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Surrealistische Sensation

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Ernst Fuchs, die surrealistische Roswitha Bitterlich des Art-Clubs, beweist in seiner Graphikausstellung in der Buchhandlung Kosmos sehr deutlich, daß zwischen technischer Perfektion und künstlerischer Vollendung eine ganze Welt liegt, daß Bildeinfälle nicht durch bloße Montagen ersetzbar, Arrangement und Komposition nicht dasselbe sind und Naturalismus auch dann noch Naturalismus bleibt, wenn er nicht zur Darstellung ganzer, sondern zerstückelter und willkürlich wieder zusammengesetzter Körper verwendet wird. Daß Fuchs handwerklich begabt ist. steht außer Frage — aber er benützt das, um Sensation zu machen. Er mischt Unappetitlichkeiten und mittelalterliche Heiligenbilder, türmt Genitalien und Eingeweide zuhauf, zeichnet auf zerrissenem Packpapier, verdeckt einen Teil der Zeichnung, um den Beschauer darunter unerhört Pikantes vermuten zu lassen —. Erkenntnisse? Unanständigkeiten? Visionen? Ekstatische Frömmigkeit? Apokalyptik? Satanistisches? Von jedem gerade soviel, als zur hundertprozentig sicheren Sensation genügt, daß es die Möglichkeit bietet, sich vom einen aufs andere auszureden. Mit Kunst hat das im Grunde sowenig zu tun wie ein Bosch-Bild mit einer Photographie im anatomischen Atlas, wie eine „Sittengeschichte“ mit Poes gesammelten Werken. — Es erübrigt sich demnach, zu untersuchen, ob Fuchs nur ein Sur-, Supra-oder Sousrealist ist und ob seine Arbeiten denn wirklich und wahrhaftig Darstellungen der disjecta membra des „orbis catholicus“ sind, wie dies anläßlich der Ausstellungseröffnung ebenso kühn wie preziös formuliert wurde. Es lohnt sich einfach nicht. Schade ist nur, daß Fuchs seine Begabung lediglich gebraucht, um der Sache der modernen Kunst den Schaden falscher und überflüssiger Vorurteile zu bereiten.

Im Palais Lobkowitz stellt die Studentensektion der Österreichisch-Französischen Gesellschaft Arbeiten von Akademieschülern aus, die bis jetzt kaum noch an die Öffentlichkeit getreten sind. Fast alle sind begabt, die

Aus kulturellen Vereinigungen

Staatliche Kunstsammlungen: Ostersonntag: Kunsthistorisches Museum: 9.30 Uhr, Kinderführung (Dr. Rupp); 10.30 Uhr, Meisterwerke der europäischen Kunst (Dr. Rupp). Romako-Ausstellung: 10.30 Uhr, Führung (Dr. Balke). — Ostermontag: Kunsthistorisches Museum: 9.30 Uhr: Kinderführung (Dr. Spitzmüller): 10.30 Uhr, Meisterwerke der europäischen Kunst (Dr. Eckhardt). H o f-bürg: 9.30 Uhr, Ausstellung .Blick auf die hohe Kunst Österreichs von der Gotik bis Klimf, Kunstbetrachtung, Gustav Klimt: .Der Kuß“ (Dr. Eckhardt). Romako-Ausstellung: 10.30 Uhr, Führung (Dr. Spitzmüller). — Kunstbetrachtungen am Abend (Meisterwerke im Scheinwerferlicht): Mittwoch, 12. IV., 1 Uhr: Kunsthistorisches Museum: Domenico Tiepolo .Die Postbarke' (Dr. Spitzmüller).

Kultnrell-soz. Arbeltskreis der Katholischen Männerbewegung (Karl-Vogelsang-Bund): 13. IV., 19 Uhr (I., Operngasse 4), Kanonikus Dr. Karl Rudolf: „Der österreichische Katholizismus in den vergangenen fünfzig Jahren.“ katholische Akademikerseelsorge: 11. IV., 19.15 Uhr, XVIII., Gentzgasse 140 (Josefsaal): .Anthroposophie.“

Technisches Museum: 9. IV., 10 Uhr, und 10. IV., 10 Uhr: .Technische Filme der Schweiz“ (Hände und Maschinen — Dienstbare Kraft — Vom Spinnen und Weben). ;„j meisten freilich noch unsicher, schwankend und experimentierend nach gangbaren Wegen suchend. Die schönsten Dinge sind die Tierstücke zweier junger Bildhauer, Hauers und H i e t z'. Von den Graphikern fällt Eva W e-ber ajuf, deren Stilisierungjpn angenehm sind, und J. M i k 1, dessen abstrakte Zinkätzungen Schwung und Formgefühl ahnen lassen. Man wird mit einiger Neugier tias erwarten, was die Genannten nach einiger Zeit zu bieten haben werden.

