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Vor den Wiener Festwochen

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Anläßlich der Wiener Festwochen zeigt die Österreichische Galerie im Museum für mittelalterliche Kunst in der Orangerie des Belvedere eine kleine Sonderausstellung, die Werke der „Buch- macherschule von St. Florian“ enthält. Es handelt sich um einige Codices, die aus dem Besitz der Stifte Kremsmünster und St. Florian kommen und fast alle aus dem frühen 14. Jahrhundert stammen. Die Entdeckung einer Buchmacherschule in St. Florian ist Dozent Dr. Gerhard Schmidt zu danken, der das vorhandene Material wissenschaftlich bearbeitet hat. An den gezeigten Beispielen erleben wir die Zeit eines dramatischen Stilwandels, der vom Zackenstil des süddeutschen Raumes im 13. Jahrhundert bis zum Einfluß Giottos durch in St. Florian beschäftigte Bologneser Maler im 14. Jahrhundert reicht, wobei in der Zwischenzeit auch französische Einflüsse sichtbar werden. St. Florian wird in dieser Zeit zu einer Art Stilbrücke zum böhmischen Raum, in dem der italianate weiche Stil seine schönsten Werke in Mitteleuropa hervorbrachte. Die sehenswerte Ausstellung bildet eine wesentliche Bereicherung deT Galerie.

Ebenfalls zu den Festwochen stellt in der „Galerie im Griechenbeisl“ die Besitzerin der Galerie eine Kollektion ihrer Arbeiten der letzten Jahre vor. Die farbig schönen, dekorativen Bilder kommen vom amerikanischen un gegenständlichen Expressionismus her, der wieder von Kandinskiy ableitbar ist — und überzeugen meist in den Pinselübungeu der kleinen Formate und der Graphik stärker als im großen Ölbild, wobei in allen Fällen die Farbe mit aquarellistischer Lockerheit aufgetragen wird.

Natürlich haben es jene Maler, bei denen das Naturvorbild als Kontrolle ihrer künstlerischen Absicht und Gestaltung wirkt, unendlich schwerer als die 6ich im unverbindlichen Subjektivismus nur an ästhetische Kriterien wendenden modernen Dekorateure. Gerade darum aber sollte in einer Ausstellung, wie sie derzeit in der Wiener Kunsthalle in der Zedlitzgasse zu sehen ist, nicht eine derart erschreckende Niveaulosigkeit Platz greifen. Das dilettantische technische und formale Unvermögen ist fast allgemein und zeigt deutlich den Verfall der naturalistischen Malerei. Aus der Atmosphäre einer Eissalonausstellung ragen lediglich ein Bild von Maria Kiraly, in dem ein formales Problem gestellt wird, die Graphiken von Ernestine Retter-Peters, zwei Aquarelle von Henry Tamm, eine Zeichnung von Otto Rüdenauer, ein an Amiet orientiertes Bild von Elisabeth Merlicek, ein „Wienfluß“ von Georg Saatzer und die formale dekorative Substanz besitzenden, gekonnten Aquarelle von Franz Horvath besonders hervor.

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