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Kunst aus Villach und Ägypten

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Vorweihnachtlich präsentieren Antiquitätenmessen in der Wiener Hofburg, im Palais Ferstel und Palais Harrach exquisite Kostbarkeiten.

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Vorweihnachtlich präsentieren Antiquitätenmessen in der Wiener Hofburg, im Palais Ferstel und Palais Harrach exquisite Kostbarkeiten.

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Die Prunkräume der Wiener Hofburg sind wieder der stilvolle Rahmen für die Messe für Kunst und Antiquitäten, die mittlerweile zum sechsundzwanzigsten Mal stattfindet. Fünfzig renommierte Kunst- und Antiquitätenhändler -das erste Mal auch aus Deutschland und England - präsentieren vom 26. Oktober bis 5. November, täglich von elf bis 19 Uhr, Dienstag und Donnerstag von elf bis 21 Uhr, international bedeutende Kunstobjekte. Exklusives Mobilar, Gemälde, Aquarelle und Meisterzeichnungen, Graphik, Glas, Porzellan, Keramik sowie Skulpturen, antike Zeitmesser, Schmuck, Silber, Asiatika, antike Musikinstrumente, Teppiche und Textil-kunst, Volkskunst und alte Stammeskunst sind Schwerpunkte der breitgefächerten Palette der ausgestellten Kunstwerke.

Zu den Highlights dieser Messe zählen unter anderem ein Flügelaltar aus der Zeit um 1520 bis 1530, verfertigt von Meister Heinrich von Villach, in dessen Mittelteil Heinrich und Kunigunde von Ramberg und der heilige Erasmus zu finden sind. Die Tafelbilder der Innenseite zeigen die Heiligen Martin und Wolfgang, auf den äußeren Flügeln sind Leonhard und Ägydius dargestellt.

Ein ganz anderes Objekt von großem Interesse ist eine Stehlampe, Entwurf Dagobert Peche, aus dem Jahr 1923, die laut den Originalmusterbüchern der Wiener Werkstätte am 6. August 1923 ausgeführt wurde. Die ausführenden Arbeiter waren Tejc, Stojan, Schittenheim. Deren Arbeitszeit umfaßte 59,9 Stunden, der Verkaufspreis betrug damals zweihundertzwanzig Schilling, angefertigt wurden zwei Stück davon.

Bedeutend ist auch das Angebot Alter Meister auf dieser exklusiven Messe. Von Pietro die Dominicino (Siena 1457-1533) stammt das Werk „Die heilige' Madonna mit dem Kind, sowie der heilige Hieronymus und heilige Sebastian” (Öl auf Holz). Neben der stilistischen Verwandtschaft zu seinen in Siena tätigen Zeitgenossen zeigt das beschriebene Werk Kenntnis des Uiuvres des Luca Signorelli und anderer Künstler der Marken. Das Werk weist große Ähnlichkeiten mit dem von Pietro di Dominicino signierten Gemälde „Die Anbetung der Hirten” in der Pinacoteca Na-zionale Siena auf, das um 1500 da- j tiert ist, etwa in den Figuren der ** Jungfrau und des heiligen Sebastian. Es kann also für dieses Werk die gleiche Entstehungszeit angenommen werden.

Ein Schwerpunkt der Antiquitätenmesse in der Hofburg liegt natürlich bei der Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts. So findet der Besucher Arbeiten von Rudolf von Alt bis Ferdinand Georg Waldmüller, von Franz von Defregger bis Alfons Walde. Einen Höhepunkt bildet auch die Ausstellung „Art in war”. Sie gibt einen Einblick in die Schatzkammer der Kathedrale und des Franziskanerklosters von Dubrovnik. Mit siebzehn hochwertigen Ausstellungsobjekten - Reliquien und Kirchensilber aus der Zeit der Gotik und Renaissance - macht die ARCH Foundation auf ihre erfolgreichen konservatorischen Bemühungen in Dubrovnik aufmerksam und damit auf die Gefährdung von Kirchengütern im osteuropäische Raum. Organisiert wird diese informative Sonderschau von Francesca von Habsburg. wickeln. So gelang es den Veranstaltern auf der heurigen Messe, eine absolute Rarität zu präsentieren: Die Büste eines ägyptischen Beamten, zugerechnet der Zeit des Königs Ameno-phis III, Neues Reich, 18. Dynastie, zirka 1387-1350 v. Chr. Der Kopf stammt also aus der Blütezeit der ägyptischen Kunst, aus der Zeit des Vaters von Echnaton Amenophis III. Diese politisch und religiös mächtige Zeit spiegelt sich auch in den Skulpturen dieser Periode wider, die Büste zeigt einen Kopf mit Doppelperücke