Die Kunsthalle in der Zedlitzgasse beherbergt eine „Sonderausstellung“ zu der sich vier Maler zusammengetan haben.

Unter ihnen stechen Max P i s t o r i u s und Emma Hönig-Pistator hervor — ersterer mit einigen Stilleben, letztere mit einem Blumenstück auf violettem Grund.

Die schönste Ausstellung der letzten Tage aber hat — wieder einmal — das Kunstgewerbemuseum zu verzeichnen, das in Sonderexpositionen Porzellan, alte Textilien und italienische Renaissancemöbel zeigt. Mödite doch jeder, der ein Handwerk ausübt, der Hausrat kauft oder herstellt oder auch nur eine Vorstellung von Formenschönheit sich erwerben will, dieses so gar nicht museale Museum besuchen! Denn wahrhaftig — so wie in Paris das Urmeter aufbewahrt wird, das für alle Metermaße dieser Welt verbindlich ist, so werden am Stubenring die Urmaße aller Gebrauchsgegenstände aufbewahrt, mit denen neuere Produktionen häufiger verglichen werden sollten, als es — leider — geschieht.

Jörg Mauthe

Das Kulturamt der Stadt Wien stellt derzeit in seinen Räumen im Rathaus Aquarelle von Paul P a s s i n i und Keramiken von Hugo Kirsch aus. Die Kollektion Passinis steht unter einem Leitmotiv und erzielt schon dadurch jenen günstigen Eindruck, den jede Einheitlichkeit hervorruft. Das Leitmotiv ist nun überdies kein gewöhnliches: der Maler hat sich seine von Haus aus nicht immer „dankbaren“ Vorwürfe -aus der Peripherie Wiens geholt, aber er hat zugleich vermocht, auch den sprödesten und widerspenstigsten eine bedeutende Wirkung zu geben. In einem lockeren, duftigen und luftigen, unbekümmerten, sicher-flotten Vortrag präsentieren sich die mittelgroßen Aquarelle als die Arbeiten eines Künstlers, der sein Handwerk versteht und der, wie erwähnt, auch dem Gegenstand nach einmal andere Wege geht und andere Standpunkte bezieht, als dies gewöhnlich geschieht. Die Palette Passinis ist trotz ihres Reichtums von dezenter Delikatesse.

Hugo Kirschs Keramiken sind wir zum Teil schon im Künstlerhaus begegnet. Dieser Meister der Kleinplastik war zeit seines langen und künstlerisch reichen Lebens besonders der farbigen Glasur, und hier wieder dem Uberfang, zugetan. Der Schaukasten der Ausstellung enthält einige Beispiele der Gestaltungskunst Hugo Kirschs. Die Linzerin und die Gasteinerin werden ebenso Gefallen finden wie der „Glaube“ oder der Putto mit dem herbstlichen Früchtekranz oder die in der Bewegung glänzend gebrachte Tanzgruppe. Die ganze Liebe des Künstlers hat aber immer dem Tier gehört, wovon auch alle gezeigten Stücke, vom sich bäumenden Pferde — ein Stück von besonders dekorativer Wirkung — bis zum kleinsten Hasen, ein beredtes Zeugnis ablegen. Leider ist nur eine Probe von Hugo Kirschs Kunst, im Relief zu arbeiten, zu sehen, die Gedenkmedaille auf Johann Sebastian Bach, sie läßt aber einen Schluß auf andere Arbeiten der gleichen Art zu. Ein Überblick auf das Gesamtschaffen des Bildhauers kann natürlich aus einer solch kleinen Schau dem Besucher der Ausstellung nicht vermittelt werden.

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