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Schöpfungen von klassischer Eleganz

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Die Generalsanierung des Belve-dere und die damit verbundene Neuaufstellung der Sammlungsbestände der Osterreichischen Galerie in Wien machten es möglich, den 300. Geburtstag von Georg Raphael Donner mit der bislang ersten Übersichtsausstellung der Werke des bedeutendsten österreichischen Bildhauers zu begehen.

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Die Generalsanierung des Belve-dere und die damit verbundene Neuaufstellung der Sammlungsbestände der Osterreichischen Galerie in Wien machten es möglich, den 300. Geburtstag von Georg Raphael Donner mit der bislang ersten Übersichtsausstellung der Werke des bedeutendsten österreichischen Bildhauers zu begehen.

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Erstmals waren die Ausstellungsplaner jetzt nicht gezwungen, auf die im Unteren Belvedere beheimatete Schausammlung des Barockmuseums Rücksicht zu nehmen, so daß sie im gesamten ehemaligen Wohnschloß des Prinzen Eugen von Savoyen mehr als 200 Exponate präsentieren können.

Einbezogen in die von Michael Krapf konzipierte Schau sind nicht nur die Arbeiten Donners, sondern auch die seines Lehrers Giovanni Giuliani, Bildhauer aus Venedig, tätig in Wien und Heiligenkreuz; außerdem die seines Bruders Matthäus Donner sowie die seiner Zeitgenossen, Schüler und Nachfolger von Gabriel Mollinarolo und den Brüdern Balthasar Ferdinand und Johann Nikolaus Moll über Balthasar Permoser, Johann Baptist Hagenauer und Johann Dorfmeister bis hin zu Karl Georg Merville und Franz Xaver Messerschmidt.

Ein Gutteil der Plastiken und Reliefs stammt aus dem Besitz der Österreichischen Galerie, doch haben auch das Historische Museum der Stadt Wien, das Wiener Kunsthistorische Museum, die Graphische Sammlung Albertina, die Akademie der bildenden Künste, die Österreichische Nationalbibliothek, die Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz und das Stiftsmuseum Klosterneuburg sowie Museen aus Deutschland (Berlin, Köln, Braunschweig, Frankfurt und München), der Slowakei (Preßburg), Ungarn (Budapest), der Tschechischen Republik (Prag), Liechtenstein, Rußland (St. Petersburg) und der USA Leihgaben zur Verfügung gestellt.

Die ersten Räume sind dem Frühwerk sowie den zahlreichen Kleinplastiken von „Merkur” und „Venus” des am 24. Mai 1693 in Eßling (heute 22. Wiener Bezirk) geborenen Künstlers” gewidmet, dessen Vita bloß spärlich dokumentiert ist.

Wie er ausgesehen hat, vermittelt uns ein ergreifendes Bild, das Donners Freund, der große Paul Troger, um 1728 gemalt hat. Das lange verschollen gewesene Porträt aus dem Eigentum der Städtischen Galerie in Preßburg zeigt einen Mann mittleren Alters. Seine Gesichtszüge sind von Enttäuschun gen und einer gewissen Melancholie gezeichnet.

Schließlich hat die steil nach oben führende Karriere Donners erst 1729 mit dem Avancement zum „Hochfürstlichen * Bau-Direktor” des Erz-bischofs von Gran und Primas von Ungarn, Emmerich Graf Ester-häzy, begonnen. Alle früheren Aufträge, einschließlich dem Ruf, für das Stiegenhaus im Salzburger Schloß Mirabell des Erzbischofs Anton Graf Harrach lebensgroße Figuren anzufertigen, hatten Donner kaum Erfolg gebracht.

Dieser stellte sich erst mit den Marmorfiguren für die Elemosynariuska-pelle im Preßburger Martinsdom sowie der Bleistatue des „Heiligen Martin mit dem Bettler” ein, einer ebenfalls für den Martinsdom bestimmten Skulpturengruppe, die sich an antiken Feldherrenbildern orientiert hatte und den Heiligen aus der einstigen römischen Provinz Panno-nien als ungarischen Magnaten darstellt.

Ab nun mit Aufträgen überhäuft, schuf der Meister, der sich nach dem Renaissancemaler Raphael nannte, in atemberaubendem Tempo in den zehn Jahren bis zu seinem Tod (am 15. Februar 1741) fast sein ganzes bekanntes (Euvre.

Zu seinen großartigen Schöpfungen zählen die „Apotheose Kaiser Karls VI.” aus weißem Carraramar-mor(1734)unddie Figuren des Mehlmarktbrunnen (1737 bis 1739), den die Wiener längst schon Donnerbrunnen nennen.

Ausgeführt hat Donner den Brunnenschmuck im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Mehlmarktes (heute Neuer Markt) über Bestellung des Wiener Magistrats in zwei Etappen: zunächst lediglich die zentrale Figur der Providentia, verstanden als eine Allegorie der guten Regierung durch die Stadtväter, samt vier Putti. Als die über Wunsch nicht aus Stein gehauenen, sondern aus mattschimmerndem Blei gegossenen Figuren ebenso fertiggestellt waren wie das vom Steinmetzmeister Johann Georg Sebastian geschaffene Brunnenbek-ken, trat der Wiener Stadtrat mit einem weiteren Vertrag an Donner heran und verlangte vier zusätzliche Figuren, die den Beckenrand flankieren sollten. Donner kam dem Wunsch nach und stellte in seiner Preßburger Werkstatt die Personifikationen von vier Nebenflüssen der Donau her nämlich die Traun, Enns, Ybbs und k March.

Da die empfindlichen Bleifiguren bald Schäden aufwiesen, ersetzte man sie mit der Zeit durch Kopien aus Bronze. Die Originale wurden fürs erste deponiert, 1921 vom Gemeinderat der Österreichischen Staatsgalerie im Unteren Belvedere als Leihgabe gegen jederzeitigen Widerruf überlassen und im Marmorsaal aufgestellt. Dort stehen sie auch während der bis 30. September dauernden Jubiläumsausstellung und künden vom Streben ihres Schöpfers nach klassischer Schönheit und zeitloser Eleganz.

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