Fast zur gleichen Zeit findet auch die Wiener Internationale Antiquitäten -messe des Verbandes der österreichischen Antiquitäten- und Kunsthändler im Palais Ferstel statt, die heuer als Attraktion auch die Prunkräume des benachbarten Palais Harrach mit einbezieht. Vom 1. bis 12. November, täglich von zehn bis 19 Uhr, bietet diese Schau, an der erstmals auch Händler aus Deutschland teilnehmen, Kunstwerke aus Porzellan und Glas, erlesenen Schmuck sowie Orientteppiche.

Maximilian Urbanek, Projektleiter des Verbandes der österreichischen Antiquitäten- und Kunsthändler: „Der Österreicher, insbesondere der Wiener, ist ein starker und wissender Antiquitätenkäufer. Er fährt auch auf internationale Messen und erwirbt am liebsten Gemälde als Wertanlage, Biedermeier-Möbel, aber auch Schmuck und Silber sowie Ausgrabungsobjekte!” Letztere scheinen sich zu einem wahren Trend zu ent-

Foto Hofburg mit wellig-gerippten Locken, die über einen weiteren Teil gedrehter Locken fallen. Das jugendliche Gesicht mit den mandelförmigen Augen und den fein geschnittenen, gebogenen Augenbrauen in erhabenem Relief zeigt am Kinn den Ansatz eines gerippten Bartes - ein Attribut, das eigentlich nur Göttern und Königen zu eigen ist. Seitens der Wissenschaft wird angenommen, daß es sich bei diesem , Kopf womöglich um die Darstellung des sehr jungen Königs Ame-nophis III. handeln mag. Die Büste muß zu einer sogenannten Schreiberstatue ergänzt worden sein - das heißt der Darstellung eines schreibkundigen und damit sehr weisen Mannes, der über das allgemeine Volk gestellt wird. Diese Schreibkundigkeit wurde als eine Tugend gesehen, die im Neuen Reich häufig von jungen Prinzen beansprucht wurde.

Neben weiteren archäologischen Funden der griechischen und römischen Antike sind auch Gemälde und Zeichnungen zu sehen, unter anderem von Jan Bruegel d. J., Gustav Klimt, Oskar Kokoschka und Koloman Moser. Aus der österreichischen Malerei sind Künstler wie Albin Eg-ger-Lienz und Rudolf von Alt präsent. Bei der künstlerischen Druckgraphik sind Werke der Weltkunst wie auch lokalbezogene österreichische Arbeiten zu sehen. An der Spitze stehen Albrecht Dürer und Rem-brandt, gefolgt unter anderen von Egon Schiele, Pablo Picasso und Marc Chagall.

Die Möbelbaukunst ist mit originalen Exponaten vom ausgehenden Mittelalter bis zum Art Deco vertreten. In Österreich aktuell ist nach wie vor das Biedermeier. Einrichtungsgegenstände aus adeliger und großbürgerlicher Provenienz werden heuer angeboten. Maximilian Urbanek: „Wir wollen nicht durch Quantität bestechen, sondern durch Qualität und durch die Attraktivität der Präsentation.

Die im Verband zusammengeschlossenen Kunst-und Antiquitätenhändler sind zum Teil auch als Werbefachleute, Restauratoren und Kunsthistoriker ausgebildet. Sie sehen ihre Aufgabe nicht nur in der erfolgreichen kaufmännischen Tätigkeit, sondern auch in der Erhaltung der Kunstwerke, in der Information und im Gedankenaustausch!”

Freunde und Sammler von Kunst und Antiquitäten werden wohl auf beiden Messen voll auf ihre Rechnung kommen.

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