburgerlich und bescheiden, wie sie sich in ihren Entwiirfen und Zeichnungen ausdruckt. Nicht zuletzt wird mit dieser interessanten Schau eine Dankesschuld abgegolten, denn das Mitglied der Akademie, Franz Jager, der Sohn, war es, der seine BibHothek und eine riesige Samm- lung von Kupferstichen und Handzeichnun- oen. unter denen sich die Baurisse von St. Stenhan und Blatter von Bellange, Palma Giovane. Jordaens und Bosch be- finden. der Akademie vermachte.

In der „G a 1 e r i e St. Stephan” stellen die Hausherren Mikl, Rainer, Hollegha, Prachensky wieder einmal ver- eint aus. Lediglich bei Mikl zeichnet sich in kleineren Blattern ein neues Verhaltnis zur Wirklichkeit ab, in dem eine Moglichkeit der Entwicklung zu liegen scheint. Holleghas Formate sind fiir ihre Leere zu groB, das andere ist monotone Wiederholung der Antimalerei.

Die Aquarelle von Ed. Die m in der Galerie Fuchs leiden unter tech- nischer, die Zeichnungen unter formaler Unbeholfenheit. Das Bekenntnis zur ..Schule der. Wiener PhantasHai .alln,jollte 1 ftt-.eineiAitfStellung iiichp.genugen. J

Kapo war kein ubler Begriff im deutschen Kommifi, ein teuflischer jedoch iiber- all dort, wo Krieg und Nachkrieg von ..Lager" redeten. Es waren zumeist seltene Exemplare an Dartilichkeit, Streberei und Brutalitat, die sich die letzteren Sporen verdienten. Vollig makabre Bedeutung er- hielt das Wort in den Knochenmuhlen der Konzentrationslager, wo der Kapo Hen iiber Leben und Tod der Morituri war. Von einem solchen Kapo ganz einziger Art erzahlt der ergreifende italienisch-fran- zosische Film „Kapo", thematisch und stilistisch etwa ein Mittelding zwischen „Anne Frank" und Erwin Leisers „Eich- mann und das Dritte Reich", mit denen er auch den hohen kunstlerischen Rang teilt. Ein Judenmadchen gerat, als Krirni- nelle getarnt, in ein polnisches Arbeits- lager und turnt sich dort aus wurgender Angst und nacktem Hunger, geschiindet an Leib und Seele, zum Kapo hinauf. Dort begegnet ihm in einem russischen Kriegs- gefangenen das Schicksal, zuerst, in bosestem Sinn, als Kapo, dann als liebender Frau und schliefilich als Opfer fur das Leben und die Freiheit der anderen. Diese durre Story gibt in keiner Weise den un- geheuren Eindruck wieder, den dieser Film mit kompromifilosem kunstlerischem Rea- lismus, nicht ganz frei von Effektsnannung. erzielt. In der Titelgestalt legt die junge Amerikanerin Susan Strasberg eine auf- seheberregende Talentprobe ab. Ob ein Spielfilm dieser ein«amen Hohe oder ein Dokumentarfilm vom Range der beiden Leiserschen seine Absicht besser erfiillt, bleibt nach diesem Erlebnis offen. Ein- deutig ist „Kat o" der ehrlichste und auf- wiihlendste aller Filme. die diese Gattung bisher hervorgebracht hat.

TSuscht uns die Erinnerung — oder hat der groBe Franzose Abel Gance in seinen ersten beiden Napoleon-Filmen Besseres gekonnt als im jungsten Teil des Tri- ptychons: ..Glanz einer Kaiserkrone — Austerlitz"? Der Film ist, gelinde gesagt, in seiner leeren Pracht konservativ. Verworren der englische „". psychologisch nicht ausgebacken der franzosische ..Gigolo — Spielzeug der Frauen".

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